Brunnen als Zeitzeuge
Der als Froschbrunnen bezeichnete Springbrunnen am Bozner Bahnhofsplatz soll als Baudenkmal unter Schutz gestellt werden.
Das hat die Landesregierung auf Antrag der für das Landesdenkmalamt zuständigen Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer beschlossen und hat damit einem Vorschlag der Stadtgemeinde Bozen entsprochen.
Der Froschbrunnen war ursprünglich 1929 vom Bozner Bildhauer Ignaz Gabloner (1887-1964) und dem römischen Architekten Francesco Rossi im Stil der Neuen Sachlichkeit geplant und erbaut worden. Nachdem eine Bombe den Brunnen am 29. März 1944 vollständig zerstört hatte, wurde der Froschbrunnen unter Mitwirkung der beiden Planer und Erbauer 1955 in leicht veränderter Form wiedererrichtet.
„Baudenkmäler sind Zeitzeugen“, betont Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, „sie erzählen Geschichten, sie führen uns in die Vergangenheit, um diese zu verstehen und daraus für die Zukunft zu lernen. Der Froschbrunnen ist ein prägendes Element im Bozner Stadtbild, das es zu erhalten gilt. Sein Gestalter, Ignaz Gabloner war Mitbegründer des Südtiroler Künstlerbundes und hat als Bildhauer und Zeichner das künstlerische Gestalten in Südtirol in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich mitgeprägt.“
Landeskonservatorin Karin Dalla Torre verweist darauf, dass derzeit die besondere Aufmerksamkeit des Landesdenkmalamts der Architektur der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in Südtirol gelte: „Es gibt in Südtirol vor allem in Bozen einige architekturhistorisch und kunsthistorisch bedeutende Zeugnisse der Neuen Sachlichkeit und des Rationalismus mit ihrer klaren und funktionserfüllten Architektur, die die bauliche Landschaft prägen und so wie alle anderen bauhistorischen Epochen exemplarisch nach Typologien in ihren wichtigsten Beispielen erhalten werden sollen.“
Der Brunnen am Bahnhofsplatz sollte den Platz aufwerten und ihm einen städtischen Charakter verleihen. Zu seinen besonderen Merkmalen gehören zwölf wasserspeiende Frösche am Beckenrand und neun Amphoren in der Mitte. Die Frösche symbolisieren in der Mythologie die Erdverbundenheit.
Der Springbrunnen besteht aus einem großen Bassin mit eckiger Randführung. Der gepresste Sandstein des alten Brunnens wurde beim Wiederaufbau durch hellen Travertin aus Tivoli bei Rom ersetzt.
Die Brunnenschale besteht aus einem 120 Zentner schweren Steinblock.
Der Wasserstahl aus der stilisierten Gruppe von Amphoren erreichte früher zehn Meter, heute nur mehr einen Meter Höhe. Die Zitate in lateinischer Sprache von Lukrez, Tibull und Horaz zum Thema Wasser, die am ersten Brunnen angebracht waren, wurden 1955 nicht mehr aufgenommen. Unterhalb der Travertinschale sind die Namen von Ignaz Gabloner und Francesco Rossi angebracht.
Der Bozner Bildhauer Ignaz Gabloner (1887-1964) hat mit seinen Skulpturen am Bau und im öffentlichen Raum, welche wesentliche Stilelemente der europäischen Moderne wie Expressionismus, Kubismus und Neue Sachlichkeit enthalten, zu einer stilistischen Neuformulierung beigetragen. Von Gabloner stammen zum Beispiel auch der Franziskusbrunnen auf der Bozner Wassermauer, die Flachreliefs in dunklem Granit im Eingangsbereich der Sparkasse am Bozner Waltherplatz und die Dreifaltigkeitsdarstellung an der Christkönigkirche, das Kriegerdenkmal in Villnöß sowie das Kruzifix am Sextner Friedhof und zahlreiche Grabgestaltungen.
Der Architekt Francesco Rossi aus Rom hat beispielsweise die INCIS-Wohnanlage in Bozen gestaltet und hat gemeinsam mit Guido Pellizzari, Francesco Rossi und Luis Plattner die ehemalige „Casa Littoria“ und heutigen Finanzgebäude am Bozner Gerichtsplatz entworfen.
Mit ihrem heutigen Beschluss ermächtigt die Landesregierung die Landeskonservatorin im Grundbuchamt Bozen die Eintragung der direkten Denkmalschutzbindung zu beantragen. Die Bindung wird nach Veröffentlichung im Amtsblatt der Region rechtswirksam. Die Gemeinde Bozen hat bereits ein Projekt zur Restaurierung des Brunnens erarbeitet.
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