Die 5 Fehler
Eine Kandidatin in Sippenhaft, die übermächtigen Bauern und Corona: Wo die SVP die Ursachen für ihr Debakel ortet. Und warum man nun den Gang in die Opposition fürchtet.
Von Matthias Kofler
Ein Minus von 700 Listenstimmen und ein abgeschlagener dritter Platz bei der Bürgermeister-Wahl: Für die SVP endet der Meraner Urnengang in einem Debakel. Obmann Philipp Achammer hat für das schlechte Ergebnis eine ähnliche Erklärung parat wie die Oppositionsfraktionen im Landtag: „In den Gesprächen vor Ort war stark wahrnehmbar, wie sich die Wahl auf Dario Dal Medico gegen Paul Rösch zugespitzt hat. Das Triell wurde zu einem Duell – und wir hatten leider das Nachsehen.“
Neben diesem „externen“ Faktor werden SVP-intern aber auch hausgemachte Fehler ins Feld geführt. So sei Spitzenkandidatin Katharina Zeller „in Sippenhaft“ genommen worden. Obwohl sie sich im Wahlkampf emanzipiert und taff präsentiert habe, seien ihr immer wieder die Verwandtschaftsverhältnisse (ihr Großvater ist der Langzeit-SVP-Stadtobmann Siegfried Unterberger, ihr Vater der Ex-Parlamentarier Karl Zeller) vorgeworfen worden, berichten SVP-Funktionäre.
Ein weiterer Grund für die Schlappe sieht man in der Brennerstraße bei den gescheiterten Koalitionsverhandlungen im Vorjahr: „Dafür, dass wir die Regierung platzen ließen, wurde uns nun der Strafzettel ausgestellt“, sagt ein Abgeordneter.
Doch auch die Landespolitik hat sich laut SVP-Insidern maßgeblich auf den Wahlausgang ausgewirkt: Die Corona-Politik und die Zuspitzung der Green-Pass-Debatte hätten der SVP in Meran nicht geholfen, im Gegenteil. „Als regierende Partei durchleben wir momentan nicht gerade die populärste Zeit. Ein gewisser Politiküberdruss ist schon spürbar“, sagt ein Leitungsmitglied. Die Folge: Einige Corona-müde SVP-Wähler blieben entweder zu Hause oder wanderten zur Enzian-Partei über.
Ein fünfter „Fehler“, der in Hintergrundgesprächen immer wieder genannt wird: Die SVP sei zu Bauern-lastig. Neben Stefan Frötscher schafften es überproportional viele Landwirte in den Meraner Gemeinderat (ähnlich sieht es auch in Nals aus).
In der SVP geht das Schreckgespenst Opposition um. Da weder Rösch noch Dal Medico für eine Mehrheit im Gemeinderat unbedingt auf die Stimmen des Edelweißes angewiesen ist, kann die Volkspartei, wenn alles schlecht läuft, in der zweitgrößten Stadt des Landes erstmals auf der harten Oppositionsbank landen. „Es kann gut sein, dass uns Rösch jetzt das Scheitern der Koalitionsverhandlungen heimzahlen will“, sagt ein Funktionär.
Dennoch wird die SVP voraussichtlich keine Wahlempfehlung für die Stichwahlen aussprechen. Obmann Achammer: „Ich halte das für das Vernünftigste. Wir haben mit beiden Kandidaten Schnittmengen, aber auch Punkte, die uns unterscheiden.“
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Kommentare (81)
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annamaria
Ich hoffe, dass Risch oder auch Dal Medico die SVP in die Oppisition schicken!!
Der Achammer soll in den eigenen Reihen mal die Fehler suchen, denn der Wähler hat diese schon länger gesehen.
@alice.it
Wenn man sieht, wie durchorganisiert die Paurn sind, dann wird klar, wie viel Geld diese SVP-Kunden seit Jahrzehnten vom Land Südtirol, von Rom und von Brüssel abkassieren.
andreas
Das Problem der SVP ist Achammer.
Sobald er im Radio oder Fernsehen auftaucht, schalte ich um.
Gut, das mache ich bei Widmann oder Deeg ebenfalls. 🙂
Der LH scheint sich durch die internen Intrigen und Machtkämpfe auch etwas zurück zu halten und es wirkt als müsse er sich intern erstmals Mehrheiten suchen, um etwas durchzusetzen.
Was man erhält, wenn man momentan SVP wählt, ist auch nicht ganz klar.
Am ehesten ein paar Opportunisten, welche sich erstmals um das eigene und das Wohl der Kumpel kümmern und wenn Zeit bleibt, sich die Anliegen der Bürger anhören, welche sie dann aber mit blumigen Ausreden ignorieren.
leser
Klar dürfte wohl sein, wer SVP wählt, stimmt der willkür des weinbergweges zu
Gottseidank trocknet dieser sumpf dank unserer jugend langsam aber sicher aus und das ist gut so
devils_son
der Kompatscher ist keine Führungsfigur! nix,
ein Wackeldaggl isch er
der Luis fehlt halt überall
reinhard_bauer
Ich ersuche sie TZ online um eine umfassendere Hintergrundrecherche. Die 3 Erstgewählten in Meran sind Arbeitnehmer-Vertreter. Unter anderem meine Person. 4-6 Landwirte, die wesentlich umfassendere Interessen hegen als die beschriebenen. Mit Katharina Zeller kommt eine weitere sozial eingestellte Politikerin hinzu.
leser
Reingard bauer
Es ist schon harter tobak, wenn du due tochter zeller als sozialvertreterin beschreibst
Ich meine , da musst schon du mir erklären, wie es ist, wenn eine tochter einer millionärsfamilie es gewohnt ist durch ein paar auswendig gelernte sätze richtungen beschreibt die voll von floskeln sind
Schon allein wenn man einen aristokratenstand nun als neuen botschafter für sozialdenken hieven will, ist es gut wenn due SVP in die opposition geschickt wird
Um die von achammer vielzitierte demut zum normalbürger zu lernen
reinhard_bauer
Das ist sehr einfach zu beantworten.
Ich arbeite seit Ende letzten Jahres mit ihr zusammen und sehe was sie leistet und welches Potential sie hat. Sie beschreiben im Grunde die mittelalterliche Sippenhaft. Werden sie tagtäglich mit den Handlungen ihres Großvaters/Vaters konfronitert und nur darüber hin bewertet? Egal was sie tun? Aja, das ist der Sohn von…?
Kann eine Tochter von…nicht sozial eingestellt sein? Sich jahrelang ehrenamtlich einbringen ohne Hintergedanken? Jede Woche Stunden damit verbringen einen Verein zu führen oder eine andere non-profit Organisation?
Und sie ist dabei nicht alleine. Diese Haltung ist oberflächlich. Besser ist es auf die Arbeit selbst zu achten und wenn das nicht ausreicht, dann bitte sehen sie sich die Arbeit der kommenden Jahre an und lassen sich überzeugen.
Beste Grüße
guyfawkes
Eigentlich wollte ich einige Worten an Herrn Achammer bzgl Verwendung des Begriffes „Sippenhaft“ richten. Da Sie den Begriff nun auch verwenden, schreibe ich dies nun unter Ihrem Kommentar.
Durch die Verwendung des Begriffs „Sippenhaft“ sagt die SVP praktisch: „(Mit-)Schuld am Misserfolg haben die bösen und ignoranten Wähler welche zu blöd sind um zwischen Frau Zeller und ihrer Familie unterscheiden können“.
Aber: Erstens hat der Wähler immer Recht und zweitens hat die SVP dies logisch schon vorher gewusst/einkalkuliert (man hatte diesmal offensichtlich nicht die Ambition mit einem starken Kandidaten in die Stichwahl zu kommen).
Sich jetzt (unter anderem) auf „Sippenhaft“ herauszureden ist – ich kann es nicht anders ausdrücken – sehr billig.
PS Mir ist schon klar dass Sie den Begriff „Sippenhaft“ anders verwendet haben als Herr Achammer (als Antwort auf den Kommentar von „leser“ und nicht unbedingt als Rechtfertigung).
leser
Reinhard bauer
Definiere mir mal was sozial heisst
Ich denke es gibt viele svp politiker, due etwas anderes darunter verstehen
Es gibt ja auch den vergleich mit dem angler der sich mit dem wurm befreundet und fischen geht
Eine freundschaft ist auch aber es gibt nur einen der lächelt
Ich persönlich respektiere die mutter von katherina zeller aber schon allein weil sie für due SVP gegangen ist würde mir nie einfallen sie zu wählen, auch wenn sie ein persönlicher freund von mir wäre
andreas
Euer Problem ist halt, dass euch schon beim Start die Glaubwürdigkeit fehlt, was jetzt nicht auf sie als Person bezogen ist, ich kenne sie nicht, sondern dass ihr euch den Parteivorgaben unterordnen müsst.
Koaliert ihr mit Rösch, was mit der Zeller wahrscheinlich ist, sie hat dem Rösch glaub gestern ja sogar noch Faschingskrapfen gebracht, verliert ihr bei den nächsten Wahlen nochmals ein paar Prozent, koaliert ihr mit Dal Medico, habt ihr Meran an die Italiener verkauft.
Ihr müsst euch nun einem der Beiden anbiedern, gewinnt Dal Medico, müsst ihr fast mit dem koalieren, um nicht wieder die Schuld am Scheitern zu bekommen, gewinnt Rösch, dürft ihr euch dem fast bedingungslos unterordnen.
Koalieren Rösch und Dal Medico gehts auf die harte Oppositionsbank.
leser
So ist es
Das gute dabei ist dass due SVP auch nicht mehr die rolle des königsmacher spielen kann
Und das ist gut so
besserwisser
die wahrheit wird sich bald zeigen: die svp wird keinen grünen bürgermeister unterstützen, dass heisst in der folge dass der hart erkämpfte deutsche bürgermeistersessel wieder italienisch wird. so schauts aus! applaus!
stanislaus
Katharina ist eine kompetente und sehr fleißige Frau. Seit langem eine absolut wählbare Kandidatin in Meran. Das Problem scheint mir die Partei und vor allem auch ihr Großvater zu sein. Die Burggräfler verzeihen den Deal mit dem Stegerhof nicht.
ostern
Unterstützt nur immer fleissig die Bauern, und
die SVP Wähler werden immer weniger!!!
Steuervorteile , IRPEF, Corona Bonus usw.
Die Bauern werden noch zum Ruin der SVP werden.
rumer
@ostern
Der Ruin der SVP wäre ein Segen für das Land.
Frage an einen Politikexperten:
Wenn man 50% Frauen auf die Wahlliste setzt, wieviele werden gewählt?
Antwort: fast keine. Es werden weniger Frauen aus Männer gewählt. Da sich bei den Frauen die weniger Stimmen auch auf 50% verteilen, kommen fast keine in den Gemeinderat.
Mehr als 25% Frauen auf einer Wahlliste schadet den Frauen. Sowas weiß der Zeller !!!!!!
Hat er es mit Absicht gemacht?
sepp
Und do groeste fehler isch die lachnummer dolce decine Freud in kurz girl gscheider on mit dir 3 wahlen 2 verloren supo bilanz
annamaria
Achammer in erster Linie muss weg!! Vielleicht gehts dann a bissl besser!!! Aber es sollte die ganze Partei mal revisioniert werden!!!
leser
Annamaria
Davon reden sie ja schon seid 20 jahren
tirolersepp
Opposition ist Scheisse, sagte schon muente aus Deutschland !!!
olle3xgscheid
Die 5 Fehler?! Erde an Svp…..
Ein Svp- Skandal nach dem anderen, nicht eingelöste Versprechen und das seit Jahren.
Der Mittelstand wird allein gelassen , wer zahlt die horrenden Mieten und Wohnungen? Lösung in Sicht?? Dai dai…
Aber Hauptsache bei der Creme de la Creme läufts!!
florianegger
Jetzt spricht man von Sittenhaft, eine unbekannte Spitzenkandidatin wäre dann halt zu unbekannt gewesen. Man kann alles Schönreden und die Politik noch unglaubwürdiger machen.
fliege
Auf dem Foto sind aber 7 Fehler ersichlich, nicht nur 5……