„Nur mit Green Pass“
Wegen der Corona-Auflagen geraten Gastwirte oft zwischen die Fronten. Horst Nössing, Wirt im Hotel Weisse Lilie in Mühlbach, fordert deswegen die Green-Pass-Pflicht auch an der Theke.
Tageszeitung: Herr Nössing, nur Gäste mit dem Grünen Pass dürfen Ihr Hotel und die Bar betreten. Diese Haltung haben Sie explizit auf Facebook kommuniziert…
Horst Nössing: Ja, weil ich gesehen habe, dass manche Gäste trotz der Green-Pass-Pflicht auch ohne 3G-Nachweis ins Lokal gehen wollen, um einen Kaffee zu trinken oder zu speisen. Ich habe somit von vornherein klargestellt, dass ich den Grünen Pass in meinem Lokal verlange, weil ich überzeugt bin, dass man nur mit diesen Vorkehrungen die Pandemie in den Griff bekommen wird.
Auch in der Bar an der Theke? Dort ist dieser Nachweis nicht erforderlich…
Auch dort. Ich bin konsequent. Die Regelung, dass der ungeimpfte Kunde schnell in die Bar darf, um dort ein Bier oder einen Kaffee zu trinken, ist absurd. Der Gast nimmt dort seine Maske ab, er redet und ratscht – ohne Maske – mit anderen Gästen oder dem Personal. Die Ansteckungsgefahr ist somit gegeben.
Sie plädieren für die Abschaffung dieser Regelung?
Absolut. Diese Ausnahmeregelung ist absurd und absolut nicht nachvollziehbar. Während der ersten Welle wurde die Theke hermetisch mit Bänder oder Stühlen abgeriegelt. Kein Gast durfte am Budel stehen, es durften nur die Gäste am Tisch bewirtet werden. Jetzt gilt die umgekehrte Regelung: Der Bereich um die Theke ist jener, wo die Ansteckungsgefahr am größten ist. Und: Diese Regelung erschwert es uns maßgeblich, den Grünen Pass zu kontrollieren.
Wie haben die Kunden auf Ihre Green-Pass-Pflicht reagiert?
Sehr unterschiedlich: Die einen reagierten sehr aggressiv. Es wurde mir einiges an den Kopf geworfen: Wer ich glaube zu sein, dass ich mir erlaube, eigene Gesetze zu machen? Wie es nun weitergehen wird, wird sich zeigen: Bisher waren die Temperaturen noch angenehm, Ungeimpfte konnten im Freien bleiben. In den nächsten Tagen soll es kalt werden, im Freien ausharren, wird nun ungemütlich.
Wegen Ihres Posts werden Sie auf Facebook angegriffen. Haben Sie mit diesen Anfeindungen gerechnet?
Ich habe zwar mit einzelnen Anfeindungen gerechnet, aber nicht mit diesem Ausmaß. Ich bin ein Impfbefürworter und setze nur das um, was mir das Gesetz vorschreibt. Daher sind für mich diese Hasspostings nicht nachvollziehbar.
Haben Sie durch die Green-Pass-Pflicht Kunden verloren?
Ja, es gibt einzelne, die bei mir aufgrund der strengen Kontrollen nicht mehr einkehren, weil ich ihnen auch nichts verabreiche. Ich weiß nicht, warum Gastwirte nicht kontrollieren –, vielleicht weil sie Angst haben, Gäste zu verlieren. Eine Haltung, die ich nicht toleriere. Ich habe indes sehr viele Gäste, die mir sehr dankbar sind, weil ich die gesetzlichen Vorgaben rigide einhalte. Sie fühlen sich bei mir sicher.
Was muss sich ein Gastwirt alles an den Kopf werfen lassen?
In der Bar bzw. im Gastlokal eigentlich wenig. Dort haben nur wenige die Courage, aufzubegehren. Und wenn ein Impfgegner eine Debatte anzettelt, dann bereite ich dieser sofort ein Ende, weil ich einfach anderer Meinung bin. In den sozialen Netzwerken hingegen geht es rund, dort entladen viele ihren Zorn, es folgen die Hasspostings, die weit unter die Gürtellinie gehen.
Letzte Frage: Auf Facebook werden Sie aufgefordert, Ihren Post auf dem Kirchturm zu positionieren. Haben Sie dies schon in Betracht gezogen?
(Lacht) Noch nicht. Aber da wir in Mühlbach den schönsten Kirchturm in Südtirol haben, wäre dies vielleicht keine schlechte Idee und eine gute Werbung.
Interview: Erna Egger
Kommentare (57)
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