„Das Versprechen einlösen“
Paul Köllensperger findet es sinnvoll, wenn das Land den Strombonus kippt und den Gratis-Strom nimmt. Aber er fragt: Was bekommen die Bürger?
Die Landesregierung will den seit Jahren versprochenen Strombonus nun kippen und stattdessen den dem Land zustehenden Gratis-Strom nehmen. „Wirtschaftlich ist diese Entscheidung allemal sinnvoll, doch die Frage bleibt: was bekommen die Bürger jetzt? „, fragt Paul Köllensperger vom Team K.
Das Autonomiestatut Südtirols legt in Artikel 13 fest, dass bei Konzessionen für große Wasserableitungen zur Erzeugung elektrischer Energie die Konzessionsinhaber die Pflicht haben, den Provinzen Bozen und Trient jährlich und unentgeltlich für öffentliche Dienste und für bestimmte, durch Landesgesetz festzusetzende Verbrauchergruppen 220 Kilowattstunden für jedes Gigawatt konzessionierter mittlerer Nennleistung zu liefern.
Diesen „Gratis-Strom“ gibt es als Gegenleistung dafür, dass die großen Konzessionen das öffentliche Gut Wasser zur Stromproduktion nutzen dürfen.
„Das Land hat aber vor Jahrzehnten entschieden, entgegen jeder wirtschaftlichen Logik, statt des Gratis-Stroms eine Ausgleichszahlung entgegenzunehmen. Dies geschah wohl auch, um ein Stillhalten der Enel bei der Entstehung der Landes Energiegesellschaft SEL zu erkaufen“, vermutet Paul Köllensperger.
Und so zahlten die großen Stromanbieter des Landes, früher ENEL, Edison und heute Alperia, einen fixen Geldbetrag anstatt der kostenlose Abgabe der vorgesehenen Strommenge.
„Eine krasse Fehlentscheidung, denn der Gegenwert des Gratis-Stroms beträgt mindestens das Doppelte der erhaltenen Zahlungen“, so Köllensperger.
Hunderte Millionen Euro seien dem Land entgangen, weil die Landesregierung jahrelang einen geringeren Preis bzw. den staatlichen Stromtarif als Entschädigung erhalten hat. Trient hatte seit jeher aus diesem Grund entschieden, den Gratis-Strom zu beziehen.
Paul Köllensperger weiter:
„Wenigstens wurde aber, wohl als Wahlkampf-Zuckerle, den Bürgern schon vor drei Jahren versprochen, ihnen den erhaltenen Gegenwert – ca. 10 bis 15 Mio Euro jährlich – zukommen zu lassen, in Form einer Auszahlung von 50/60 Euro jährlich über die Stromrechnung. Gerade jetzt, da der Strompreis in die Höhe geschnellt ist, wäre es höchst an der Zeit dieses Versprechen umzusetzen, und die Haushalte wenigstens ein wenig zu entlasten, wie das Team K bereits öfters gefordert hat.“
Denn seit drei Jahren werde dieses Versprechen nicht eingelöst. Und nun wolle es die Landesregierung offenbar ganz kippen.
Paul Köllensperger meint dazu:
„Dieses Versprechen ist einzulösen. Für die Zukunft ist es in der Tat die wirtschaftlich sinnvollere Entscheidung, den Gratis-Strom zu beziehen, aber es muss dabei ein konkreter Vorteil für die Bürger im Land herausspringen.
Per Landesgesetz könnte der Landtag beschließen, den Strom kostenlos an gewisse Verbrauchergruppen abzugeben. Genauso kann man den Leuten den Gegenwert des erhaltenen Stroms und der damit verbundenen Ersparnisse in Form von Auszahlungen über die Stromrechnung oder in Form von nützlichen Diensten weitergeben.
Was nicht geht, ist dass das das Land sich jetzt den Gratis-Strom einfach nimmt ohne an die Bürger einen Vorteil weiterzugeben. Es muss etwas bei den Leuten ankommen, erst recht in dieser Zeit.“
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Kommentare (9)
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asterix
Ws würde ja schon reichen wenn die Spesen reduziert würden. ZB: bei einer Stromrechnung von, sagen wir nal 100€ beläuft sich der Verbrauch auf ca. 40 bis 45€. Der Rest sind Transportspesen, Zählerspesen, Verwaltungsspesen , Steuern usw. usw. Total unverhältnismäsig ,reine Abzocke.
morgenstern
Die „Transportspesen“ kannst du dir beispielsweise sparen wenn du den Strom mit dem Rucksack beim Erzeuger selber abholst.
sukram
Leider ist der Stombonus letztendlich eine populistische Investition in fossile Energie. Wenn wir nicht alle irgendwann ersticken wollen müssen wir uns an Stompreise um die 40Cent und an Benzinpreis über 3 € gewöhnen und die Erhöhung mit Sparen abfedern. Das gesammelte Geld müsste in den Ausbau der grünen Energien, in Südtirol würde dies heißen Wasserstoff aus Wasserkraft zu produzieren und die LKWs inkl. Transit damit zu betanken.