„Mejes“ am Arlberg
Dass das Verschwinden historischer Bauernhöfe nicht nur in Gröden ein Thema ist, sondern den ganzen Alpenraum betrifft, zeigt die Zusammenarbeit zwischen dem Museum Gherdëina und dem Klostertal Museum in Wald am Arlberg. Dort wurde nun die Wanderausstellung „Mejes – Bauernhöfe in Gröden: Gedächtnis einer Landschaft“ eröffnet, die noch bis Ende Oktober zu sehen sein wird.
Von vornherein war die Ausstellung, die im Sommer 2019 in St. Ulrich zu sehen und danach pandemiebedingt ausgesetzt war, als Wanderausstellung angelegt worden. „Die Ausstellung bezieht sich zwar auf das bäuerlich-architektonische Erbe unseres Tals, das Thema ist aber eines, das alle Alpenländer gleichermaßen betrifft“, erklärt Paulina Moroder, Direktorin des Museum Gherdëina.
Dass sie mit dieser Einschätzung nicht alleine ist, zeigt das Interesse des Vorarlberger Klostertal Museums. Schon im Sommer hatte man sich dort im Rahmen eines Leader-Projekts mit der Erforschung und Dokumentation der Bausubstanz befasst, nun zeigt man im Museum als Ergänzung dazu die Grödner Mejes-Ausstellung. „Durch die Ausstellung wird der Blick im Klostertal Museum weit über die Grenzen hinaus möglich gemacht“, so der Obmann des Museumsvereins, Christof Thöny.
Eröffnet wurde die Wanderausstellung am vergangenen Samstag, 2. Oktober. Noch bis 31. Oktober sind die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Fotos der alten Grödner Bergbauernhöfe in Wald am Arlberg zu sehen. Die Fotos sind Teil einer umfassenden Dokumentation von nicht weniger als 70 Höfen in allen vier Grödner Gemeinden, die der Architekturfotograf Václav Sèdy in den Jahren 2017 bis 2019 verwirklicht hat. „Eine solche Dokumentation könnte auch für eine Region wie das Klostertal beispielgebend sein“, so Thöny.
Allein um die Dokumentation geht es dem Museum Gherdëina mit seinem Mejes-Projekt allerdings nicht. „Unser Anliegen war und ist, eine möglichst breite Bevölkerungsschicht für die Besonderheit, die Schönheit und den kulturellen Wert unseres architektonischen Erbes zu interessieren und zu sensibilisieren“, so Moroder. Darüber hinaus bemüht man sich, im Netzwerk mit anderen Institutionen den Eigentümern technisch mach- und finanzierbare Alternativen zu einem Abriss der historischen Gebäude aufzuzeigen. „Nur so, im Zusammenspiel aller Beteiligten und mit dem nötigen gesellschaftlichen Bewusstsein für die Bedeutung der bäuerlichen Architektur als integraler Bestandteil der alpinen Landschaft und Kultur können wir unseren Beitrag dazu leisten, den unwiederbringlichen Verlust an historischen Bauernhöfe aufzuhalten und unser Tal vor Langzeitfolgen für Kultur, Landschaft und Gesellschaft zu bewahren“, so Moroder. „Der architektonische Ausdruck der Mejes offenbart einen originellen Aspekt, der mit der Ästethik aller Grödner Kunstformen verbunden ist“, betonte Architekturfotograf Sèdy anlässlich der Eröffnung. „Die Höfe sind die stillen und höchsten Symbole der Kultur und der Identität Grödens.“
Im ehemaligen Stadel des Thöny-Hofes des Museums Klostertal hat die „Mejes“-Ausstellung einen idealen Ort gefunden, um die historischen Grödner Höfe zu präsentieren. Der 1642 erbaute Thöny-Hof wurde 1874 von einem Paarhof, in dem Wohnhaus und Stall getrennt waren, zu einem Einhof umgebaut und war bis 1959 bewohnt. Wegen seiner Ursprünglichkeit und seiner Ausstattung steht das Gebäude unter Denkmalschutz und wird vom Museumsverein Klostertal mit viel Engagement für die Vermittlung des Lebens der Bauern unter den erschwerten Bedingungen in diesem Tal genutzt.
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