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Schlechtes Pilzjahr

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Zu trocken, zu windig, zu heiß: Heuer war kein gutes Pilzjahr in Südtirol. Es wurden auch nur 27 Strafen wegen Übertretung des Pilzgesetzes ausgestellt.

von Lisi Lang

„Heuer war wirklich kein gutes Pilzjahr“, sagt Karl Kob, der Vorsitzende des gesamtstaatlichen Mykologischen Vereins Bresadola. Die Saison sei zwar noch nicht komplett zu Ende, dennoch könne man bereits jetzt sagen, dass das heurige Pilzjahr eines der schlechtesten der letzten Jahre war.

Was die üblichen Speisepilze betrifft, so konnte man laut Karl Kob im August kurzzeitig in einigen Tälern Pfifferlinge finden. „Steinpilze gab es hingegen extrem wenige oder teilweise sogar keine“, erklärt Karl Kob. Aber auch andere Pilze, die hauptsächlich Mykologen interessieren und von diesen studiert werden, sah man in den Wäldern heuer deutlich seltener. „Es war sogar oft schwierig geeignete Standorte für die Sammlungen von Pilzen für die Fortbildungskurse zu finden“, erklärt der Vorsitzende des gesamtstaatlichen Mykologischen Vereins Bresadola.

Dass heuer kein besonders gutes Pilz-Jahr war, zeigt auch der Blick auf die ausgestellten Strafen wegen Übertretung des Pilzgesetzes. Bis Ende letzter Woche wurden in Südtirol nur 27 Übertretungen festgestellt. Das sind deutlich weniger als in den Jahren zuvor, wie ein Blick in den Agrar- und Forstbericht zeigt: Im Jahr 2020 wurden in Südtirol 163 Übertretungen des Pilzgesetzes geahndet, 2019 waren es insgesamt 173 Übertretungen. Heuer wurde Pilzesammlern, die ohne Genehmigung erwischt wurden, aber auch keine außergewöhnlich hohen Strafen ausgestellt. „Der höchste Betrag waren 250 Euro, bei den meisten Übertretungen handelt es sich aber um Beträge von 91 Euro“, erklärt Florian Blaas, stellvertretender Direktor der Abteilung Forstwirtschaft. Die meisten Strafen wurden italienischen Staatsbürgern aus anderen Regionen ausgestellt.

Und warum war heuer ein so schlechtes Pilzjahr? „Bereits im Spätfrühling, wo die Pilzfäden zu knospen beginnen – was dann der Ansatz für den Fruchtkörper ist, den wir Pilz nennen – war es sehr kalt und darunter haben die Pilzfäden möglicherweise gelitten“, erklärt der Vorsitzende des gesamtstaatlichen Mykologischen Vereins Bresadola.

Aber auch im Sommer waren die Witterungsverhältnisse nicht so gut: „Es war sehr windig, sehr heiß und trocken, dazu kommen Sturmsituationen in den Wäldern – und das alles hat sicher auch dazu beigetragen, dass es heuer weniger Pilze gab“, erklärt Karl Kob.

Die Pilz-Situation in den Wäldern habe sich aber bereits in den letzten Jahren schon etwas schlechter, beobachtet der Experte. Ein möglicher Grund dafür könnte laut Karl Kob der Klimawandel sein. „Die Wälder haben in den letzten Jahren stark gelitten – man muss nur an den Sturm Vaia denken – und wenn die Bäume unter den Witterungseinflüssen leiden, dann leiden auch die Pilze“, erklärt Karl Kob. Viele Pilze würden nämlich mit den Wurzeln der Bäume zusammenleben. „Die Pilzfäden bilden mit den Wurzeln der Bäume Verbindungen, leben in Symbiose, und wenn es einem der Partner schlecht geht, beispielsweise den Bäumen, dann geht es automatisch auch den Pilzen schlecht“, erklärt der Vorsitzende des gesamtstaatlichen Mykologischen Vereins Bresadola.

Wenn es weniger Pilze gibt, kann das aber auch gefährlich für die Sammler werden. Die Mykologen betonen deswegen vor allem in diesen Zeiten immer wieder, dass man nur Pilze sammeln soll, die man gut kennt. Und sollte man Zweifel haben, eine Beratungsstelle aufzusuchen. „Wenn die Leute die üblichen Speisepilze nicht finden, wagen sie sich mit Vergleichen in Büchern an andere Pilze heran und das kann wirklich gefährlich werden“, warnt der Experte.

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