Exklusive Exzesse
Alkohol, Drogen, Vandalismus, ein verprügelter Anrainer: Die Situation rund um den Exclusiv-Club nimmt bedenkliche Ausmaße an. Die Gemeinden Lana und Tscherms greifen durch.
von Karin Gamper
„Niemand hat etwas dagegen, dass Jugendliche feiern, aber was da abgeht, können wir nicht mehr tolerieren“. Das sagt Astrid Kuprian, die Bürgermeisterin von Tscherms nach der Krisensitzung vom Mittwoch mit Lanas Bürgermeister Harald Stauder, Anrainern des Exclusiv-Clubs und Disko-Betreiber Georg Sanin. Letzterer erschien zu dem Treffen mit seinem Anwalt. Rund 30 Leute waren anwesend.
Was die Anrainer des an der Gemeindegrenze Tscherms/Lana liegenden Clubs zu berichten hatten, ist verstörend und wohl auch ein sozialer Weckruf. Es wurde mitgeteilt: In den finsteren Ecken der privaten Hofstellen und Garagen werden Drogen versteckt, auf der Straße wird mitgebrachter Alkohol konsumiert, es zirkulieren 13- und 14-Jährige, die Bewohner trauen sich ab 22.00 Uhr nicht ins und aus dem Haus.
Ein Anrainer wurde am vergangenen Wochenende nach einem Disput mit mehreren Jugendlichen verprügelt und verletzt. Einige der jungen Leute scheinen außer Rand und Band und zeigen sich selbst von den Ordnungskräften unbeeindruckt.
„Ich erhalte nach jedem Wochenende regelmäßig zahlreiche Beschwerden von Betrieben und Haushalten“, erklärt Bürgermeisterin Kuprian, die deshalb ihren Amtskollegen Stauder eingeschaltet hat. Die Reklamationen reichen von zu lauter Musik bis hin zu Vandalismus und blinder Zerstörungswut. Zwischen Tscherms und Lana sind die Gehsteige regelmäßig mit einem Scherben- und Abfallteppich gepflastert.
Der Exclusiv-Club wurde von den Polizeibehörden Mitte September für fünf Tage gesperrt, nachdem Verstöße gegen die Corona-Regeln festgestellt wurden.
Laut den geltenden Bestimmungen darf in der Disko nicht getanzt, sondern nur im Zeltbereich aufgeschenkt werden. Häufig wird derzeit auf dem weitläufigen Parkplatz vor der Disko Party gefeiert, mit mitgebrachten Boxen und Autoradios. Das Getuschle, wonach der Exclusiv-Club mit Alters- und Greenpass-Kontrollen nur leger umgehe, dementiert Georg Sanin und verweist zudem darauf, dass er für das, was vor der Disko abgeht, nicht verantwortlich sei.
Das sehen die betroffenen Gemeindeverwaltungen anders. Sie haben dem Lokalbetreiber die Rute ins Fenster gestellt. „Herr Sanin wurde mit Nachdruck aufgefordert, mehr Security-Leute einzustellen, da die vier jetzigen nicht ausreichen“, erläutert Astrid Kuprian.
Zudem werden die Gemeinden aktiv werden, damit mehr Ordnungskräfte nach dem Rechten sehen. Ebenso sollen verstärkt Streetworker eingesetzt werden, um das Problem auch in seiner sozialen Dimension anzugehen. Schließlich werden die Shuttle-Fahrer angehalten, die Jugendlichen bis auf den Parkplatz des Lokals zu bringen und nicht beim Kreisverkehr abzusetzen.
Wenn das alles nichts bringt, werden die Gemeinden eine restriktive Regelung nach dem Modell des Bozner Obstmarkts mit Alkoholverbot im Umkreis des Clubs andenken. Die Gemeinde Lana prüft bereits, ob und wie sich dies umsetzen lässt.
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Kommentare (9)
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andreas
Genau, Sanin hat Schuld, wenn sich 13- und 14- jährige Burschen nicht benehmen bzw. überhaupt am späteren Abend dort zirkulieren.
saustall_kritiker
Dass in einer Disko mit greenpass immer noch nicht getanzt werden darf, ist wohl auf unsere schleimige Politik zurückzuführen. Ich war kürzlich am Wörthersee, da wird getanzt wir je zuvor. Bedingung ist nur der Coronapass für den Eintritt. Und wenn ich die Zustände bei uns erzählt habe, kam allenfalls schallendes Gelächter 🙂
artimar
Marktwirtschaftliche Kundenfreundlichkeit heißt die Bedürfnisse kennen. Wie wäre es damit, inner- oder außerhalb der Disko einfach einen Schwinger-, und Ranglerring bzw. ein Trampolin aufzustellen, damit auch alle Nicht-Tänzer-innen sich mal locker machen können?
saustall_kritiker
Oder daneben einen Nachtclub aufmachen. Denn dort wird auch im Land der Schleimer getanzt hahaha. Letztgenannte gehen da ja wohl selber gern rein oder?
criticus
Darunter sind sicherlich auch die „fridays for future-Schlaumeier“. Es ist schon interessant in Europa, 14jährige dürfen nicht arbeiten aber die ganze Nacht durchmachen. Strengere Gesetze wird es kaum geben, da die meisten Politiker von der organisierten Kriminalität gelenkt werden! Vor 50 Jahren haben solche Schreier eins auf die Birne bekommen und es war Ruhe. Heute gibt es Protokolle und das wars.
leser
Schuld ist eindeutig der bürgermeister, weil er nicht sein buch für gutes benehmen in den schulen eingeführt hat