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„Soll er SVP um Erlaubnis fragen?“

Giuseppe Conte mit Julia Unterberger (Foto: Karlheinz Sollbauer)

SVP-Senatorin Julia Unterberger erklärt, warum sie Giuseppe Conte „kurz gegrüßt“ hat. Und sie verrät: „Meine Tochter Katharina Zeller war kurz davor mitzukommen.“  

Tageszeitung: Frau Senatorin, Sie waren stets eine überzeugte Unterstützerin der Regierung Conte in Rom und wichen dafür auch schon mal von der SVP-Parteilinie ab. Sind Sie jetzt enttäuscht, dass Conte als Chef der Fünf-Sterne-Bewegung ausgerechnet in Ihrer Heimatstadt Meran aktiv den grünen Bürgermeisterkandidaten Paul Rösch unterstützt? 

Julia Unterberger: Natürlich bedaure ich, dass sich diese politische Konstellation ergeben hat und ich glaube Conte könnte genauso gut ein Partner der SVP sein.  Andererseits ist es ganz klar, dass sich Giuseppe Conte als Parteichef für seine Gruppierung einsetzt. Deshalb mache ich ihm persönlich daraus auch keinen Vorwurf.  

SVP-intern gab es Stimmen, die forderten, dass Giuseppe Conte seinen Wahlkampfauftritt in Meran nicht wahrnehmen solle. Teilen Sie diese Meinung?

Die Stimmen kommen genau von jenen, die seine Regierung nie unterstützen wollten. Sollte er etwa zuerst bei der SVP anfragen, ob er als Parteichef der Fünf-Sterne-Bewegung nach Meran kommen darf? Das ist wirklich eine absurde Forderung. Dass die Fünf-Sterne-Bewegung und auch der PD im Bündnis mit Paul Rösch sind, ist die logische Konsequenz aus der Zusammenarbeit von SVP und Lega auf Landesebene. Das ganze Schlamassel hat angefangen, als die SVP mit der Lega und nicht mit dem PD, mit dem sie eine jahrzehntelange gute Zusammenarbeit hatte, ein Bündnis eingegangen ist. Dann darf sich auch niemand darüber aufregen, dass sich auch der PD andere Partner sucht.

Auch persönlich-familiär ergibt sich für Sie eine besondere Konstellation, nachdem Ihre Tochter Katharina Zeller die Bürgermeister-Kandidatin der SVP und somit eine Gegenspielerin von Rösch ist?

Klar tut mir das leid, aber auch hier mache ich Giuseppe Conte keinen Vorwurf. Was sollte er tun? Auf das Bündnis aus Sympathie zur Unterberger verzichten? Absurd. Außerdem ist ein Wahlkampf kein Krieg, sondern ein Wettstreit der Ideen. Und ich finde, dass der Wahlkampf in Meran sehr fair ausgetragen wird.

Wie kam es zum Zusammentreffen zwischen Ihnen und Conte am Rande seines Wahlkampfauftritts am Sandplatz?

Giuseppe Conte hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass seine Zeit in Meran sehr knapp bemessen ist. Daher hat er mich gebeten, kurz am Sandplatz vorbeizukommen. Da mein Büro sich in 100 m Entfernung befindet, habe ich das auch gemacht. Wir pflegen nach wie vor freundschaftliche Beziehungen und ich schätze ihn, auch wenn er in dieser Konstellation die Gegenseite unterstützt.

Ihr Erscheinen bei der politischen Konkurrenz wird in Ihrer Partei vermutlich für ein Donnerwetter sorgen?

Das glaube ich kaum, ich hab ihn ja nur kurz begrüßt. Das soll natürlich keine Unterstützung seiner politischen Gruppierung bedeuten.

Was hat Ihre Tochter dazu gesagt?

Meine Tochter hat sogar kurz überlegt mitzukommen, sie hat Conte noch nie persönlich getroffen. Sie nimmt den Wahlkampf sehr sportlich, so wie es sich gehört.

Interview: Karin Gamper 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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