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Rendezvous in Meran

Giuseppe Conte mit Julia Unterberger (Foto: Karlheinz Sollbauer)

Der Wahlkampf-Auftritt von Giuseppe Conte wird zum Politikum: Warum man sich in der SVP vom Ex-Verbündeten „verraten“ fühlt. Und wie Julia Unterberger kontert.

von Matthias Kofler

Philipp Achammer sei „sehr verschnupft“, heißt es aus dem Umfeld des Obmanns. 

In der SVP hat man den gestrigen Wahkampfauftritt von Giuseppe Conte in Meran nicht goutiert. Der Grund: Der Ex-Premier rührte für Paul Rösch die Werbetrommel, der sich im Oktober gegen die SVP-Kandidatin Katharina Zeller um das Bürgermeisteramt in der Passerstadt bewirbt. Ein hochraniges Mitglied der Parteileitung erklärt: „Conte wurde von uns – und gerade von Julia Unterberger, die sie im Senat sogar als ,vedova di Conte’ bezeichnen – hochgelobt. Jetzt kommt er nach Meran und unterstützt Rösch gegen uns.“ Der 5-Sterne-Chef hätte zumindest nicht persönlich nach Meran kommen sollen, heißt es aus der Brennerstraße.

Auch in der Autonomiegruppe reagiert man mit Unverständnis auf den Conte-Besuch. „Ich bin schon ein wenig verwundert, dass der ehemalige Ministerpräsident in Meran Wahlkampf gegen die dortige SVP-Kandidatin betreibt, zumal wir ihm in seiner Regierungszeit mehr als nur einmal mit unseren Stimmen eine Mehrheit gesichert haben“, sagt Meinhard Dunrwalder. Aber so seo eben die italienische Politik. „In einem Moment hat man einen Verbündeten und im nächsten Moment einen politischen Gegner. Das stetige Reden mit allen Parteien ist deshalb unverzichtbar“, so der Pusterer.

Dieter Steger schlägt in dieselbe Kerbe: Conte sei jetzt nicht mehr ein „überparteilicher“ Ministerpräsident, sondern Parteivorsitzender, „einer Partei freilich, die vom weltanschaulichen Standpunkt aus gesehen meilenweit von der SVP entfernt ist, mit der die SVP eigentlich nichts am Hut hat.“ Dass er sich für einen der letzten Tage gerade Meran aussuche, um gegen die SVP Wahlkampf zu machen, überrasche ihn dennoch. „Das hätte ich mir von ihm tatsächlich nicht erwartet. Schade“, kommentiert der SVP-Senator.

Einzig Fraktionschefin Julia Unterberger tanzt aus der Reihe – und das, obwohl SVP-Kandidatin Zeller ihre Tochter ist. Die Meranerin hat Conte bei dessen Wahlkampfrede sogar persönlich die Hand geschüttelt. Der Ex-Premier hatte Unterberger im TAGESZEITUNG-Interview zuvor in höchsten Tönen gelobt: Mit ihr habe er „ausgezeichnete Gespräche“ geführt und in Sachfragen wie der Zweisprachigkeit der Ärzte Lösungen gefunden. Unterberger ist mit dem Ex-Premier freundschaftlich verbunden. Das ist den SVP-Kollegen in Rom schon ein Dorn im Auge. Auch dass er im Interview nur sie – Unterberger – erwähnt hat, kam parteiintern nicht gut an. Das sei aber wenig verwunderlich. „Die anderen kennt er gar nicht“, heißt es aus dem Umfeld der Fraktionschefin. 

SEHEN SIE IM VIDEO: Giuseppe Conte begrüßt Julia Unterberger. UND LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE: Was die SVP-Senatorin zu Kritik aus ihrer Partei sagt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (36)

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  • steve

    Was muss man sich da verraten fühlen, der wollte doch nur die blonde Julia besuchen, den Rösch kannte er ja nicht und den Durnwalder schon gar nicht….

    • leser

      Steve
      Du lopp
      Dass durnwalder und steger von anfang an den ministerpräsidenten boykottiert haben und due koalition mit lega mehrmals geäussert und letztendluch durchgedrückt haben, hast du offensichtlich nie mitbekommen
      Dass unterberger die einzige sachliche politische südtirolveryretung in rom ist, müsste auch bei jedem angekommen sein
      Anscheinend hast du keinen überblick von der realität aber ein massives problem mit starken frauen, denn die unterberger würde dir wohl mit links den arsch versohlen

  • andreas

    Es wird zur Stichwahl zwischen Dal Medico Dario und Katharina Zeller kommen.

    Ganz sauber kann jemand nicht sein, wenn er auch nur in Erwägung zieht, ein Bündnis mit den 5 Stelle zu wählen, außer er bezieht ein „Reddito di cittadinanza“.

    Die restlichen deutschsprachigen Parteien spielen keine Rolle, Team K scheint auf Sinnsuche zu sein und tut sich da anscheinend äußerst schwer.

    Bei „Lega Salvini Premier“, wer um alles in der Welt ist auf diesen dämlichen Namen gekommen, kandidiert ein Sarner und eine Pseirerin, auch bemerkenswert, aber werden wohl Impfgegner sein.

    • leser

      Anderle
      Du bist ein bisschen wirr
      Es dürfte wohl klar sein, dass rösch due wahlen gewinnen wird
      Dein analytusches wunschdenken sind wunschträume in einer seifenblase
      Rechtes grunddenken dûrfte selbst in legaköpfen aussterben von einer svp und volkspartei gar nicht zu denken

  • leser

    Dass nun ein durnwalder, ein steger beide bekennende Lega verbûndete und freunde, und sogar ein achammer nun mit der geste von conte verschnupft sind, ist mehr als merkwürdig
    Politisch gesehen haben sie ihm sowohl in rom als auch in bizen immer nur prügel in den weg gelegt
    Also sind jetzt ihre aussagen wohl mehr als realitätsfremd
    Anscheinend hat man vergessen, dass steger und durnwalder die unterberger laufend dafür angegriffen haben, als sue diese tölpel davor bewahren wollte nicht mit der Lega zu gehen
    Aber die dem weinbergregime hörigen soldaten inklusiv dem achammertross glauben wirklich, das tiroler wahlschaf ist mit endloser dummheit bestückt
    Es wird bei der mehrheit wohl so sein

  • heinz

    Steger behauptet, Conte sei meilenweit von der SVP entfernt, hat aber seinerseits überhaupt keine Hemmungen, mit der ultrarechten Lega ins Bett zu gehen.
    Was lernen wir daraus?

  • artimar

    Den Rösch wird’s freuen. So kann er sein Ego noch einmal mit dem *****Grafen sonnen. Oida
    Besser alles hinweglächeln und die Öffentlichkeit vergessen machen: Rechnungshof, Vorwürfe der Freunderl- und Günstlingswirt und die reale Gefahr der Amtsenthebung mit neuerlicher kommissarischer Verwaltung.
    Die Umklammerung der Liste der Person R. ist für die Grünen fatal.
    Man kann sich doch nicht über all die anderen ständig empören und sofortige lückenlose Aufklärung fordern und selbst nicht liefern.
    Oder — wir erinnern uns noch — eine große mediale Skandalisierung und Kampagne gegen die Meran SVP wegen einer weiblichen Besetzung aufführen und dann nicht mal eine junge weibliche Kandidatin für das Bürgermeisteramt aufstellen.
    Es braucht glaubwürdige und stimmige Politik. Ersatzpolitik aus Selbstvermarktung und Selbstgerechtigkeit … bringt den meisten Meraner-innen wahrscheinlich herzlich wenig.

  • florianegger

    Ein intelligenter Schachzug von Julia Unterberger um die mediale Aufmerksamkeit in Richtung Tochter und SVP zu kanalisieren und dabei Rösch den Wind aus den Segeln zu nehmen.

  • criticus

    Warum soll Frau Unterberger Conte nicht begrüßen? Beide haben hervorragend zusammengearbeitet, auch zum Wohle unseres Landes. Die Stellungnahmen der beiden anderen SVP Politiker finde ich lächerlich und neidisch. Über Achammer möchte ich mich nicht äußern.

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