Krise als Chance
Die Corona-Krise als Chance nutzen, das wollen die Arbeitsmarktverwaltungen der deutschsprachigen Länder und Regionen, die in den vergangenen Tagen in Südtirol getagt haben.
Die rasante Entwicklung auf den wichtigsten mitteleuropäischen Arbeitsmärkten, die Maßnahmen zur zukunftsfähigen Gestaltung der Arbeitsmärkte und die Nutzung des Digitalisierungspotenzials für Arbeitsmarktverwaltungen bildeten die Jahresthemen, mit denen sich Fachleute aus den Arbeitsmarktverwaltungen deutschsprachiger Länder und Regionen sowie den Niederlanden in diesen Tagen beschäftigt haben.
Südtirol war heuer Gastgeber der jährlichen Konferenz der Chefs der Arbeitsmarktverwaltungen Österreichs, Deutschlands, der Schweiz, Luxemburgs, Lichtensteins, der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, der Niederlande und Südtirols und hat die Veranstaltung in der Zeit vom 19. bis zum 21. September auf der Seiseralm ausgerichtet.
„Es handelt sich um eine exzellente Gelegenheit, von Erfahrungen in der Arbeitsmarktpolitik anderer Länder und Regionen zu profitieren“, erläutert Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit.
„Mich hat überrascht, wie stark alle Länder vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Nach dem pandemiebedingten Einbruch auf dem Arbeitsmarkt und der starken Nutzung von Kurzarbeit stehen wiederum die Fachkräftesicherung und die Arbeitskräftemobilisierung im Mittelpunkt. Die Arbeitsmarktverwaltungen der teilnehmenden Länder bauen ihre Dienstleistungen für Arbeitgebende und Arbeitssuchende massiv aus.“
Aber nicht nur: Um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen und um Chancen vor allem für Langzeitarbeitslose zu erhöhen, wird sehr stark in die Qualität der Beratung von Arbeitssuchenden und mittlerweile auch von Berufswechselnden investiert.
Die Krise als Chance
Alle öffentlichen Arbeitsverwaltungen haben die Krise als Chance begriffen, um sich zu erneuern. Dies war deshalb möglich, weil die staatlichen und regionalen Regierungen beträchtliche Finanzmittel zur Verfügung gestellt haben. Diese sind nicht allein in soziale Abfederungsmaßnahmen geflossen, sondern auch für die Stärkung der digitalen Dienstleistungen und des Ausbaus des Mitarbeiterstamms genutzt worden.
Von besonderem Interesse sei in diesem Zusammenhang Luxemburg, betont Luther: „Dort hat man in kurzer Zeit die Betreuung der Arbeitslosen entscheidend verbessert: War vor fünf Jahren ein Arbeitsvermittler noch für 900 Arbeitslose zuständig, so sind es heute höchstens 250. Genau der Zielwert, den sich die Südtiroler Landesregierung im Vorjahr vorgegeben hat.“
Luther erinnert daran, dass aktuell ein Arbeitsvermittler oder eine Arbeitsvermittlerin rund 1500 Kunden betreut. „Von Schweizer Verhältnissen, wo die Alarmglocken schrillen und Maßnahmen gesetzt werden, wenn ein Arbeitsvermittelnder mehr als 160 Arbeitslose betreuen muss, spiegelt eine völlig andere Realität wider“, weiß Abteilungsdirektor Luther.
Beeindruckt zeigten sich die Südtiroler Teilnehmenden besonders von der hohen Professionalität, mit der in den beteiligten Ländern Probleme der Arbeitsmarktpolitik wie des Fachkräftemangels und der Qualität der Vermittlungsdienstleistung analysiert und Lösungen zugeführt werden.
Erfreut über die hochkarätige Veranstaltung auf der Seiseralm zeigt sich Landesrat Philipp Achammer:
„Der Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertretern aus anderen Ländern ist für uns impulsgebend und wichtig. Gerade bei der Umsetzung verschiedenster Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, wo es darum geht, Menschen in Beschäftigung zu bringen, kann Südtirol von den Erfahrungen anderer Länder profitieren. Auch macht der grenzüberschreitende Austausch sichtbar, wie sehr gut organisierte Arbeitsmarktverwaltungen zur Attraktivität von Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandort beitragen können.“
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