Niedrige Lehrlingslöhne
Vor allem im Handwerk sind die Lehrlingslöhne in Südtirol niedrig. Industrie und Gastgewerbe haben deutlich nachgebessert.
von Heinrich Schwarz
Stefan Perini sagt immer, es sei ein Widerspruch, dass die Südtiroler Betriebe einerseits die Lehre aufwerten wollen, aber andererseits bei den Lehrlingslöhnen knausern. Für einen Betrieb, der Interesse hat, in eine Fachkraft für die Zukunft zu investieren, sollte es an 100 Euro mehr oder weniger für den Lehrling nicht scheitern, findet der Direktor des Arbeitsförderungsinstitutes (AFI).
Kürzlich präsentierte das AFI in der Landesberufsschule Tschuggmall in Brixen den Lehrlingskalender 2021/2022 samt einer neuen Begleit-App, die von Schülern der Brixner Berufsschule entwickelt wird. Beim Lehrlingskalender handelt es sich um einen Leitfaden für die rund 3.700 Lehrlinge in Südtirol.
In diesem Leitfaden sind auch die Lehrlingslöhne zu finden. Dabei zeigt sich, dass Südtirols Lehrlinge mit relativ bescheidenen Löhnen auskommen müssen.
Die Lehrlingslöhne wurden vor einigen Jahren in einigen Sektoren sogar deutlich gekürzt. So etwa im Bereich Handwerk (Bau, Druck, Holz, Metall, Friseurgewerbe und Schönheitspflege). Seit 2016 können dort nur noch fleißige Schüler das Lohnminus etwas geringer halten: Bei einem Notendurchschnitt von mindestens 7,5 wird das Gehalt ab dem zweiten Lehrjahr angehoben.
Auch im Sektor Handel und Dienstleistung gab es vor einigen Jahren drastische Kürzungen.
Eine positive Entwicklung gibt es in den Sektoren Industrie (Bau, Metall, Holz, Druck, Lebensmittel) und Gastgewerbe, wo die Einstiegslöhne für Lehrlinge gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht wurden. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels will man jetzt attraktiver für den Nachwuchs werden.
Wie viel verdienen die Lehrlinge in Südtirol konkret?
Laut dem neuen AFI-Lehrlingskalender erhält etwa ein Lehrling im Bauhandwerk im ersten Lehrjahr gerade einmal 3,71 Euro brutto pro Stunde. Im vierten Lehrjahr sind es immerhin 8,48 Euro, sofern der Notendurchschnitt mindestens 7,5 beträgt.
Die Bauindustrie kann das klar toppen: 4,80 Euro pro Stunde als Einstiegsgehalt und 8,53 Euro im letzten Lehrjahr unabhängig vom Notenschnitt.
Im Metall- und Holzhandwerk liegt der Lehrlingslohn im ersten Jahr nur bei rund 530 Euro brutto pro Monat, in der Metall- und Holzindustrie bei 750 Euro.
Relativ hohe Lehrlingslöhne zahlt das Gastgewerbe: ein Einstiegsgehalt von durchschnittlich 942 Euro brutto pro Monat und im Schnitt klar über 1.500 Euro im vierten Lehrjahr.
Im Bereich Handel und Dienstleistung können Lehrlinge mit einem Monatsbruttolohn von 731 Euro im ersten Jahr und 1.218 Euro im vierten Jahr rechnen.
Mit den niedrigsten Löhnen müssen die Lehrlinge im Friseurgewerbe und in der Schönheitspflege auskommen: Im ersten Lehrjahr sind es monatlich gerade einmal 423 Euro brutto und im vierten Jahr auch nur 967 Euro – bei guten Schulnoten.
Für Bäcker- und Konditorlehrlinge sind die Löhne durchschnittlich hoch und liegen zu Beginn bei 636 Euro und am Ende bei 1.272 Euro.
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Kommentare (8)
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leser
Also man die TZ für ihre schonungslose aufklärung schon loben
Beginnt sie damit, dass im Bereich Handwerk (Bau, Druck, Holz, Metall, Friseurgewerbe und Schönheitspflege) die löhne gesunken und schlecht sind, dann schreibt sie zwei zeilen darunter wie gut diese sind
Abgesehen, dass man den arbeitgebern fast die ganzen sozialabgaben von öffentlicher hand abnimmt, gibt man ihnen wenig aussichten, dass der job den sie macht nicht freude machen soll, sondern fürs überleben wichtig ist
Naja der eine und die andere darf in einem gruppenfoto für den LVH als lehrlingsweltmeister stehen, damit dieser sich stolz zeigen kann, wie unverzichtbar der verein als parteiwerbeapparat ist,
Dem lehrling bleibt nichts anderes übrig als stolz auf das goldene handwerk zu sein, wobei nicht klar ist für wen es goldig ist
leser
Vielleicht ind die hohen lehrlingslöhne ein mitgrund, dass sehr viele den lehrberuf abbrechen und als handlanger, Gastronomiekellner oder fabriksarbeiter gehen
So haben sie zumindest den 1200 eurojob sofort, den sie sonst erst nach der lehre haben
criticus
Eine Verarschung gegenüber den Lehrlingen sind die teilweise angehobenen Lehrjahre auf 5 Jahren. Da hat sich besonders der LVH stark eingesetzt und heute wird gejammert, dass sich keine Lehrlinge melden. Ist halt schön, wenn man 5 Jahre die Sozialabgaben spart. Die SVP hat brav mitgetan und die Arbeitnehmer in der SVP haben die Abstimmung verschlafen. Was Jahre danach kommt denkt von denen niemand, wie üblich.
Besser wäre den Menschen für ein lebenslanges Lernen vorzubereiten. Technik und Material ändern sich.
leser
Criticus
Das will man ja gar nicht
Der handwerksbeyrieb wird an den sohn oder die tochter weitergegeben und um grösser zu werden brauchen diese schafe due nicht viel kosten dürfen
Aber wenn die mehrheit damit zufrieden ist passt es ja
tirolersepp
Weiter so liebe Handwerker – schön tief halten die Lehrlingslöhne !
Schlechter Lohn – schlechte Arbeit – kein Lehrling weit und breit mehr in Sicht !
Ja warum den blos !!!
hallihallo
ach, da wird tagein, tagaus über das gastgewerbe geschumpfen und siehe da, die bezahlen ihre mitarbeiter am besten.
was prahlt da der giudiceandrea immer, daß sie die besten löhne zahlen?? stimmt ja gar nicht.