„Schmerzhafter Weg“
Mit der Pastoraltagung wird Jahr für Jahr im September das kirchliche Arbeitsjahr eröffnet. Traditioneller Höhepunkt der Tagung ist die programmatische Rede des Bischofs zum pastoralen Jahr.
Diözesanbischof Ivo Muser hat in seinem Grundsatzreferat ausgehend vom Jahresthema „Auf dein Wort hin… nahe und gemeinsam“ auch die drei praktischen Akzente umrissen, die er mit dem Jahresthema verbindet: die Pfarrgemeinderatswahlen am 24. Oktober, die Bibelarbeit sowie die karitative Tätigkeit.
„Das diözesane Jahresthema lädt ein, die Nähe Gottes im Einsatz füreinander neu zu erspüren und zu vermitteln“, sagte Bischof Muser.
Die programmatische Rede des Diözesanbischofs zum neuen kirchlichen Arbeitsjahr ist immer eine Standortbestimmung und gleichzeitig auch ein Wegweiser, der aufzeigt, wie sich die Ortskirche ausrichtet, so heißt es in einer Aussendung der Diözese.
Vor diesem Hintergrund schilderte Bischof Muser zu Beginn seiner Rede, wie es zum neuen Arbeitsschwerpunkt gekommen ist:
„Vor etwa einem halben Jahr haben wir in einer Klausur ein Gedankenexperiment gemacht: Wie sieht unsere Ortskirche in zehn Jahren aus? Aus den Gesprächen hat sich ein gemeinsames Bild herauskristallisiert: Wir nehmen Abschied von der Kirche, wie wir sie aus unserer Kindheit kennen. Es ist ein schmerzhafter Weg. Aber wir sind nicht allein. Wir lernen, unsere Kirche in ihrem neuen Kleid zu schätzen. Wir erleben sie als bescheidene Gemeinschaft, die die Nähe Gottes zu den Menschen bezeugt. Über diesen und ähnliche Gedankengänge hat sich das Jahresthema herauskristallisiert: ‚Auf dein Wort hin… nahe und gemeinsam‘“.
Nahe und gemeinsam
Die Stichworte „nahe“ und „gemeinsam“ haben auch durch die Corona-Krise starke Aktualität. Bischof Muser:
„Zum Schutz der Gesundheit müssen wir physisch voneinander Distanz halten. Dies hat auch eine soziale Distanzierung mit sich gebracht. Das Beziehungsgeflecht unserer Gemeinschaften ist großen Belastungen ausgesetzt. Denn wie jede Krise bringt auch diese Krise Menschen an ihre Grenzen. Die Verunsicherung lässt uns aber auch erkennen, was wertvoll und wichtig in unserem Leben ist.“
„Nahe und gemeinsam“: Dieses Begriffspaar sieht Bischof Muser im Zusammenhang mit drei praktischen Akzenten: den Pfarrgemeinderatswahlen, der Bibelarbeit und der karitativen Tätigkeit.
Pfarrgemeinderatswahlen
Zu den Pfarrgemeinderatswahlen sagte der Bischof:
„Aus vielen Berichten weiß ich, dass es auch dieses Mal nicht einfach ist, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden und die Menschen zur Wahl zu motivieren. Unabhängig davon, wie die Kandidatenliste aussieht, möchte ich Sie ermutigen, wirklich eine Wahl abzuhalten. Wie in der Zivilgesellschaft ist auch in der Kirche eine Wahl immer ein Zeichen dafür, dass transparent gearbeitet wird, dass die Meinung der Pfarrgemeinde gefragt ist, dass Partizipation erwünscht ist. Wie Papst Franziskus immer wieder betont, ist die Pfarrei nach wie vor wesentlich und wichtig. Dank der Pfarreien ist es möglich, Menschen in freudigen und leidvollen Momenten des Lebens zu begleiten, den Jahreskreis zu gestalten und eine lebendige Glaubensgemeinschaft zu pflegen. Der Titel unseres Jahresthemas könnte genauso gut als Auftragsbeschreibung der Pfarrei gelten: ‚Auf Dein Wort hin… nahe und gemeinsam‘.“
Bibel
Die Bibelarbeit, den zweiten Akzent im Jahresprogramm, sieht der Bischof als eine der herausragenden Möglichkeiten, mit Gott in Berührung zu kommen und seiner Nähe bewusst zu werden:
„Deshalb möchte ich Sie dazu ermutigen, in ihren Pfarreien, Verbänden und Gemeinschaften, aber auch in ihren Freundeskreisen und Nachbarschaften kleine christliche Gemeinschaften aufzubauen, die sich um das gemeinsame Bibelteilen sammeln. Scheuen Sie nicht den Versuch, beginnen sie einfach mit einem kleinen Kreis von Personen. Wagen Sie das Experiment!“
Pfarrcaritas
Dem Wirken in die Gemeinschaft hinein ist auch der dritte Schwerpunkt des Jahresthemas gewidmet. „Nahe und gemeinsam“ bringt den Auftrag der Pfarrei auf den Punkt, sich für ein funktionierendes Gemeinwesen am eigenen Ort einzusetzen.
Bischof Muser dazu:
„Mit dem Stichwort ‚gemeinsam‘ verbinde ich die Vision einer Kirche, in der jeder und jede am Leben der Pfarrei teilhaben und sich mit den eigenen Gaben einbringen kann, damit wir gemeinsam unseren Beitrag für das Wohl der Menschen leisten können. Die Pfarrcaritas spielt hier eine wichtige Rolle. Es fügt sich gut, dass wir genau in diesem Arbeitsjahr das 30jährige Bestehen der Dienststelle Pfarrcaritas und Freiwilligenarbeit feiern können. Denn das Anliegen der diözesanen Caritas bzw. der Pfarrcaritas deckt sich genau mit jenem des Jahresthemas. Es geht darum, dass Menschen motiviert und angeregt werden, einander zu dienen und dabei besonders jene in Blick zu nehmen, die unserer Nähe am meisten bedürfen.“
Begleitung Kranker und Sterbender, Sakramente und Schöpfungsverantwortung
Neben diesen drei besonderen Akzenten nannte der Bischof in seiner Grundsatzrede weitere drei Themen, die ihm im Zusammenhang mit dem Jahresthema am Herzen liegen: die Begleitung kranker und sterbender Menschen, die Vorbereitung auf die Sakramente und die Verantwortung für die Schöpfung.
Abschließend ging der Bischof auf sein anstehendes Weihejubiläum ein:
„Dass ich bereits seit 10 Jahren ‚mit euch Christ und für euch Bischof‘ sein kann, erfüllt mich mit Dankbarkeit und mit Freude – trotz aller offenen Fragen, Herausforderungen und Baustellen, die ich heute viel deutlicher erkenne und erlebe als damals, am 9. Oktober 2011. Persönlich hat mir in diesen zurückliegenden 10 Jahren mein bischöfliches Leitwort Mut, Überzeugung und eine große Entlastung geschenkt. ‚Tu es Christus‘. Um dich, Christus, geht es. Es ist deine Kirche, nicht die meine! Mein Leitwort ist in den vergangenen 10 Jahren für mich immer mehr zu einem hoffnungsvollen Gebet geworden.“
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Kommentare (4)
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erich
Richtig, „nahe und gemeinsam“, das ist nichts neues, das war schon über Jahrtausende das Erfolgsrezept: „nahe am Patienten und gemeinsam an seinem Besitz“.
luis2
Dona nobis pacem a Domino.
pingoballino1955
„Schmerzhafter Weg“……….den haben die Missbrauchsopfer der Kirche noch lange nicht „verschmerzt“ Und die weltweiten VERTUSCHUNGEN erst recht NICHT!
sougeatsnet
Solang in der katholischen Kirche nicht alle gleichberechtigt sind ist es richtig, dass es abwärts geht. Die Vorstellungen unseres Bischofs und seines Hofvasallens Rungaldier sind rückwerts gerichtet und können von einem halbwegs vernünftig denkenden Menschen niemals akzeptiert werden. Die Reformbewegungen verliefen alle im Sand, ein Schelm wer böses denkt.