Vivere d’Aria
Die 8 Kunstinstallationen auf den Schutzhütten und Almen des Monte Roen und den Maddalene können weiterhin besichtigt werden.
Nach dem Erfolg der Eröffnung, die in der herrlichen Umgebung der Malga di Romeno stattfand, besuchen diese Tage viele Kunstinteressierte eine der acht Schutzhütten und Almen, auf denen die Werke von Vivere d’Aria, einem vom ApT Val di Non realisierten, von Gabriele Lorenzoni kuratierten und von Hannes Egger konzipierten Projekt, installiert sind.
Gäste und Einheimische nutzen die schönen Sonnentage, um die Kunstinstallationen im Gebirge zu erleben.
Acht Künstler*innen aus dem Trentino und aus Südtirol haben aussagestarke Werke geschaffen, die an ebenso vielen Berghütten und Almen die Grenze zwischen den Provinzen Trient und Bozen markieren. Es handelt sich um Kunstwerke in Form von Fahnen, die an den Fahnenmasten der Schutzhütten und Almen gehisst wurden, um ein starkes Signal für die Zukunft zu setzen.
Die durch Covid-19 verursachte Krise traf auch die Künstler*innen hart, viele von ihnen standen plötzlich ohne Aufträge und ohne Einkommen dar. Große Teile der Bevölkerung gehen davon aus, dass Künstler*innen „von Luft und Liebe“ leben und dass ihr Beitrag zur Gesellschaft weniger (system)relevant ist als jener anderer Berufsgruppen. Auch wenn es richtig ist, dass saubere Atemluft lebensnotwendig ist, kann nicht von Luft alleine gelebt werden. Dies waren die Überlegungen die zum Projekt Vivere d’aria und damit zur Kunstbegegnung in den Bergen, zum Rückzug in die Höhe, zur kreativen Freiheit, zur künstlerischen Arbeit in und mit der Luft und zum freundschaftlichen Austausch an der (Sprach)Grenze zwischen Trentino und Südtirol geführt haben. Die von der Künstler*innen auf den Berghöhen gehissten Fahnen bieten die Möglichkeit, den Blick zu weiten und ihn in Richtung des Windes schweifen zu lassen. Die für das Projekt ausgewählten Schutzhütten und Almen sind also nicht nur eine Zuflucht für Menschen und Tiere im Gebirge, sondern auch ein authentischer Ausdruck zweier Grenzkulturen, die sich hier treffen und gegenseitig umarmen.
In der Begegnung zwischen Bergen und Menschen, zwischen Fels und Himmel, Erde und Luft, Müdigkeit und Freiheit, Einsamkeit und Liebe, Verzweiflung und Ekstase steckt eine endlose Liste von Emotionen, Erinnerungen, Empfindungen, poetischen, literarischen, visuellen und kinematographischen Referenzen. Eine Liste, die sich nicht erschöpfen lässt, die durch persönliche Erfahrungen, durch unerforschte emotionale Dichten bereichert wird. Der Beitrag, den zeitgenössische Künstler*innen für die Gesellschaft leisten, darf keineswegs unterschätzt werden: Gerade jetzt werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Wir Menschen haben die Fähigkeit, uns Dinge vorzustellen, die im Moment nicht vorhanden sind. Diese Fähigkeit unterscheidet uns von allen anderen Lebewesen auf der Erde. Künstler*innen sind von Berufs wegen Phantast*innen, die mit ihrer Vorstellungskraft arbeiten, Visionen entwerfen und alternative Zukunftsperspektiven entwerfen – grundlegende Fähigkeiten in einer Zeit des Umbruchs wie der Covid-19-Epidemie. Um Hoffnung zu schöpfen, müssen wir zweifelsohne Visionen entwickeln, die nach oben und nach vorne gerichtet sind – Frei, wie Luft.
Künstler*innen: Stefano Cagol, Hannes Egger, Michael Fliri, Ingrid Hora, Federico Lanaro, Laurina Paperina, Philipp Messner, Federico Seppi.
Die Arbeiten wurden auf folgenden Schutzhütten und Almen installiert: Überetscherhütte, Halbweghütte, Malga di Romeno, Gampenalm, Malga Castrin, Malga di Cloz, Rifugio Maddalene, Malga Bordolona.
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