Kostspielige Plattform
Die IDM plant eine riesige Plattform für touristische Buchungen und lokale Produkte. Dafür braucht es jetzt aber ein Darlehen von 18 Millionen Euro.
von Heinrich Schwarz
Das Projekt klingt äußerst interessant: Südtirols öffentlicher Wirtschafsdienstleister IDM arbeitet seit zwei Jahren an einer Online-Plattform namens „Südtirol Marketplace“, die künftig die bisher autonom existierenden Plattformen des Tourismus- und Agrarsektors bündeln soll.
IDM beschreibt das Ziel so: „Südtirol Marketplace erleichtert das Schnüren maßgeschneiderter Angebote für Südtirols Gäste und Kunden, denn das Verhalten und die Interessen der Nutzer werden analysiert und das Angebot für sie anschließend personalisiert. Personalisierte Kommunikation wird vom Kunden sehr positiv aufgenommen und sorgt dafür, dass seine Wertschätzung und sein Vertrauen in die Marke Südtirol steigt.“
Wer künftig also im Vorfeld seiner Reise ein Zimmer und eine Weinführung bucht, finde bei der Anreise in seinem Zimmer auch drei Flaschen Wein seines Lieblingswinzers vor. „Wer einen Winterurlaub bucht, muss nur noch seine Schuhgröße angeben und bei seiner Anreise stehen Ski und Skischuhe schon für ihn bereit und der Skipass landet direkt auf dem Smartphone. Kunde und Gast kriegen genau, was sie wollen und noch ein bisschen mehr – und zwar ohne Schlangestehen, ohne Wartezeiten, ohne unangenehme Menschenansammlungen“, so die IDM.
Jetzt ist das Mega-Projekt aber an einem Punkt angelangt, an dem es teils große Skepsis gibt. Vor allem weil nun sehr viel Geld notwendig ist, um das Projekt fortzusetzen.
Die TAGESZEITUNG hat mehrere Hintergrundgespräche geführt. Dabei ist unter anderem zu hören: „Das Projekt wurde einfach von oben herab beschlossen, ohne die verschiedenen Interessensvertreter wirklich miteinzubeziehen. Wichtige Fragen wurden im Vorab nicht sauber geklärt.“ Oder: „Das Ganze ist eine Nummer zu groß geworden. Jetzt muss man schauen, wie man aus dem Schlamassel herauskommt – und jeder wettert gegen jeden.“
Die große Frage lautet jetzt, wie der kostspielige Aufbau von Südtirol Marketplace weiter finanziert werden soll. Laut aktuellem Stand sind für die nächsten drei Jahre insgesamt nicht weniger als 17 bis 18 Millionen Euro notwendig.
Dabei trifft es die Eigentümer der IDM, also das Land Südtirol und die Handelskammer Bozen. Doch das gestaltet sich schwierig. Es gibt rechtliche Bedenken. Die Art und die Aufteilung der Finanzierung sind zu klären. Und schließlich geht es um öffentliche Gelder, deren Ausgabe gut begründet sein muss.
IDM-Präsident Hansi Pichler will gegenüber der TAGESZEITUNG zu diesem Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben. Die digitale Transformation sei jedenfalls eine oberste Priorität für die IDM, und Südtirol Marketplace sei ein wichtiger Teil davon.
Tourismus- und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler sagt: „Es gibt noch Abstimmungsbedarf zwischen dem Land und der Handelskammer über die Art der Finanzierung. Es ist abzuklären, ob Garantien für ein Darlehen übernommen werden können.“
Konkret soll die IDM ein Darlehen aufnehmen, während Land und Handelskammer die Garantieleistung übernehmen sollen. Die praktische Umsetzung dieses Plans muss aber noch geklärt werden. Das Darlehen soll laut Plan teils von der IDM selbst über Einnahmen aus der Marketplace-Plattform und teils über Zuschüsse von Land und Handelskammer zurückgezahlt werden.
Das Mega-Projekt Südtirol Marketplace steht laut Schuler aber nicht auf der Kippe: „Ich bin vom Projekt weiter überzeugt. Auch die Landesregierung unterstützt es.“
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Kommentare (28)
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andreas
Um Südtirol wie auf Amazon mit „andere Kunden haben das dazu gekauft/gebucht“ zu vermarkten, werden die paar Millionen wohl auch nicht reichen.
Eigentlich eine gute Idee, ich bezweifle aber, dass sie es vernünftig zum Laufen bringen.
Booking Südtirol ist z.B. auch nicht gerade der Renner.
devils_son
das primäre Problem – was ständig vergessen wird, wir sind einfach ein „Hintertupfing“
einfach zu klein, wie soll sowas funktioieren, mit diesen echt wenigen möglichen Kunden / Interessenten? diese Rechnung kann nie aufgehn.
andreas
Hast du das Konzept verstanden oder schreibst halt mal was?
criticus
Wieder ein „Amtl“ mehr für Parteigenossen die in der Politik nicht zum Zug kommen!
schwarzesschaf
Ja diese idee würde vor Jahren schon bei einer ortstourismusVersammlung vorgeschlagen, da hiess es noch die idm seite soll eine reine info seite bleiben, und keine Buchungsseite, wie auf einmal dieser Sinneswandel, macht Booking do zu viel Geld mit Südtirol???,?
andreas
Eine Alternative zu Booking mit Einbeziehung anderer Dienstleister wäre sogar sehr gut, wenn es funktioniert.
schwarzesschaf
Sicherlich nur braucht Südtirol immer Jahre bis sie es verstehen, selbst dann wenn es ihnen einer sagt, aber da ist es nicht gut erst jahre später wenn sie sagen sie haben diese Idee gehabt
sougeatsnet
Da wird ein Fass ohne Boden aufgestellt, zudem glaubt wirklich jemand, dass die IDM mit Booking oder amazon konkurieren kann? Über soviel Dummheit kann man nur lächeln. Keinen öffentlichen Cent für diese Institution! Der Tourisums ist für uns nicht so wichtig wie immer behauptet wird, Stichwort overtourism. Wir sollten endlich dafür sorgen, dass für Einheimische leistbares Wohnen umgesetzt wird, dies gefällt aber den Bauern und Touristikern nicht. Sorgen wir für mehr Wohl der eigenen Bevölkerung, und nicht für unsere Nimmersatten.
besserwisser
na bitte, so a geldverschleuderungsmaschine ….. als ob sich mit a paar milliönchen mit den mutlinationalen kolossen anlegen könnte. bookingsüdtirol ist das beste beispiel dafür …
so eine strategische fehlinvestition wären dem prat, engl und co. sicherlich nicht passiert …..
stanislaus
Auch bei der Informatik in der Sanität hat man über die Jahre viele Millionen in die Hand genommen….. trau mich zu sagen, mit sehr bescheidenem Erfolg ♂️
vinsch
wenn wir das Geld, das uns die ganzen Manager der IDM den lokalen Verbänden geben würden und das Geld konkret für touristische Infrastrukturen ausgegeben würden, wäre allen geholfen. Die IDM ist ein Koloss mit typischen „Landesangestellten“ . Booking Südtirol ist lediglich eine Zugabe aber niemand wird auf booking.com verzichten können oder wollen.
franz19
Mit Steuergelder lässt es sich leicht spielen..18 Millionen für so einen Unsinn,was haben wir denn so großartiges zu verkaufen..Südtirol Speck aus Holland…Die Weine werden schon über den Grenzen verkauft und auch gut und die kleinen Urlaub auf den Bauer haben nach der Sommetsaison auch alles verkauft!!
Und wegen Buchungen gibt es auch schon allerhand auch in Südtirol, was will man …Booking Konkurenz machen??? Die lachen euch aus
Aber wie gesagt die 18 Millionen werden schon unter Freunde der Politik aufgeteilt…
gredner
18 Millionen?1? Kann mir jemand die Kosten aufschlüsseln? Die Software kostet vielleicht 100.000 Euro – der Rest versickert irgendwo…