Die erhoffte Preisbremse
Dank eines neuen Projektes sollen mittelgroße Wohnungen in Südtirol künftig 70.000 bis 80.000 Euro günstiger sein.
von Heinrich Schwarz
Leonhard Resch ist zuversichtlich: „Im Herbst sollten die letzten gesetzlichen Anpassungen vorgenommen werden, ehe das Projekt im kommenden Frühjahr starten kann.“ Als Referatsleiter der Arche im KVW ist Resch eine der wesentlichen Figuren, wenn es um das Projekt „Wohnungen mit Preisbindung“ geht. Das neue Konzept soll in Südtirol einen Beitrag zu leistbarem Wohnen leisten.
Was ist konkret geplant?
Wohnungen mit Preisbindung sind Wohnungen, die zu einem gedeckelten Preis vermietet oder verkauft werden. Die Zielgruppe sind ansässige Personen und Familien.
„Eine Gemeinde kann künftig einen Teil einer Wohnbauzone dem klassischen geförderten Wohnbau zuweisen, sich aber auch entscheiden, Wohnungen mit Preisbindung entstehen zu lassen. Interessierte Unternehmen können dann Projekte samt Kostenschätzung vorlegen“, erklärt Leonhard Resch.
Alternativ könne auch ein Unternehmen selbst auf die Gemeinde zugehen: „Wenn es ein Grundstück umwidmen lassen will, kann es der Gemeinde anbieten, anstelle des geförderten Wohnbaus Wohnungen mit Preisbindung zu errichten.“
Ausschlaggebend für einen günstigen Wohnungspreis soll der sogenannte Planungsmehrwert sein, der der Gemeinde durch die Umwidmung eines Grundstückes in Baugrund zusteht. Grob gesagt: Anstatt dass die Gemeinde einen Teil des Grundstücks zum halben Marktwert für den geförderten Wohnbau kauft, zieht das Unternehmen den entsprechenden Betrag von den Wohnungspreisen ab.
Um wie viel günstiger werden die Wohnungen mit Preisbindung gegenüber einer normalen Wohnung für Ansässige also sein?
Laut Leonhard Resch hängt das immer von der Größe der Wohnungen und von der Konstellation ab, er erläutert jedoch: „Bei einer mittelgroßen Wohnung von 75 bis 80 Quadratmetern macht allein die Einsparung bei Grund und Infrastrukturen im Schnitt mindestens 50.000 Euro aus. Durch den geplanten Preisdeckel seitens des Unternehmens gehe ich davon aus, dass eine mittlere Wohnung 70.000 bis 80.000 Euro günstiger sein wird als eine klassische konventionierte Wohnung. Das ist ein spürbarer Unterschied.“
Zusätzlich sei – wie auch heute schon im Falle eines geförderten Baugrundes – ein Ansuchen um Wohnbauförderung des Landes möglich, sofern die Voraussetzungen erfüllt werden.
Eine große Frage lautet, ob Baufirmen überhaupt Interesse daran haben, Wohnungen mit Preisbindung zu realisieren. „Wir sind“, so Resch, „mit dem Baukollegium und anderen Partnern in Kontakt und es besteht durchwegs Interesse. Das Hauptinteresse liegt in den Synergien, die genutzt werden können. In Wohnbauzonen dauert es heute nämlich oft sehr lange, bis im geförderten Teil etwas vorangeht, weshalb es häufig eigene Zufahrten und teils doppelte Arbeitsvorgänge benötigt. Zudem besteht das Risiko von Bauschäden, wenn in einer Zone erst zu einem späteren Zeitpunkt weitergebaut wird. Es gibt also Synergien, wenn alles gemeinsam gebaut wird.“
Das ausgearbeitete Konzept der Wohnungen mit Preisbindung sieht vor, dass die Wohnungen auch von Wohnbaugenossenschaften verwirklicht werden können. Zudem können die Wohnungen nicht nur verkauft, sondern auch vermietet werden. Die Berechnung der Miete erfolge anhand des Landesmietzinses, wobei der effektive Grundpreis zur Anwendung kommt.
Auch wichtig: Die Wohnungen mit Preisbindung stehen allen Ansässigen ohne Einkommensobergrenze offen. Bei der Vergabe haben allerdings die Personen mit mehr Punkten Vorrang. Es soll dieselbe Punktebewertung wie beim geförderten Wohnbau geben.
Die Koordination des Projektes Wohnungen mit Preisbindung liegt beim Land. Die Arche im KVW hat die Rolle des Bindegliedes zwischen Familien, Unternehmen und Gemeinden übernommen, um die verschiedenen Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
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