Der Borkenkäfer-Alarm
Nach einem unbeständigen, kühlen Frühjahr hat man heuer mit der ersten Wärmewelle eine rasante Vermehrung der Borkenkäfer feststellen können – die Situation hat sich problematisch weiterentwickelt.
Südtirols Wälder leiden unter dem Borkenkäfer:
In den vergangenen Monaten hat die Forstbehörde Spitzenwerte festgestellt. Die Voraussetzungen dafür gehen auf das Windwurfereignis Vaia und weitere Unwetter- und Schneedruckereignisse der vergangenen Jahre zurück: Das so entstandene Habitat hat die Vermehrung des Buchdruckers stark gefördert.
Der „fliegende Buchdrucker“ gehört zur Familie der Borkenkäfer und ist für das Absterben der Bäume verantwortlich. Indem er Gänge unter die Rinde bohrt, wird der Pflanzensaftfluss unterbrochen. Befallen werden in der Regel frische, liegende Bäume oder abgeschwächte stehende Fichten.
28.000 Individuen im Juni
„Da die liegenden Stämme heuer großteils nicht mehr bruttauglich waren, wurden vermehrt auch stehende Bäume befallen“, berichtet der zuständige Landesrat Arnold Schuler über die besorgniserregende Ausbreitung des Buchdruckers. Südtirols Förster werten die über 100 aufgestellten Lockstofffallen in den Wäldern alle zehn Tage aus.
Daraus geht laut Schuler hervor: „Bereits im Juni wurden Spitzwerte von bis zu 28.000 Individuen erreicht, im August wurden mit der Geschwisterbrut der ersten Generation sogar noch höhere Werte verzeichnet.“
Nach einem kühlen Frühjahr gab es Anfang Juni eine plötzliche Wärmewelle, daraufhin flogen die überwinterten Käfer massenhaft und alle auf einmal aus. Aufgrund des späten Fluges der überwinterten Käfer kann heuer zwar nur eine Generation und eine Geschwisterbrut gebildet werden, dennoch sind die Auswirkungen laut Forstbehörde in unseren Wäldern spürbar und problematisch.
Forstbehörde: Liegendes, bruttaugliches Holz schnell räumen
Wie diese Massenvermehrung weitergehen wird, ist mit Genauigkeit schwierig zu sagen. Für die Vermehrung des überwinterten Käfers wird die Witterung des nächsten Frühjahres entscheidend sein. Wichtig ist, informiert die Forstbehörde, dass das bruttaugliche, noch liegende Holz schnellstmöglich geräumt wird.
Die dürren, stehenden Fichten hingegen bilden keine Gefahr mehr; im Gegenteil: Man sollte diese am besten belassen, denn dort sind oft Gegenspieler wie der Ameisenkäfer anzufinden. Auch bilden diese Bäume am Rande einer Freifläche einen Schutz für die dahinterstehenden, noch gesunden Bäume.
Forststationen beraten die Waldeigentümer
Das Amt für Forstplanung empfiehlt den Waldeigentümern daher beim Schlägern eines vom Borkenkäfer befallenen Baums Kosten und Nutzen gut abzuwägen. Die gebietsmäßig zuständige Forststation steht für entsprechende Beratung zur Verfügung.
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Kommentare (1)
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criticus
Vor 15 Jahren hatte ich ein Gespräch mit einem Bezirksforstleiter. Ich fragte ihn, warum man neben den neu gebauten Forststraßen das gefällte Holz einfach über die Böschungen kippt und nicht sofort wegen der Borkenkäfer beseitigt. Seine Antwort, das sei gesund für den Wald. Früher wurde alles sauber weggeräumt und heute? Ach was haben wir für studierte Fachleute. Die Förster sollten sich doch besser um die Wälder kümmern sollen, als auf Waalwege wegen Corona-Sünder herumzupassen.