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„Richten großen Schaden an“

Foto: lpa/unsplash

Auch einige Südtiroler Ärzte wurden bereits wegen der fehlenden Corona-Impfung suspendiert. Ärztekammer-Präsident Claudio Volanti kündigt weiter eine harte Linie an.

Tageszeitung: Herr Volanti, 15 Ärzte wurden bisher in Südtirol suspendiert. Wissen Sie wie viele insgesamt ungeimpft sind?

Claudio Volanti: Nein, das weiß ich nicht. Auch die Zahl der Suspendierten könnte ich nicht nennen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass es genauso wie bei den Pflegern auch bei den Ärzten zu Suspendierungen kommen wird, auch wenn noch nicht alle suspendiert wurden. Das passiert völlig zu Recht, den Ärzte sind dazu verpflichtet, sich zu impfen.

Gothard Gufler, der Bürgermeister von Moos im Passeier erklärte diese Woche, dass drei von fünf Hausärzten im Passeiertal ungeimpft sind. Können Sie das bestätigen?

Ich habe diese Nachricht selbst nur aus den Medien erfahren, gehe aber davon aus, dass sie stimmt, da der Bürgermeister ja auch für die Sanität in der Gemeinde zuständig ist. Ich bin der Meinung, dass das Grund für eine öffentliche Beschwerde ist. Die zuständigen Stellen sollten eingreifen, um das zu überprüfen.

Sollte sich das Bewahrheiten, müssen diese Ärzte aufgrund der Impfpflicht suspendiert werden…

Ja, ich hoffe, dass es auch so kommt, denn wir sehen, dass wieder viele Menschen in den Krankenhäusern behandelt werden müssen, sowohl auf den Normalstationen als auch auf den Intensivstationen. Zu 90 Prozent handelt es sich um Ungeimpfte, die das Gesundheitssystem in Bedrängnis bringen. Zudem stecken sie Geimpfte an, denn der Impfstoff schützt nicht zu hundert Prozent. Der Bevölkerung wird dadurch ein großer Schaden zugefügt. Das ist mittlerweile allen bewusst. Auch alle Ärztekammern in Italien sind dieser Ansicht. Fakt ist, es besteht großes Interesse daran, das Gesetz zur Impfpflicht so schnell wie möglich umzusetzen, um diese Gefahr zu bannen.

Überrascht es Sie, dass sich auch Ärzte öffentlich gegen die Impfung positionieren?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe bereits 2014 die Information veröffentlicht, dass Südtirol bei den Impfungen bisher immer Schlusslicht war. Die Sterblichkeitsrate bei Masern ist die höchste in Italien. Das sind Daten, die mit jenen aus der dritten Welt verglichen werden können. In Südtirol werden die neuen Impfstoffe – das gilt nicht nur für den Covid-Impfstoff – einfach nicht respektiert. Ich hoffe, dass das Gesetz zur Impfpflicht uns nun die Gelegenheit bietet, bei der Impfbereitschaft einen europäischen beziehungsweise internationalen Standard zu erreichen.

Müsste die Ärztekammer nicht etwas gegen die No-Vax-Mediziner unternehmen?

Wir haben bereits eine offene Diskussion über die Probleme der Impfung angeboten und den Versuch unternommen, Unentschlossene oder zumindest jene, die berechtigte Zweifel hatten, zu überzeugen. Das haben wir auch über die Ärztekammer getan. Seitdem ist aber viel Zeit vergangen. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass jene Ärzte, die sich bisher nicht impfen haben lassen, es nun auch nicht tun werden. Wir sind an einem Punkt, an dem man sich entweder an die Regeln hält, oder nicht. Derzeit sind noch die Rekurse zur Impfpflicht im Gange. Beim Arbeitsgericht wurden diese bereits abgelehnt, genauso wie im restlichen Italien. Mitte September kommen die Rekurse vors Verwaltungsgericht, im restlichen Italien wurden die Rekurse auch vom Verwaltungsgericht abgelehnt.

Wie geht es mit jenen Ärzten weiter, die No-Vax-Video von „Wir Noi“aufgetreten sind? Wird gegen diese ein Disziplinarverfahren eröffnet?

Der Auftritt im Video ist natürlich Grund genug um zu prüfen, ob ein Disziplinarverfahren eröffnet wird. Derzeit läuft auch eines gegen jene Ärzte, die in diesem Video aufgetreten sind. Es ista ber so, dass solche Disziplinarverfahren lange dauern. Darin sehe ich aber nicht so ein großes Problem. Viel größer ist das Problem, dass es Ärzte gibt, die sich nicht impfen lassen und auch andere nicht impfen.

Interview: Markus Rufin

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