Maria Stepanova
Die russische Schriftstellerin Maria Stepanova eröffnet heute die 36. Literaturtage Lana zum Thema Gedächtnissprünge.
Nach „Heimatkunde“ 2019 und „Erinnerungssturz“ 2020 suchen die Literaturtage Lana in diesem Jahr die Gedächtnissprünge auf. Wie springen wir erinnernd zwischen Vergangenheit und Gegenwart? Wie fallen wir in ihre Lücken? Wie zimmert die Dialektik von Vergessen und Erinnern unser Geschichtsbewusstsein? In Lektüren, Vorträgen und Gesprächen folgt das Festival von Lana literarisch der Gedächtniskultur.
Eröffnet werden die 36. Literaturtage Lana heute Abend von der russischen Schriftstellerin Maria Stepanova. Stepanova, geboren 1972 in Moskau, ist Lyrikerin, Essayistin und Journalistin und eine der markantesten Gestalten des gegenwärtigen literarischen Lebens in Russland. Ihr Buch „Nach dem Gedächtnis“ macht Furore, ein neues Genre ist erfunden: der „Metaroman“. Liebesgeschichten und Reiseberichte, Reflexionen über Fotografie, Erinnerung und Trauma verschmilzt die Stimme der Autorin zu einer spannungsvollen essayistischen Erzählung.
Im Zentrum steht eine weitverzweigte jüdisch-russisch-europäische Familie von Ärzten, Architekten, Bibliothekaren, Buchhaltern und Ingenieuren, die in unzivilisierten, gewaltgeprägten Zeiten ein stilles, unspektakuläres Leben führen wollten. Maria Stepanova durchmisst einen Gedächtnisraum, in dem die Linien des privaten Lebens haarscharf an den Abbruchkanten der Epochenlandschaft entlangführen. Sie sichtet Dinge aus »der Bibliothek einer anderen, untergegangenen visuellen Kultur«, hinterlassen von Menschen, die sich wenig Mühe gaben, aufzufallen: „Bei allen anderen bestand die Familie aus Teilnehmern der Geschichte, bei mir nur aus ihren Untermietern“. Prädestiniert, Opfer von Verfolgung und Repressionen zu werden, haben alle ihre Verwandten es geschafft, die Schrecken des 20. Jahrhundert zu überleben. Wie war das möglich? Aus dieser Frage ist ein unvergleichliches Buch entstanden.
Termin: 2. September um 20.00 Uhr im Raiffeisenhaus Lana. Es moderiert Esther Kinsky.
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