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„Den Obstmarkt sperren“

Fotos: FB/K. P.

Die Gemeinde Bozen geht mit einer Verordnung gegen das etwas zu rege Nachtleben in der Altstadt vor. Stadtviertelpräsidentin Sylvia Hofer geht das nicht weit genug. Sie fordert eine „Radikallösung“.

Von Thomas Vikoler

In den vergangenen Tagen ist ein beeindruckendes VIDEO (hier klicken) einer verzweifelten Anrainerin zirkuliert.

Aus der Vogelperspektive ist dort zu sehen, wie es am vergangenen Wochenende am Bozner Obstmarkt, Bozens einziger Ausgehmeile, um 3.00 Uhr nachts zuging: Eine dichtgedrängte, feiernde Menschenansammlung, die sich um die Corona-Abstands-Regeln offensichtlich nicht schert.

Die Anrainerin sagt: „Es ist ein Wahnsinn.“

Im Bozner Rathaus berät man seit Tagen, wie man dagegen vorgehen könnte: Verstärkte Kontrollen der Sicherheitskräfte, aber auch eine Verordnung, die Bürgermeister Renzo Caramaschi bald unterzeichnet wird: Ab 1.00 Uhr früh wird der Verzehr von Alkohol in den Ausgehzonen verboten, die Lokale müssen ja um diese Uhrzeit schließen.

Der Betrieb in den Gastlokalen soll durch die Verordnung aber nicht berührt werden, betont der Bürgermeister.

Kurioserweise gilt bereits eine ältere bürgermeisterliche Verordnung für den Obstmarkt, die ebenso ein Alkoholverbot im Freien ab 1.00 Uhr vorsieht.

Sylvia Hofer (SVP) Vorsitzende des Stadtviertelrates Zentrum-Boznerboden-Rentsch, erwartet nicht, dass sich durch eine zweite Verordnung wirklich was ändern wird.

Sie schickt voraus, Verständnis zu haben für die jungen Leute, die sich nach den Corona-Lockdowns im Stadtzentrum austoben wollen. Schließlich seien Diskos weiterhin geschlossen.

„Doch dass die gesamte Stadtjugend von Mittwoch bis Sonntag nachts den Obstmarkt besetzt, ist nicht mehr tragbar“, betont Hofer.

Ginge es nach ihr, sollte dort Folgendes geschehen: Mindestens fünf Polizei- bzw. Carabinieristreifen sorgen dafür, dass ab 1.00 Uhr die bereits geltenden Regeln eingehalten werden. Gegebenenfalls werden die Feiernden von den Ordnungshütern aufgefordert, den Obstmarkt zu verlassen.

Sylvia Hofer

Sollte diese Art der „Verscheuchung“ nicht funktionieren, fordert Hofer eine „Radikalmaßnahme“ wie sie es ausdrückt: Die Gegend um den Obstmarkt ab 1.00 Uhr gänzlich für Nicht-Ansässige zu sperren.

„Damit kann garantiert werden, dass die Menschen, die am Obstmarkt wohnen, nachts halbwegs schlafen können“, sagt die Präsidentin des Stadtviertelrats.

Beide Forderungen Hofers sind in rechtlicher Hinsicht wohl schwer umsetzbar: Jemand, der sich nach 1.00 Uhr am Obstmarkt aufhält und sich an die Regeln hält, kann schwerlich von dort verbannt werden. Außer es gilt eine Ausgangssperre wie während der Lockdowns.

Für ein punktuelles Betretungsverbot des Obstmarkts für Nicht-Ansässige müsste dieser – abseits aller juristischen Zweifel – faktisch abgesperrt werden.

Von der Stadtviertelpräsidentin kommt eine weitere Aufforderung an die Stadtverwaltung:

In der Industriezone so bald wie möglich eine Einrichtung schaffen, in der junge Menschen feiern können, ohne Anwohner zu stören.

„In den 2000er Jahren wurde in der Industriezone das städtische Veranstaltungszentrum Kubo geschlossen und kein Ersatz dafür gefunden. Das rächt sich nun“, meint Hofer.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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