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„Bauern haben keine Wahl“

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Der Anteil der Bioanbauflächen in Südtirol wächst. Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner über den Anstieg und seine Grenzen.

Tageszeitung: Ist die biologische Landwirtschaft nachhaltiger als die konventionelle Landwirtschaft?

Siegfried Rinner: Die Landwirtschaft ist sehr vielfältig und es gibt viele Anbaumethoden. Die Nachhaltigkeit müssen heute alle Anbauformen garantieren, um am Markt bestehen zu können.

 Ist es für einen Bauern wirtschaftlich sinnvoll auf Bio umzustellen?

Bio-Anbau ist nicht nur eine wirtschaftliche Überlegung, aber davon abkoppeln kann sich niemand, denn ein Betrieb kann ja nur überleben, wenn er auch die notwendigen Erträge erwirtschaftet. Wir haben bei uns glücklicherweise die Freiheit, die Anbauformen selbst zu wählen, wofür wir uns als Bauernbund auch in Zukunft stark machen werden. Die Wahlfreiheit ist nämlich die Voraussetzung für eine möglichst vielfältige Entwicklung der Landwirtschaft. Diese Vielfalt und Freiheit ist notwendig, um sich an die immer wieder ändernde Nachfrage und die Kundenwünsche anpassen zu können.

Siegfried Rinner

Gibt es zwischen konventionellen und Bio-Bauern Interessenskonflikte?

Wir haben 2015 mit allen Bioverbänden und Vermarktungsorganisationen ein Biokonzept für Südtirol erarbeitet und allein diese Tatsache zeigt schon, dass es da eine sehr enge Kooperation gibt. Wir haben regelmäßige Treffen, bei denen wir immer nach Lösungen suchen. Im September wird zum Beispiel das nächste große Bio-Treffen stattfinden, wo sämtliche Akteure aus der Biobranche dabei sein werden – auch mit nationalen und internationalen Gästen – und wo wir gemeinsam besprechen, was wir für die Entwicklung der biologischen Landwirtschaft tun können. Es gibt also eine dauerhafte Zusammenarbeit und einen ausgiebigen Austausch. Wir ziehen da alle am selben Strang.

 Wie hoch sollte der Bio-Anteil der Landwirtschaft in zehn Jahren in Südtirol sein?

Eine politische Festlegung, bei der die Politik Vorgaben macht, ohne den Konsumenten zu berücksichtigen, ist zwecklos. Die Produzenten müssen bei der Festlegung der Ziele intensiv eingebunden sein, so wie es beim Biokonzept 2025 der Fall war. Bei unserem Biokonzept haben wir das Ziel der Verdoppelung der biologischen Produktion in Südtirol bis 2025 nicht politisch festgelegt. Gemeinsam mit den Bioverbänden und den Vermarktungsorganisationen haben wir bei der Festlegung des Ziels die Entwicklung der Märkte berücksichtigt. Die Bio-Produktion sollte so hoch sein, dass Nachfrage und Angebot in einem guten Gleichgewicht sind. Das heißt so hoch, dass die biologische Landwirtschaft weiterhin gute Ergebnisse erwirtschaften kann. Der Konsument hat es in der Hand, wohin sich die Landwirtschaft entwickelt. Da haben die Bauern auch keine große Wahl, schlussendlich produzieren sie ja für den Markt.

Interview: Raoul Mitterstainer

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Kommentare (20)

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  • brutus

    ,,@hitti
    ….du scheinst gar keine Ahnung zu haben! Glyphosat im Bioanbau????

  • @alice.it

    Gott sei Dank gibt es die Vielfalt auch in der Preisgestaltung:
    1 kg Bananen aus Südamerika 1,29 Euro
    1 kg Äpfel aus der Bozner-Gegend 2,99 Euro (zum lachen oder zum weinen ?).

  • vinsch

    Glyphosat muss von der EU verboten werden. Jedesmal wenn es dort zur Abstimmung kam und sich herausstellte, dass die Mehrheit für ein Verbot wäre, wurde die Abstimmung solange vertagt, bis man die Leute wieder gekauft hatte. Letztesmal ist Deutschland gekippt. Aber das Problem ist ja nicht nur das Glyphosat.
    Kleine Bauern mit ca. bis zu 5 ha Grund können nicht einfach umstellen. Drei Jahre muss das Land brach liegen, von was sollen die dann in der Zwischenzeit leben. Umstellen tun die Großen, zum Glück, aber sicher nicht aus Überzeugung, sondern ganz klar aus wirtschaftlichen Überlegungen. Aber egal, Hauptsache sie stellen um. Aber fangen wir doch einmal damit an, Bio einzukaufen. Wer es sich leisten kann, soll das bitte endlich tun. Und wer es sich nicht leisten kann, hat mein volles Verständnis. Denn die Löhne sind bei vielen seit Jahren nicht an die Inflation angepasst worden, außer bei den Politkern. Und genau diese Politiker vertreten uns dann in Brüssel und in Rom …. Mir persönlich ist es mittlerweile wichtiger regional einzukaufen und Produkte, die von weit her kommen, sollen zumindest Fairtrade sein.

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