Die Impffaulen
Die Gemeinden im Passeier- und Ultental liegen in der Impfstatistik weiterhin auf den hintersten Rängen. Was ist schiefgelaufen?
von Markus Rufin
Vor rund einem Monat, am 6. Juli, startete der Impfbus in Südtirol. Damit reagierten Land und Sanitätsbetrieb auf die geringe Impfbeteiligung im Land. Zu diesem Zeitpunkt waren nämlich in 85 Gemeinden mehr als die Hälfte aller Unter-60-Jährigen nicht geimpft.
Speziell die Gemeinden im Passeiertal und im Ultental erwiesen sich als jene Gemeinden mit den meisten Impfmuffel. Der TAGESZEITUNG liegen nun die aktualisierten Daten zur Impfbeteiligung nach Gemeinden (inklusive Erstimpfungen) vor.
Dabei zeigt sich, dass sich in der Rangliste der Impfbeteiligung wenig getan hat. Nach wie vor weisen die Gemeinden St. Leonhard, St. Martin und Moss in Passeier sowie St. Pankraz und Ulten die schwächste Impfbeteiligung auf. Aber auch in Gröden, genauer gesagt in St. Christina und St. Ulrich sind rund 60 Prozent der unter 60-jährigen ungeimpft.
In diesen Gemeinden sei die niedrige Impfbereitschaft kaum erklärbar, meint Gesundheitslandesrat Thomas Widmann: „Es gibt kaum Erklärungen, weshalb sich dort so wenig Leute impfen haben lassen. Ich gehe davon aus, dass es einfach viele bodenständige Holzfäller-Typen dort gibt, die der Ansicht sind, dass sie die Impfung nicht brauchen.“
Anders sei es hingegen in Gröden. „Dort haben einfach viele das Virus bereits überstanden“, erklärt Widmann. „Ich glaube, viele warten dort erst Mal ab.“
Prozentual am meisten wurden in Gemeinden mit wenigen Einwohnern wie beispielsweise Proveis geimpft, wo die Herdenimmunität sogar bereits erreicht wurde. Auch in größeren Gemeinden ist die Impfbeteiligung vergleichsweise hoch. Besonders der Bezirk Unterland (mit Ausnahme von Altrei) steht gut da.
In nur mehr 19 Gemeinden sind weniger als 50 Prozent der unter 60-jährigen ungeimpft. Dennoch lässt die Beteiligung nach wie vor zu Wünschen übrig. Von einer Herdenimmunität ist Südtirol noch weit entfernt.
Auch Impfbus und grüner Pass, der ab Freitag gelten soll, brachten den gewünschten Erfolg nicht ein. So stiegen die Impfbeteiligung im Vergleich zum vorigen Monat bei den über 60-jährigen um 9,3 Prozent und bei den unter 60-jährigen um 11,1 Prozent – und das obwohl die Bürger dieser Gemeinde gleich mehrmals die Möglichkeit hatten, direkt vor der Haustüre geimpft zu werden. Deutlich gesteigert werden konnte die Impfquote beispielsweise in Kurtatsch wo sich im Vergleich zum vorherigen Monat fast 19 Prozent der unter 60-jährigen impfen haben lassen. Selbst dort bleiben 30,8 Prozent dieser Altersklasse ungeimpft.
Angesichts dessen, dass der Sanitätsbetrieb mit Impfbus, Open Vax Days und grünen Pass bereits versucht hat, sowohl ausreichend Angebote als auch Anreize zu schaffen, stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch gelingen kann, die Impfbeteiligung besonders in diesen impfschwachen Gemeinden zu steigern.
Landesrat Widmann sieht das allerdings anders: „Es hat im vergangenen Monat einen ordentlichen Ruck gegeben. Wir waren davor bei einer Durchimpfungsrate von 50 Prozent der impfbaren Bevölkerung und haben nun beinahe eine Durchimpfungsrate von 60 Prozent in der Gesamtbevölkerung erreicht. Das bedeutet, dass wir bei der impfbaren Bevölkerung beinahe 70 Prozent erstgeimpft haben. Damit dürften wir vor einer Überlastung der Spitäler geschützt sein.“
Dass die Impfbeteiligung aber auch angesichts der hochansteckenden Delta-Variante steigen muss, unterstreicht auch Widmann: „Wir werden weiterhin ein breites Angebot auffahren. Wenn in Riffian beim nächsten Halt des Impfbusses wieder 200 Leute kommen, dann sind das 200 Leute, die sich ansonsten nicht impfen lassen hätten.“
Schritt für Schritt will so also das Land mit altbewährten Methoden die Impfbeteiligung steigern. Das Angebot soll aber auch weiter ausgebaut werden. So wurde gestern entschieden, am Donnerstag nach dem großen Zuspruch am Montag mit über 1.000 Personen einen weiteren Open Vax Day durchzuführen.
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Kommentare (5)
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giftzwerg
Markus Rufin, Sie sind nicht sonderlich gut informiert, denn als letztens in St. Leonhard in Passeier im Vereinshaus geimpft wurde, habe ich, der ich bereits seit Juni zweifach geimpft bin, bemerkt, dass sehr viele Personen auf den Piks warteten, auch der, den ich eigens dafür dahin brachte. Er hatte einen Termin um 09:25h, musste allerdings bis 11:45h dort warten. Es waren 4 Ärzte vorgesehen aber nur einer anwesend. Da wird man den Fehler schon in Bozen suchen müssen und nicht in Passeier!
luis2
Der Impfbus und der Gemüse Händler kommen in den nächsten Tage vorbei, sogar ohne Begleitschutz der Polizei.