Bäuerliche Vorbilder
Bei der Bauernjugend-Landesversammlung wurde eine Vinschger Familie mit dem Jungbergbauernpreis ausgezeichnet. Was sie leistet.
Das Wasser war das Motto der heurigen Landesversammlung der Südtiroler Bauernjugend (SBJ). Sie fand am Sonntag, dem 1. August, im Waltherhaus in Bozen statt.
Bauernjugend-Landesleiterin Angelika Springeth erklärte: „Wasser wird als die Quelle des Lebens bezeichnet, in der Millionen kleine Tropfen eine Einheit bilden. Ohne das in Südtirol zur Verfügung stehende Wasser wäre die Landwirtschaft nicht möglich.“
Auch in der Südtiroler Bauernjungend bilden die 9.000 Mitglieder der 150 Ortsgruppen eine Einheit, die gemeinsam viel bewegen kann. Sie werden durch Freundschaft, Geselligkeit und Gemeinschaft zusammengehalten. Durch die Corona-Maßnahmen der letzten Jahre wurde die Tätigkeit der Südtiroler Bauernjugend jedoch stark eingeschränkt.
Angelika Springeth fordert die Politik deshalb auf, das Ehrenamt bei den schrittweisen Öffnungen nicht außen vor zu lassen. Die vielen unentgeltlichen Stunden, die die Mitglieder der SBJ leisten, seien unbezahlbar.
„Freude nicht nehmen lassen“
Raffael Peer ging auf das Thema „Wasser“ aus politischer Sicht ein. Alle Sektoren benötigten Wasser, um zu wirtschaften. Besonders die Landwirtschaft sei bemüht, das Wasser präzise und gezielt einzusetzen. Nach der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung solle das Wasser für die Landwirtschaft – und somit für die Produktion von Lebensmitteln – genutzt werden.
Peer sagte: „Obwohl die Bäuerinnen und Bauern viel Mühe und Leidenschaft in ihre Arbeit stecken, werden sie dennoch oft kritisiert. Wir dürfen uns aber die Freude an unserem so wichtigen Beruf nicht nehmen lassen!“
Besonders der Klimawandel werde die Landwirtschaft in den nächsten Jahren auf eine schwere Probe stellen. Wetterextreme würden ganze Ernten zerstören und die Wasserverfügbarkeit wird sich verändern.
„Genau deshalb muss der Landwirtschaft auch in Zukunft Wasser zugesichert werden“, erklärte Peer.
Auch die Ausbreitung des Großraubwildes belaste die Bäuerinnen und Bauern im Land. Die Almwirtschaft sei in Gefahr und damit auch die gepflegte Kulturlandschaft. Der Bauernjugend-Landesobmann forderte: „Wir brauchen eine Lösung für den ganzen Alpenraum. Denn das Großraubwild kennt keine Landes- oder Provinzgrenzen.“
Raiffeisen-Jungbergbauernpreis vergeben
In diesem Jahr wurden Manuel Haas und Petra Gerstl vom Faslarhof in Stilfs mit dem Raiffeisen-Jungbergbauernpreis ausgezeichnet. Ausschlaggebend bei der Nominierung für den Preis ist nicht die Bedürftigkeit einer Familie, sondern vor allem ihre Beispielhaftigkeit für den Bauernstand.
Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbands, überreichte der jungen Familie den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Er erklärte: „Es ist beeindruckend zu sehen, unter welch schwierigen Bedingungen und doch mit wieviel Freude und Zuversicht junge Menschen ihren Hof bewirtschaften.“
Die ausgezeichnete Familie soll den Bäuerinnen und Bauern ein Vorbild sein und eine Möglichkeit aufzeigen, wie man Südtirols Bergbauernhöfe zukunftsorientiert und wirtschaftlich attraktiv bewirtschaften kann.
Familie Haas vom Faslarhof
Am Faslarhof in Stilfs lebt der 32-jährige Manuel mit seiner Frau Petra und den beiden Söhnen Noah und Elias, welche 2017 und 2020 geboren sind. Unterstützt werden die Jungbauern von Manuels Eltern Willi und Hilde. Gemeinsam führen sie den Faslarhof mit besonderem Fleiß und Einsatz, mit Motivation und Weitsicht.
Vieles hat Familie Haas schon ausprobiert und oft gab es auch Rückschläge. Ans Aufgeben dachte die Familie, trotz schwieriger Bedingungen und überschaubaren Ertrags, nie.
Manuel Haas hat mit seiner Frau Petra zuerst auf die Schafzucht mit 110 Juraschafen gesetzt. Weiters waren rund zwölf Rinder der Rasse Fleckvieh am Hof. Nach der offiziellen Übergabe des Hofes im Jahr 2019 stand für Manuel fest, dass er etwas ändern und etwas Neues probieren wollte. Trotz mehrerer Hindernisse setzte er seinen Traum der Milchziegenhaltung am Hof in die Tat um.
Heute sind auf dem Faslarhof neben den 110 Milchziegen auch noch einige Schafe, zwei Schweine und verschiedenes Federvieh zu finden. Die Milch der Ziegen wird jeden zweiten Tag in der Bio-Dorfsennerei in Prad am Stilfserjoch zu feinstem Ziegenkäse veredelt und vermarktet. Manuel arbeitet zusätzlich zum Hof in Vollzeit als Elektriker.
Er erklärt: „Natürlich wäre dies alles nicht möglich, wenn meine Frau Petra mir nicht ständig den Rücken freihalten würde.“
Petra Gerstl hat die Fachoberschule für Soziales in Meran besucht und hat Manuel Haas 2019 geheiratet. Für sie war schon früh klar, dass sie ihr Leben auf dem Hof verbringen möchte. Heute hilft sie als Teilzeitkraft in der Dorfsennerei Prad beim Verkauf von Ziegenkäse und weiteren Produkte mit.
Der Faslarhof liegt auf knapp 1.500 Metern Meereshöhe an der Sonnenseite oberhalb von Stilfs. Zum Hof gehören circa 6,5 Hektar Wiesen, auf denen die Familie in den letzten Jahren die gesamte Beregnungsanlage in Eigenregie verlegt hat. Gemäht werden auch drei Hektar Pachtflächen bzw. Almwiesen auf 2.000 Metern Meereshöhe.
Der Faslarhof hat 95 Erschwernispunkte. Die Ziegen werden in einem großzügigen Laufstall mit ganzjährigem Auslauf ins Freie gehalten. In den warmen Monaten haben die Ziegen auch Zugang zur Weide.
Jungbauer Manuel erklärt: „Mit den neuen Ideen und Wegen, die wir eingeschlagen haben, wollen wir vor allem unseren Söhnen eine gute und sichere Zukunft auf dem Hof bieten.“
Zukünftige Investitionen, Umbauten und Verbesserungen schwirren bereits in seinem Kopf herum. So möchte er weiter in die Sparte des Mastgeflügels investieren, um sich mit einem Direktverkauf einen Zuerwerb aufbauen zu können.
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