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„Ich möchte das Haus behalten“

Die Durnwalder-Villa in Pfalzen (Foto: Immomarkt-Immobilien Ruth)

Altlandeshauptmann Luis Durnwalder will das Grundstück vor seiner Villa in Pfalzen verkaufen, um Prozesskosten zu bestreiten – daraus wird freies und gefördertes Bauland. Der Gemeinderat hat die Entscheidung am Donnerstag vertagt. 

von Silke Hinterwaldner

Die Tagesordnung wirkte auf den ersten Blick unscheinbar. Unter Punkt sechs steht eine Bauleitplanänderung auf dem Programm, auch das ein übliches Procedere in den Gemeindestuben.

In diesem Fall aber ist die Beteiligung so prominent, dass nicht nur die Pfalzner mit Interesse beobachten, was entschieden wird und was gebaut werden darf. Die prominente Hauptperson in diesem urbanistischen Vorgang ist kein Geringerer als Altlandeshauptmann Luis Durnwalder.

Obwohl er nun schon seit einigen Jahren seinen Lebensmittelpunkt nach Algund verlegt hat, hängt Luis Durnwalder noch immer sehr an seinem Haus mit großem Garten in Pfalzen. Allerdings, und darüber redet der Altlandeshauptmann auch ganz offen, nach den Gerichtsprozessen rund um die Murmeltierabschüsse und nach den Ermittlungen des Rechnungshofes zum Sonderfonds gilt es Geld aufzubringen. „Denn“, sagt Durnwalder, „wenn es nicht sein müsste, dann würde ich ganz bestimmt nicht verkaufen. Aber so muss ich einfach etwas opfern.“

Aber der Reihe nach: Bereits im Februar 2020 hatte Luis Durnwalder in einem Artikel der Wochenzeitung ff über den Verkauf der Wiese vor seiner Villa in Pfalzen gesprochen. Mit diesem Verkauf sowie mit dem Erlös aus dem Verkauf von zwei Wohnungen in Bozen – und etwas Ersparten – will er die Kosten für die Urteile und Verfahren stemmen. Jetzt aber wird es ernst. Nach einem langen Hin und Her, einigen Auflagen und einer eingehenden Prüfung der Kommission für Raum und Landschaft gab es in Bozen ein positives Gutachten. Jetzt ist wieder die Gemeinde am Zug: Die hatte bereits kurz vor Schluss unter der Regentschaft von Bürgermeister Josef Gatterer dem Verkauf zugestimmt und muss nun noch einmal im Gemeinderat die Änderung des Bauleitplanes durchbringen. Jetzt allerdings ist nicht mehr Josef Gatterer am Hebel, sondern Roland Tinkhauser. Kurios dabei: Tinkhauser hatte Landeshauptmann Durnwalder als Oppositioneller im Landtag die Stirn geboten, jetzt aber regiert er unterm Edelweiß die Gemeinde Pfalzen.

Bei der Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag war schnell klar, dass eine Entscheidung nicht ganz so schnell getroffen wird, wie erwartet. Die Liste „Wir für Pfalzen“ hat aus formellen Gründen die Vertagung beantragt. Weil die Unterlagen tatsächlich nur zwei anstatt der vorgeschriebenen vier Tage vor der Sitzung zugestellt worden waren, wurde dem Antrag ohne Diskussion stattgegeben. Das heißt: Eine Entscheidung fällt in der nächsten Sitzung.

In Pfalzen werden immer wieder Stimmen laut, die vermuten, dass Luis Durnwalder eine Vorzugsbehandlung erhalten könnte. Aber stimmt das? Tut sich ein Altlandeshauptmann leichter, eigene Wünsche und Vorstellungen bei einem derartigen Verfahren durchzubringen? Dabei geht es um Zufahrten, den Pfalzner Bach oder die Ausweisung von freiem und gefördertem Bauland. Die Fragen sind nicht leicht zu beantworten, aber der Betroffene hat eine klare Vorstellung von den Abläufen.

TAGESZEITUNG: Herr Durnwalder, bekommen Sie eine Vorzugsbehandlung, weil Sie einst der mächtigste Mann im Land waren?

Luis Durnwalder: Wenn es um einen Politiker geht, der dann auch noch Durnwalder heißt, dann wird ganz genau geschaut. Die Gemeinde sucht Bauland und ich biete an. In Pfalzen gibt es zwei Parteien, die gleich stark sind, da wird sicher nichts übersehen.

Wie kam der Verkauf der Wiese zustande?

Die Gemeinde suchte nach Wohnbauzonen und ich habe mich gemeldet. Ich möchte nicht die Villa verkaufen und habe mich dazu durchgerungen, das Grundstück anzubieten. Meine Villa ist die letzte Einheit einer bestehenden Wohnbauzone, diese Zone soll nun um etwa 1.400 Quadratmeter erweitert werden. Dabei wird ein Mix aus freiem und gefördertem Wohnbau realisiert, alles wie vom Gesetz vorgesehen. Das Haus möchte ich behalten, auch wenn ich es selbst wohl nicht mehr unbedingt brauche. Trotzdem: Ich habe es mit viel Mühe aufgebaut und möchte es weitergeben, nachdem die Familie sehr daran interessiert ist, das Haus zu behalten. Ich hätte sicher nie und nimmer verkauft, wenn ich das Geld nicht unbedingt brauchen würde.

Mitten durch das Grundstück fließt der kleine Pfalzner Bach. Was wird daraus?

Ich wurde verpflichtet, den Bach auf meine Kosten nach den Vorgaben der Wildbachverbauung zu verbauen. Bisher wurde nur ein Teil des Areals genehmigt, jener bis zum Bach hin. Jetzt muss der Bach am Rande verbaut werden. Die gesamte Zone wurde verkleinert. Ich bin der Meinung: Das soll gemacht werden, wenn es so vorgeschrieben ist. Aber zuerst muss die Zone ausgewiesen werden.

Und die Zufahrt?

Die Zufahrt erfolgt über einen Gemeindeweg. Hier wird niemand enteignet, es wird niemandem etwas genommen, den Weg kann dann jeder benutzen. Dieser Weg muss anscheinend befestigt werden, die Kosten dafür werden aufgeteilt.

Sie haben auch einen Teich in Ihrem Garten…

Dort waren ein paar Karpfen drinnen. Aber die Luftaufnahmen haben einen See festgestellt, der eine Gefahr für das Dorf darstellen könnte. In der Folge hat man daraus rote Zone gemacht. Ich musste den Teich bereits zuschütten, nachdem die ersten Lokalaugenscheine vor zwei Jahren stattfanden. Der Teich war mir stets wichtig, das tut mir schon sehr leid. So musste ich nicht nur den Teich, sondern das gesamte Grundstück opfern, um die Spesen abdecken zu können.

Können Sie mit dem Erlös alles bezahlen?

Das hängt jetzt davon ab, wie viel der Verkauf abwirft. Das übernimmt ein Realitätenbüro. Um den geförderten Wohnbau kümmert sich die Gemeinde. Ich kann nur sagen: Es gibt einige Interessenten. Aber wenn alles abgeschlossen ist, wird mir kein Cent übrigbleiben.

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