„Das ist unseriös“
Josef Unterholzner zitiert im Landtag aus einer Studie des Paul-Ehrlich-Instituts. Doch hat der überzeugte Impfverweigerer das Papier überhaupt gelesen?
Josef Unterholzner ist ein bekennender Impfverweigerer. Dies unterstrich der Enzian-Politiker auch in seiner gestrigen Rede zum Nachtragshaushalt: „Ich habe ein gutes Immunsystem und viele Antikörper.“ Vor einem Jahr habe man noch von „mit oder durch Corona” als Todesursache gesprochen, heute komme die Impfung dazu, begründete der Enzian-Politiker sein entschiedenes Nein gegen die Vakzine. Und er zitierte aus einer Studie des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts, in der von den schwerwiegenden Folgen der Impfungen „gewarnt“ werde. Vor allem Jugendliche bekämen Herzprobleme durch die Impfung. „Man muss den Leuten ehrlich sagen, was nun auch die Wissenschaft sagt“, forderte Unterholzner.
Beim Blick in die Studie drängt sich jedoch die Frage auf, ob der Abgeordnete das Papier überhaupt gelesen hat. Das Paul-Ehrlich-Institut schreibt nämlich, dass die „sehr seltenen Nebenwirkungen der Impfungen im Kontext des nachgewiesenen Nutzens, nämlich Schutz vor schweren und tödlichen Covid-19-Erkrankungen, zu sehen“ seien. „Wie in einer Analyse der Europäischen Arzneimittelbehörde gezeigt wurde, nimmt der individuelle Nutzen der Impfung mit steigendem Alter und steigenden Infektionszahlen zu“, betont das renommierte Institut. In Deutschland wurden bis Ende Juli 75 Millionen Impfungen durchgeführt. Dabei wurden 106.835 Verdachtsfälle gemeldet. Das entspricht einem Anteil von 1,4 zu 1.000. Die Melderate für schwerwiegende Reaktionen liegt bei 0,1 pro 1.000 Dosen.
„Unterholzner sollte das Paul-Ehrlich-Institut ehrlich zitieren“, erklärte LH Arno Kompatscher in seiner Rede. Es sei unseriös, nur einzelne Zeilen herauszupicken. Kritische Fragen müssten erlaubt sein, aber man könne nicht die Meinung weniger Wissenschaftler als gleichbedeutend mit jener der übergroßen Mehrheit hinstellen. Die Behauptung, man sei in einer Diktatur, sei eine Beleidigung für jene, die wirklich in einer Diktatur lebten. (mat)
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