„Mediennutzung ist gestiegen“
Das Astat hat neue Daten zur Mediennutzung veröffentlicht: Wie die Corona-Pandemie die Nutzung der Medien in Südtirol verändert hat, wo sich die Südtiroler informieren und wie viel Zeit Jugendliche täglich im Internet verbringen.
von Lisi Lang
Die Mediennutzung der Südtiroler hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert. „Mittlerweile werden dauernd, also 24 Stunden täglich, sieben Tage pro Woche Medien konsumiert“, sagt Timon Gärtner, Direktor des Landesinstitut für Statistik Astat. Und Corona hatte auf unsere Mediennutzung einen Einfluss, wie die neusten Daten, die im März und April 2021 – also während der dritten Welle der Covid-19-Pandemie erhoben wurden, zeigen. „Wir stellen fest, dass während der Corona-Pandemie die Mediennutzung der Südtiroler gestiegen ist – insbesondere beim Fernsehen und im Internet“, erklärt Timon Gärtner, den der starke Anstieg bei der Fernsehnutzung überrascht hat. „Überraschend war aber auch die Nutzung der Medien bei den ganz jungen Menschen und die Zunahme beim Bezahlfernsehen, die sich im Vergleich zur letzten Erhebung im jahr 2017 fast verdoppelt hat“, erklärt der Direktor des Astat.
Fernsehen
80 Prozent der Südtiroler im Alter von 14 Jahren und mehr sehen – unabhängig vom Gerät – täglich oder fast täglich fern. Der durchschnittliche Südtiroler verbringt dabei jeden Tag 138 Minuten vor dem Fernseher – also mehr als zwei Stunden. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Ausgaben der Erhebung, die über die Jahre stabile Daten ergeben hatten, wird aus der letzten Umfrage eine Zunahme des Fernsehkonsums deutlich. Ein Vergleich der aktuellen Daten mit jenen von 2017 zeigt, dass sowohl die Tagesreichweite gestiegen ist, als auch die Nutzungsdauer zugenommen hat.
Geschlecht, Alter, Studientitel aber auch die Muttersprache spielen bei den Fernsehgewohnheiten eine große Rolle: So verbringen Frauen durchschnittlich zehn Minuten mehr Zeit pro Tag vor dem Fernseher als Männer. Aber auch ältere Menschen oder weniger gebildete schauen täglich mehr fern als Jüngere und Personen mit einem Studientitel. Ebenfalls interessant: Personen italienischer Muttersprache konsumieren durchschnittlich rund 30 Minuten mehr pro Tag den Fernseher als Deutsche oder Ladiner.
Hauptsächlich werden Nachrichten (72 Prozent) und Spielfilme (62 Prozent) im Fernsehen konsumiert. In den meisten Fällen passiert das über klassische Fernsehgeräte (68 Prozent), wobei Smartphone, Pc und Tablet im Vergleich zur letzten Erhebung zulegen konnten (von 17 auf 24 Prozent). Auch das Bezahlfernsehen wie Netflix oder Sky ist weiter auf dem Vormarsch und wird mittlerweile von 35 Prozent der Fernsehzuschauer genutzt – bei den jungen Menschen zwischen 14 und 34 Jahren sind es sogar knapp 60 Prozent.
Radio
Im Gegensatz zum Fernsehen nimmt die Nutzung des Radios weiter ab: 57 Prozent der Südtiroler im Alter von 14 Jahren und mehr hören täglich oder fast täglich Radio. Hauptsächlich wird im Radio Musik gehört: Nimmt man alle Musikrichtungen zusammen, dann schalten 80 Prozent der Südtiroler das Radio ein, um Musikprogramme zu hören. Es folgen in der Rangliste die Nachrichten (64 Prozent) oder Verkehrsinfos (27 Prozent). Musik wird aber nicht nur im Radio gehört. Vor allem bei den jungen Menschen sind Musik-Streaming-Dienste wie Spotify oder YouTube weit verbreitet.
Zeitungen
47 Prozent der Südtiroler im Alter von 14 Jahren und mehr lesen täglich oder fast täglich mindestens eine Tageszeitung in Papierform oder online. Am häufigsten werden in Südtirol lokale Zeitungen gelesen, insgesamt steigt die Häufigkeit des Zeitunglesens mit zunehmendem Alter und höherer Schulbildung. Papierzeitungen werden häufiger von Senioren gelesen, während Jüngere Online-Zeitungen den gedruckten Ausgaben vorziehen. 22 Prozent der Befragten haben zurzeit zumindest ein gültiges Zeitungsabo.
Bei den Zeitschriften steigt die Häufigkeit des Lesens ebenfalls mit zunehmendem Alter und höherer Schulbildung an. Sieben Prozent der Südtiroler im Alter von 14 Jahren und mehr lesen jede Woche oder fast jede Woche eine Papier- oder Online-Zeitschrift.
Internet
Im Rahmen der Untersuchung hat das Astat auch die Internetnutzung der Südtiroler in ihrer Freizeit genauer unter die Lupe genommen und dabei erstmals auch die Social-Media-Nutzung genauer beleuchtet. 80 Prozent der Südtiroler über 14 Jahren surfen täglich oder fast täglich in ihrer Freizeit im Internet – in der Altersgruppe zwischen 14 und 19 Jahren sind es sogar 99 Prozent. Bei den Über-65-Jährigen bricht die Nutzung allerdings stark ein und 40 Prozent gaben an, das Internet überhaupt nie in ihrer Freizeit zu nutzen. Die durchschnittliche Internet-Zeit der täglichen Nutzer variiert auch je nach Altersgruppe sehr stark und sinkt mit zunehmendem Alter. Spitzenreiter sind die Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren, die in ihrer Freizeit täglich rund 290 Minuten im Internet verbringen – das sind knapp fünf Stunden.
Das Internet wird von allen Nutzern hauptsächlich für die Kommunikation (42 Prozent) mit E-Mail, Chats oder WhatsApp genutzt. 31 Prozent widmen ihre Zeit im Netz der Suche nach Informationen und Nachrichten, 20 Prozent Videos, Musik oder Spielen. Es gibt aber auch hier Unterschiede: Während für Internetnutzer ab 35 Jahren die Kommunikation und die Suche nach Informationen und Nachrichten die Hauptaktivitäten darstellen, sind es für die 14-34-Jährigen die Kommunikation und Freizeitaktivitäten.
Was die sozialen Plattformen angeht, so verwenden die Südtiroler vor allem WhatsApp (96 Prozent), die anderen Instant-Messaging-Dienste wie Skype, FB-Messenger oder Telegram verzeichnen deutlich geringere Nutzungsquoten. Das Social Network mit den meisten Nutzern in Südtirol ist YouTube (82 Prozent der Internetnutzer), es folgen Facebook (59 Prozent) und Instagram (44 Prozent). Andere Plattformen wie Snapchat oder TikTok sind vor allem bei jungen Nutzern zwischen 14 und 19 Jahren beliebt.
Ein weiterer Punkt der Untersuchung betrifft Hassbotschaften im Netz: 12 Prozent der Internetnutzer begegnen häufig Hassbotschaften im Netz, 13 Prozent der Südtiroler im Alter von 14 Jahren und mehr haben Bekannte, die Hassbotschaften über das Internet erhalten haben und sieben Prozent haben selbst einmal Hassbotschaften über das Internet empfangen. Jüngere haben dabei häufiger Hassbotschaften erhalten als Ältere.
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