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Impfpflicht für Lehrer?

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In Südtirol sind 39 Prozent der LehrerInnen noch nicht gegen das Coronavirus geimpft. Nun gibt es erste zaghafte Bemühungen des Landes, in Rom eine Impfpflicht für das Schulpersonal zu erwirken.

von Matthias Kofler

Francesco Figliuolo, Covid-Sonderkommissar der Regierung in Rom, hat den Regionen einen Brief zukommen lassen, in dem er auf die teils enttäuschenden Impfquoten beim Schulpersonal hinweist. Italienweit sind 227.000 Lehrpersonen noch immer nicht gegen das Corona-Virus geimpft – und das, obwohl diese Risikogruppe bei der Verabreichung des Vakzins priorisiert wurde.

In Südtirol ist die Situation besonders kritisch: Hierzulande wurden gerade einmal 61 Prozent der LehrerInnen zumindest einmal geimpft – exakt 38,67 Prozent sind hingegen noch nicht geimpft. Nur die Regionen Sardinien und Sizilien mit 45,08 bzw. 43,76 Prozent an nicht-geimpften Lehrpersonen weisen noch schlechtere Werte als die Autonome Provinz auf. „Im Hinblick auf den Beginn des neuen Schuljahrs im Herbst ist es unbedingt notwendig, die maximale Abdeckung des Schulpersonals sicherzustellen“, appelliert Kommissar Figliuolo.

Die Regionen sind dazu aufgerufen, dem gesamten Schulpersonal so schnell wie möglich einen Impftermin anzubieten. Bis zum 20. August haben sie Zeit, Rom die Anzahl der Personen mitzuteilen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können – oder die eine Impfung schlichtweg verweigern.

In der Südtiroler Landesregierung ist man sich der Impffaulheit eines großen Teils der Lehrpersonen durchaus bewusst. Nach Informationen der Tageszeitung haben Vertreter des Landes bereits in Rom vorgesprochen, um vorzufühlen, ob die Regierung Draghi gewillt ist, die derzeit nur für das Sanitätspersonal geltende gesetzliche Impfpflicht auf die Lehrpersonen auszuweiten. Die Kompetenz hierfür hat ausschließlich der Staat.

Bildungslandesrat Philipp Achammer bedauert, dass die Impfkampagne in Südtirol in eine „Phase des Stillstands“ eingetreten sei. „Wir müssen alles dafür tun, die Impfbereitschaft unter den Lehrern zu steigern, denn ansonsten sind wir gezwungen im Herbst wieder auf Maßnahmen wie Nasenflügeltests und Maskenpflicht zurückzugreifen.“ Achammer führt die vergleichsweise niedrige Impfquote auf mehrere Faktoren zurück: Die Gruppe der Impfgegner sei vergleichsweise klein. Größer sei die Gruppe jener, die angesichts der niedrigen Inzidenz noch mit dem Impfen abwarten. Sie glaubten, dass es besser sei, sich im September impfen zu lassen, weil sie dann länger im Besitz eines gültigen EU-Zertifikats wären. Zudem habe die Diskussion um AstraZeneca, das bei den Lehrern verimpft wurde, für Verunsicherung gesorgt.

„Doch wenn wir mit dem Impfen bis zum Herbst warten, ist es zu spät, da die Impfung erst nach Wochen ihre volle Wirkung entfaltet“, warnt der Landesrat.

Achammer will vorerst weiter mit „Anreizen“ versuchen, die Impfbereitschaft zu steigern. Einer gesetzlicher Impfpflicht stehe er „im Moment nicht positiv gegenüber – im Zweifelsfall sollte man Zwang immer vermeiden“. Der Landesrat erinnert aber daran, dass die Maßnahmen von der weiteren Pandemie-Entwicklung und den Entscheidungen auf staatlicher Ebene abhingen. „Wir müssen schauen, dass sich all jene, die viel Kontakt mit Menschen und insbesondere mit Kindern haben, auch impfen lassen. Es kann nicht sein, dass wir aufgrund einer kleinen Gruppe an Impfverweigerern gezwungen wären, einen erneuten Lockdown zu verhängen, der einen enormen wirtschaftlichen und sozialen Schaden zur Folge hätte“, so Achammer.

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