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Erhard in Not

Heinrich Erhard

Die Jäger haben ein Spendenkonto für den zu einer hohen Schadenersatzzahlung verurteilten Ex-Amtsdirektor Heinrich Erhard gestartet.

Der Südtiroler Jagdverband, der Südtiroler Bauernbund, der Landesfischereiverband und der Verband der Eigenjagdreviere kritisieren die Verurteilung von Alt-LH Luis Durnwalder und des früheren Amtsdirektors für Jagd und Fischerei, Heinrich Erhard.

Die beiden sind gemeinsam zu fast einer Million Euro Schadenersatzzahlungen verurteilt worden, weil sie in den Jahren 2010 bis 2014 Murmeltier, Fuchs, Kormoran und Steinwild per Dekret zum Abschuss freigegeben hatten.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz begründeten die Präsidenten der Verbände ihr Unverständnis für das Urteil – und kündigten eine Spendenaktion für Heinrich Erhard an.

Eine Spendenaktion in eigener Sache, so heißt es informell aus dem Jagdverband, habe Alt-LH Durnwalder abgelehnt.

„Wo die Murmeltiere auf den Almen Schäden verursachen, ist es notwendig, sie in Grenzen zu halten“

Die Nagetiere untergraben mitunter Almgebäude. Sie graben oft oberflächennahe Gänge und Löcher und das Weidevieh verletzt sich, wenn diese Hohlräume einbrechen. „Die Abschuss-Dekrete haben deshalb keinen Schaden angerichtet, sondern im Gegenteil: sie halfen mit, Schaden zu verhindern und die Almwirtschaft zu erhalten“, meint Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler.

“Fuchsregulierung ist Teil des Schutzes von seltenen Raufußhühnern und hilft den Geflügelhaltern“

Landesjägermeister Günther Rabensteiner wies darauf hin, dass der Fuchs, wenn er nicht zahlenmäßig reguliert werde, nicht nur vielen Geflügelhaltern Probleme bereitet. Er ist auch eine große Gefahr für seltene Bodenbrüter wie das Auerwild. „Füchse sind Nesträuber, Bodenbrüter wie das Auerwild sind eine leichte Beute.“

„Keine Wildart, die Gegenstand der beanstandeten Entnahmedekrete war, hat in den letzten Jahrzehnten“ abgenommen.

Es gibt heute in Südtirol mehr Murmeltiere, Füchse und Kormorane als noch vor 10 oder 20 Jahren. „Beim Murmeltier ist es sogar so, dass die Umweltbehörde ISPRA heute die Entnahme von doppelt so vielen Tieren pro Jahr gutheißt, als damals in den Jahren 2010 bis 2014, nämlich jetzt 2000 Stück gegenüber 1000 Stück von damals,“ berichtet LJM Günther Rabensteiner.

„Die Bemessung des Schadens ist absurd und nicht nachvollziehbar“

Der Vorsitzende des Verbandes der Eigenjagdreviere, Martin Ganner, stellt auch die Schadensbemessung für die erlegten Tiere in Frage. Während Durnwalder und Erhard in erster Instanz vom Rechnungshof in Bozen freigesprochen wurden, hat der römische Rechnungshof das Schätzgutachten eines bekennenden Jagdgegners angewandt, das den Wert eines Tieres jenem eines präparierten Tieres gleichstellt. Demzufolge werden je Murmeltier und je Kormoran 500 Euro Strafe berechnet. „Eine vollkommen unlogische Bewertung. Sie legt den Schluss nahe, dass es bei dem Urteil eigentlich darum ging, ein Exempel gegenüber der Jagd und Fischerei zu statuieren.“

„Der Kormoran schadet den Fischbeständen“

In dieselbe Kerbe schlägt auch Markus Heiss, Präsident des Landesfischereiverbandes. Er bezeichnet besagtes Gutachten als skandalös. Dort heiße es außerdem, der Kormoran, hätte keine Auswirkung auf den Fischbestand. Dabei würden diese großen Vögel, die an Südtirols Gewässern überwintern, etwa 12.000 Kilogramm Fisch in 4 Monaten fressen. „Betroffen sind vor allem laichende Äschen und Marmorierte Forellen. Im Vergleich dazu: 2019 haben Südtirols Fischer 725 kg Marmorierte Forellen und Äschen aus den Gewässern geholt,“ so Heiss.

Jäger wollen ein Zeichen der Solidarität setzen

Nach jahrelangen Gerichtsverhandlungen und Rekursen ist nun ein rechtskräftiges und damit vollstreckbares Urteil ergangen.

Deshalb möchten die vier Verbände helfen und machen sich für eine Spendenaktion stark.

Der Erlös soll den ehemaligen Amtsdirektor Heinrich Erhard dabei unterstützen, für die immense Strafforderung aufzukommen.

Doch es gehe nicht nur darum, den finanziellen Schaden des ehemaligen Beamten abzumildern, sondern auch als Jägerinnen und Jäger ein Zeichen der Solidarität für den Ex-Landeshauptmann (der seinerseits ausdrücklich auf eine Spendensammlung verzichtet) zu setzen, hieß es auf der Pressekonferenz.

Beim Südtiroler Jagdverband haben sich jetzt schon einige Unterstützer der Spendenaktion gemeldet. So wollen die Eigenjagdbetueiber 10.000 Euro spenden.

Unter den Spendern ist auch Ahrntaler Autor und Jäger Josef Duregger. Er spendet 100 Exemplare seines Buches „Dem Wild auf der Spur“, in dem er seine Jagderlebnisse zwischen Lappland und Namibia schildert.

Das Buch ist beim Südtiroler Jagdverband gegen Vorlage eines Überweisungsbeleges von 30 Euro auf das Spendenkonto erhältlich. Jedes Exemplar wird von Altlandeshauptmann Durnwalder signiert und mit einer persönlichen Widmung versehen, teilt der Jagdverband mit.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • sorgenfrei

    Was ich mich frage: wieso starten verbände spendenaktionen für leute, die ein vielfaches der durchschnitteinkommen verdien(t)en (und dementsprechend renten kassieren) und diese immer mit ihrer großen verantwortung begründen? Nun müssen leute für einmal diese verantwortung üvernehmen, dazu hat sie ein (hoffentlich) unabhängiges gericht gezwungen, und steuergestützte verbände, die durch die beiden herren stets eine lobby erfuhren, zweifeln diese urteile an? Außerdem frage mich, warum man sich trotz der großen verantwortung und der ebenso großen einkommen keine haftpflichtversicherung leistete?!

  • pingoballino1955

    Der Herr soll sich das Geld doch vom Südtirolkaiser holen,der hat doch alles befohlen,oder nicht??? Spendet lieber für arme Leute,wäre weit angebrachter!!!!

  • tirolersepp

    Ist das wirklich der richtige Ansatz zur Lösung solcher Probleme – im Nachhinein ??????

  • semperoper

    Nun bin ich wahrlich kein Freund der Jagd, und für die nonchalante Behandlung öffentlicher Gelder für die private Selbstdarstellung soll Durnwalder durchaus zur Rechenschaft gezogen werden (in der öffentlichen Diskussion werden die beiden Vergehen Durnwalders meist in einen Topf geworfen). Aber jemanden für politische Entscheidungen und deren (das ist jetzt nicht sarkastisch gemeint) ordnungsgemäße Durchführung die beiden nach etlichen Jahren zu verurteilen, ist absurd. Außerdem frage ich mich, wie durch den Abschuss von Murmeltieren dem italienischen Staat ein finanzieller Schaden hat zugefügt werden können…

    • andreas

      Anscheinend waren die Entscheidungen nicht ordnungsgemäß, sonst wären sie nicht verurteilt worden.
      Durnwalder hat durchaus die finanziellen Mittel, das Urteil bis zur letzten Instanz auszufechten, sofern er dies nicht getan hat, also scheint das Urteil durchaus gerechtfertigt. Die Schadenshöhe ist effektiv etwas willkürlich.

  • meintag

    Es gibt in Südtirol Büchsenhalter welche auf Kosten der Allgemeinheit Gesetze nicht anerkennen. Die Staatsanwaltschaft sollte deren Waffenpass überprüfen und Wie Sie zu Diesem gekommen sind. Könnte sein dass Eingen das Jagen vergeht wenn auffällig viel Unterschriften von erwähnten Verurteilten erfolgt sind. Bei dieser Gelegenheit nicht vergessen welche Waffen legal gemeldet sind.

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