Respekt ist das, was ich will
Eine Frau, eine Ikone. „Tina“ mit Tina Turner. Ein Film, der sie noch einmal erzählt, jetzt im Kino.
von Renate Mumelter
Unter den Bozner Lauben ruft mir eine Bekannte nach. Sie wolle mir ein Kompliment für die Sonntagsfilme aussprechen. Da kommt bei mir Freude auf.
Es war genau der Tag, an dem ich ins Kino wollte, aus ehrenamtlichen Arbeitsgründen wie immer. Auf dem Programm stand eine Künstlerin, die Komplimente verdient, nicht nur wegen ihrer Kunst sondern auch wegen ihrer Kraft und ihres Mutes.
Anna Mae Bullock aus Nutbush Tennessee schaffte es, ihren Traum zu verwirklichen, obwohl die Umstände äußerst ungünstig waren. Ihre Eltern hatten sie vernachlässigt, ihr Mann schlug sie. Anna Mae aber wollte „die Rockstadien füllen wie Mick und Keith“, und sie tat es. Sie wurde zur ersten weiblichen Rockikone der Musikgeschichte. Zwei Mal durfte ich Tina live in Bozen erleben, einmal mit Ike, einmal allein und da war sie wesentlich eindrucksvoller.
Nur der Name
Aus ihrer ersten Ehe hatte sie nichts mitgenommen außer ihrem Künstlerinnen-Namen Tina Turner. Den schlagenden Ike ließ sie zurück. „Respekt ist das, was ich will. Vor allem wir Frauen bekommen das nicht immer“, sagt sie. Obwohl Tina Turner immer wieder betont, dass sie nicht zurückblicken will, geht auch der Dokumentarfilm „Tina“ in die Vergangenheit und erzählt, was dort geschah.
Sie selber sagt „die ewigen Erinnerungen sind nicht gut für mich“. Sie hat gelernt, in der Gegenwart zu leben. Ihre Vergangenheit aber machte und macht Schlagzeilen. Tina Turner ist der Beweis dafür, dass sich eine Frau aus einer Gewaltbeziehung lösen kann, und das kann nicht oft genug erzählt werden. (Dass Ike damals nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, ist einen andere Geschichte). Frauen, die Gewalt erfahren, schweigen und suchen die Schuld dafür bei sich selbst. Ein Klassiker, der sich ständig wiederholt. Das liegt nicht an den Frauen, wohlgemerkt. Mit dem erneuten Erzählen der schlimmen Geschichte, will Tina Turner anderen Frauen Mut machen, das Schweigen zu brechen.
Erst fünf Jahre nach ihrer Trennung hatte sie selbst1981 dem People Magazine ein ausführliches Interview gegeben, in dem sie über ihre schlimmen Erfahrungen in der Ehe mit Ike sprach. Das war der definitive Befreiungsschlag. Vorher hatte sie geschwiegen.
Der Film
Dan Lindsays Dokumentarfilm ist eine Reise durch Tinas Leben. Da gibt es jede Menge Archivmaterial, Interviews mit Familienangehörigen, Konzertausschnitte und ein aktuelles Interview mit Tina Turner. Der Film „Tina“ und das Musical „Tina“ sollen ihre Karriere abschließen. Das ist ihr Wunsch.
Ich hätte mir gewünscht, dass ein paar ihrer Songs im Film länger laufen. Im Gegenzug wäre der romantisierende Soundtrack, der zwischendurch klimpert, vermeidbar gewesen. Nach dem Film habe ich die Tina-Songs halt zu Hause gehört.
Kühles Kino
„Tina“ ist noch bis Mittwoch zu sehen. Dasselbe gilt für den von mir bereits letzte Woche empfohlenen „The Father“. Noch ein Tipp: Wenn es heiß ist, bietet ein Kinosaal nicht nur entspannende Filme sondern auch angenehme Kühle. Ab Ende Juni geht es dann mit den Freiluftkinos los. Davon nächste Woche mehr.
Kühl ist es auch im Cineplexx, das seit Donnerstag wieder in Betrieb ist. Hier geht das Menu eher in Richtung Horror/Thriller, Animation, Fantasy. Zwei Komödien sind auch dabei, eine mit dem heiteren Namen „Crudelia/Cruella“, die andere mit Sigi und David Zimmerschied. „Weißbier im Blut“ soll böse sein.
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