Schulers „grüne“ Gentechnik
Warum Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler den geplanten Einsatz von Gentechnik in Südtirol verteidigt und von einer riesigen Chance spricht.
von Heinrich Schwarz
Die Verbraucherzentrale Südtirol und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz haben die Bevölkerung bereits alarmiert: Die Landesregierung wolle durch die Hintertür die Gentechnik in der Südtiroler Landwirtschaft einführen.
Anlass für die Alarmstimmung ist das neue Landwirtschafts-Strategiepapier von Landesrat Arnold Schuler. Darin ist die Rede von „modernen Züchtungsmethoden (CIS-Genetik, Genom-Editierung) für die Entwicklung von resistenten und robusten Sorten“. An der Laimburg sollen standortangepasste und resistente Sorten mit neuesten Technologien gezüchtet werden.
Das sei ein völliger Paradigmenwechsel und stehe im krassen Gegensatz zum Prinzip der Artenvielfalt und zum „begehrtesten Lebensraum“, als der Südtirol beworben werde, betonen die Verbraucher- und Umweltschützer. Gentechnik widerspreche dem Qualitätsanspruch einer natürlichen und gesunden Lebensmittelproduktion.
Arnold Schuler lässt sich von der Kritik nicht beeinflussen und verweist auf die Grüne Partei in Deutschland. Diese sei in ihrem neuen Grundsatzprogramm von der grundsätzlichen Ablehnung der Gentechnik abgerückt, weil sie die Vorteile und das gewaltige Potenzial sehe.
„Die Menschen haben immer noch etwas Falsches im Kopf: Sie gehen von der ursprünglichen These aus, wonach der Mensch versucht, Herrgott zu spielen und über die Gentechnik Artfremdes vermischt. Wir reden aber von etwas ganz anderem: Die sogenannte Grüne Gentechnik verwendet nur arteigenes Material. Diesen Vorgang führt die Natur täglich x-tausende Male durch. Das könnte wesentlich helfen, verschiedene Probleme zu lösen – unter anderem den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln drastisch zu reduzieren“, erklärt Schuler.
Er verweist auf den „Landwirtschaftsreport zur Nachhaltigkeit“ der Eurac. Darin ist der „Grünen Gentechnik“ eine ganze Seite gewidmet. Die Autoren Hannes Schuler (Sohn des Landesrates) und Simon Unterholzner erklären darin die neuen Technologien. Bisher gebe es keinen dokumentierten Fall einer negativen Auswirkung auf Mensch oder Tier. Die gezüchteten Pflanzen seien aber trockenheits-, pilz- oder virusresistenter.
„Durch Pflanzen, die resistent gegen Pathogene und Schädlinge sowie abiotische Stressfaktoren sind, kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringert und Ertragsausfälle können vermieden werden. Dadurch könnte in weiterer Folge eine nachhaltige Landwirtschaft entscheidend gefördert und die Lebensmittelsicherheit verbessert werden“, schreiben Hannes Schuler und Simon Unterholzner.
Die Verbraucherzentrale hingegen betont, dass negative Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit nicht ausgeschlossen werden können.
Arnold Schuler bleibt dabei: „Man darf nicht grundsätzlich gegen etwas sein, sondern muss sich die Dinge schon anschauen. Bei der Grünen Gentechnik handelt es sich um eine enorme Chance, die wir nutzen müssen. Überlassen wir es nicht großen Konzernen für ihre Zwecke, sondern nehmen wir es selbst in die Hand. Ich bin gegen die ursprüngliche Form der Gentechnik mit artfremdem Genmaterial, aber sehr wohl aufgeschlossen gegenüber dieser Grünen Gentechnik. Durch den Einbau eigener Resistenzgene könnte man den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weltweit drastisch reduzieren, ohne etwas Unnatürliches tun zu müssen.“
Tatsache ist derzeit aber, dass in der EU auch die mit neuer Technik gezüchteten Pflanzen als gentechnisch modifizierte Organismen eingestuft werden, was sich mit der Südtirol-Werbung wohl nur schwer vereinbaren lassen würde. Südtirol könnte sich und viele seiner Produkte nicht als gentechnikfrei bezeichnen.
Schuler meint dazu: „In der Forschung können wir inzwischen schon einsteigen. Währenddessen bin ich überzeugt, dass sich auf europäischer Ebene in absehbarer Zeit einiges tun wird. Es gibt Initiativen, wonach die zwei Formen der Gentechnik unterschieden werden müssen, weil es zwei Welten sind. Niemand, der sich ernsthaft mit der Materie befasst – außer Fundamentalisten –, hat noch stichhaltige Argumente gegen die Grüne Gentechnik.“
Der Landwirtschaftslandesrat kündigt an, das Gespräch mit den Verbraucher- und Umweltschützern zu suchen. Fachleute sollen über den geplanten Gentechnik-Einsatz in Südtirol informieren.
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Kommentare (24)
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@alice.it
Unvorstellbar, was auch dieser Bauernladen den Steuerzahler wieder kostet.
brutus
Wer von euch ist in dieser Materie bewandert?
Keiner????
Die Züchtung resistenter Sorten ist nur ein kleiner Teil dieser Wissenschaft! Oberstes Ziel ist die Besiegung des Krebses!
brutus
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/CAR-T-Zelltherapie-Hoffnung-fuer-Krebspatienten,cartzelltherapie100.html
robby
Ein solcher Landesrat ist für Südtirol untragbar. Daher sofortiger Rücktritt.
ich
Zur Soyana-Methode liegt aktuell keine auswertbare Literatur in wissenschaftlichen Datenbanken vor. Die Esoterikzeitschrift Sein veröffentlichte 2016 einen Artikel über Soyana und Dänzer.
tirolersepp
Nicht den Wolf vergessen Herr Landesrat !!!
wichtigmacher
Sepp, der Wolf wird auch gentechnisch so verändert, dass e lei mear Äpfl frisst und kuane Schaflen…..