Carlotas Zimmer von Arturo Fuentes
Die diesjährige Opernsaison der Stiftung Haydn von Bozen und Trient schließt mit Carlotas Zimmer, einem Werk des Mexikaners Arturo Fuentes, in dem die traurige Geschichte der belgischen Prinzessin Charlotte erzählt wird.
Der letzte Programmpunkt von Once upon a time, der diesjährigen Opernsaison der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, trägt den Titel Carlotas Zimmer. Die Oper des mexikanischen Komponisten geht am Freitag, den 11. Juni, und am Samstag, den 12. Juni über die Bühne des Bozener Stadttheaters (jeweils 20 Uhr). Eine Produktion der Stiftung Haydn. Musikalische Leitung: Peter Rundel. Regie, Bühnenbild, Video und Licht: Arturo Fuentes. Kostüme von Eva Praxmarer und Arturo Fuentes. Gesang: Johanna Vargas (Carlota), Alice Crepaz-Fuentes (Carlota als Kind), Sandra Victoria Aguilar (Carlota in der Wüste).
Die Oper Carlotas Zimmer, deren Libretto auf dem Buch Noticias del Imperio des berühmten mexikanischen Autors Fernando del Paso basiert, ist ein Multimedia-Œvre, das sich mit der Geschichte der unglücklichen Prinzessin Charlotte von Belgien beschäftigt, die nach dem Tod ihres Gatten, Kaiser Maximilian I. von Mexiko, zunehmend dem Wahnsinn verfiel. Sechzig Jahre lang schrieb sie ihm weiterhin leidenschaftliche Briefe, in denen sie auf seine baldige Heimkehr hofft. Der 1864 von Napoleon III. als Schattenkönig in Mexiko eingesetzte Monarch wurde 1867 erschossen. Seine Exekution hielt Édouard Manet in einem berühmten Gemälde fest. Carlota, die seit jenem Tag ihre Gemächer auf Schloss Miramare bei Triest nie mehr verlassen hat, blickt in Fuentes‘ Oper hinaus aufs Meer und betrachtet die Vergangenheit als Ort einer verhinderten Liebe. Carlota starb 1927, just im Jahr von Charles Lindberghs erster Alleinüberquerung des Atlantiks. So schreibt sie in einem der letzten Briefe an den Ehemann von ihrer Hoffnung, ihn dank der neuen, schnellen Reisemöglichkeit mit dem Flugzeug bald wiederzusehen. Das Brummen von Flugzeugmotoren wird zum Ausgangspunkt der Komposition, in der die verschiedenen Geisteszustände von Carlota mit speziellen Gesangstechniken und „elektronischen Schatten“ zum Ausdruck gebracht werden.
Arturo Fuentes, 1975 in Mexiko geboren und heute österreichischer Staatsbürger, begann mit acht Jahren, Gitarre zu spielen, kurz darauf gründete er seine erste Rockband. Mit fünfzehn begann er sein Musikstudium am CIEM (Centro de Investigación y Estudios Musicales) unter María Antonieta Lozano. In dieser Zeit legte er die Theorie- und Instrumentalprüfungen in Gitarre für seinen Abschluss am Royal College of Music in London ab und besuchte den Kompositionsworkshop von Juan Trigos. 1992, im Alter von 17 Jahren, traf er in Mexico City den Komponisten Franco Donatoni und wurde zu seinem Schüler, bis zu seiner Ankunft in Mailand 1997. Dort studierte Fuentes außer bei Donatoni auch bei Luca Cori und komponierte seine ersten Werke, darunter Interludi Continui für Gitarre, ein Stück, mit dem er den Suvini Zerboni-Preis für Komposition gewann. Mit dieser Arbeit eröffnete Fuentes mit 22 Jahren offiziell sein Werksverzeichnis. Ein Jahr später traf er Horacio Vaggione, Professor an der Universität Paris 8, der ihm neue Wege für die Komposition unter Einbeziehung von musikalischer Informatik, Elektronik und Philosophie eröffnete. Zur gleichen Zeit absolvierte Fuentes sein Philosophiestudium bei Antonia Soulez. 2002 wurde er für den jährlichen Cursus am IRCAM ausgewählt, wo er ein Stückfür Theorbe, Elektronik und Video komponierte. Im Laufe seiner Karriere komponierte er über hundert Stücke, im Auftrag bedeutender Festivals oder Musikinstitutionen wie der Philharmonie Luxembourg, der Philharmonie de Paris oder dem Wiener Konzerthaus. Fuentes’ Musik steht im Dialog mit bildender Kunst, Film, Literatur und Philosophie. Beinahe die Hälfte seiner Werke verbinden Elektronische Musik mit Video, elektroakustischen Elementen und Kurzfilmen, bei denen er Regie und Produktion übernimmt.
Termine: Freitag, 11. Juni und Samstag, 12. Juni um 20.00 Uhr im Stadttheater Bozen
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