Nach der Feuernacht
LH Arno Kompatscher erinnert an die schwierige Situation Südtirols in den 1960er Jahren und die anschließende positive Entwicklung.
Die Verzweiflung vieler Südtiroler ob der nicht erfolgten Umsetzung der versprochenen Südtirol-Autonomie mündete in der Nacht vom 11. auf 12. Juni 1961 in einen konzertierten Anschlag auf rund 40 Einrichtungen des italienischen Staates in Südtirol. Durch diese Aktion, die als „Feuernacht“ in die Geschichte einging, wollte man die Weltöffentlichkeit auf die Unterdrückung der Südtiroler Minderheit durch den römischen Zentralstaat aufmerksam machen. Dies sei zweifelsohne gelungen. „Wie sehr die mit der Feuernacht verbundene internationale Aufmerksamkeit zu einer Beschleunigung der Verhandlungen beigetragen hat und was sie insgesamt bewirkte, bleibt eine Frage, die Historiker weiterhin beschäftigen wird“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher.
„Fakt ist, dass es vorher wie nachher vieler zäher politischer Verhandlungen bedurfte, um die Südtirol-Autonomie in ihrer heutigen Form erringen zu können“, so Kompatscher. Gewalt könne nie die Lösung sein. „Man muss jedoch betrachten, was damals zu den drastischen Aktionen geführt hat. So ist die Feuernacht in Zusammenhang mit den Konflikten jener Zeit zu sehen: Mit der Verzweiflung der Menschen, der Enttäuschung darüber, dass die Versprechen von Seiten des italienischen Staates nicht eingehalten wurden, dem Nicht-ernst-genommen-werden, den anhaltenden Versuchen der Repression und der weiteren Zuwanderung bei gleichzeitiger Abwanderung junger Südtiroler auf Arbeitssuche“, erklärt der Landeshauptmann.
„Die Autonomie, die 1972 nach zähem Ringen und auch mit maßgeblicher österreichischer Unterstützung von Landeshauptmann Silvius Magnago errungen wurde, hat nach Annexion, Unterdrückung der deutschen und ladinischen Sprache und Kultur sowie italienischer Nationalisierungspolitik einen Neubeginn dargestellt“, sagt Kompatscher: „Seitdem konnte man in Südtirol tatsächlich wieder selbst die Geschicke in die Hand nehmen und eine Verwaltungs- und Gesetzgebungsautonomie aufbauen, die nicht nur verfassungsrechtlich, sondern – auf Grundlage des Pariser Vertrages und unter Einbeziehung der Vereinten Nationen – auch völkerrechtlich verankert ist. In der Ära Luis Durnwalder nutzte Südtirol die autonomen Spielräume, um allen Menschen im Land ein Leben in Frieden, Sicherheit und Wohlstand zu ermöglichen.“
Dass heute Südtirol im Vergleich zu vielen europäischen Regionen sowohl in gesellschaftlicher, kultureller als auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr gut dastehe und eine relativ hohe Lebensqualität aufweise, sei einer Reihe von Umständen, vor allem aber auch dem überzeugten Einsatz vieler Menschen und dem Verhandlungsgeschick der politischen Akteure zu verdanken, ist Landeshauptmann Kompatscher überzeugt. „Die Chancen Südtirols für die Zukunft liegen nun eindeutig in der Öffnung nach außen und in der Vernetzung„, betont Kompatscher. „Unser Land hat ein enormes Potenzial, das wir durch eine positive Grundeinstellung und die Tatkraft der Menschen in einem europäischen Umfeld gut ausschöpfen können.“
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