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Virus im Tal

Foto: SABES/ 123rf

Das Ahrntal hat beinahe die schlechtesten Coronazahlen im Land: Obwohl sich das Infektionsgeschehen fast überall beruhigt, zeigt sich an diesem Beispiel wie schnell eine Trendumkehr zustande kommt.

von Silke Hinterwaldner

Die Coronazahlen sinken in Südtirol Tag für Tag, und das schon seit einigen Wochen. Mittlerweile ist man auf dem Niveau von September des Vorjahres angelangt. Das hört sich entspannend an – so denken sehr viele Südtiroler und handeln entsprechend.

Aber mancherorts schlagen manche Leute dann doch über die Stränge. Sobald zu viele enge Kontakte entstehen und das Virus irgendwo seinen Anfang nehmen kann, dann breitet es sich aus. In dieser Situation helfen auch die steigende Anzahl der Geimpften und die Nasenflügeltests in der Schule nicht mehr. Dies zeigte sich bereits in der Vergangenheit immer wieder in Südtirols Tälern und Dörfern. Jetzt auch im Ahrntal. Obwohl dazu gesagt werden muss, dass eine Zahl von derzeit 56 aktiven Fällen überschaubar scheint – insofern die Tendenz rückläufig ist. Schließlich hatte die Gemeinde Ahrntal etwa Anfang März bereits doppelt so viele Infizierte. Und trotzdem: Wegen der schlechten Coronazahlen musste vor zwei Wochen die Erstkommunion in Steinhaus abgesagt werden. Auch in der Grundschule hat es einige Coronafälle gegeben.

Im Ahrntal betreibt man nun Ursachenforschung: Gibt es eine große Impfbereitschaft? Lassen sich die Leute zu wenig testen? Wie groß ist die Zahl der Coronaleugner? Oder werden nachts heimlich zu viele, zu große Partys gefeiert? Während in anderen Ortschaften manches mal ein einziges großes gesellschaftliches Ereignis wie eine Hochzeit ausreichte, um die Zahl der Coronapositiven in die Höhe schnellen zu lassen, so scheint dies im Ahrntal nicht der Fall gewesen zu sein.

„Vielmehr“, heißt es dort, „ist das Finden einer konkreten Ursache schwierig und schier unmöglich.“ Man geht davon aus, dass sich die Menschen in größeren Gruppen getroffen haben und sich das Virus auf diese Weise verbreiten konnte: Familienfeste, jüngere Leute beim Feiern und einiges mehr. Die Impfbereitschaft und die Testbereitschaft der Ahrntaler scheint derweil nicht unterdurchschnittlich. Und trotzdem möchte der Sanitätsbetrieb dort an zwei Impftagen am 26. Juni und am 4. Juli den Menschen vor Ort direkt und unkompliziert die Möglichkeit zum Impfen geben. Schließlich gibt es vor allem in den peripheren Gemeinden grundsätzlich noch Aufholbedarf, wenn es um das Impfen geht.

Im Ahrntal besonders stark scheint auch die Gruppe der Impfskeptiker und der Coronakritiker zu sein. Aber ob das steigende Infektionsgeschehen der vergangenen Wochen darauf zurückzuführen ist, weiß man nicht. Vielmehr spürt man allgemein eine neue Leichtigkeit im Umgang mit der Pandemie. Mehrmals wurden auch im Ahrntal Feiern und Treffen gemeldet, bei denen man sich ganz und gar nicht an die geltenden Regeln gehalten hatte. Aber auch nach diesen Meldungen sah man im Rathaus keinen Handlungsbedarf.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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