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„Keine bösen Überraschungen“


Lockdown, ja oder nein? Sanitätslandesrat Thomas Widmann erklärt, wie die Landesregierung auf einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen im Herbst reagieren will.

Von Matthias Kofler

LH Arno Kompatscher informierte gestern den Landtag über den neuesten Stand der Pandemie. Die Zahlen gingen laufend zurück, die Wocheninzidenz würde eine Einstufung in die weiße Zone erlauben, dazu brauche es aber ein längeres Verweilen in dieser Situation – es sei mit dem 21. Juni zu rechnen. Südtirol habe allerdings viele Bestimmungen der weißen Zone vorweggenommen. Im Außenbereich könne man nun vieles zulassen, ohne Corona-Pass. Dieser werde noch beim Hallensport oder bei Konzerten verlangt, wenn mehr als 50 Prozent der Plätze besetzt würden. Die Kinobetreiber könnten entscheiden: 50 Prozent ohne Pass, vollbesetzt mit Pass. Ebenso beim Theater. Um die Impfbereitschaft vor allem bei den Jüngeren zu steigern, soll auch die Teilnahme an Wiesenfesten mit Speis, Trank und Tanz an den Corona-Pass geknüpft werden.

Obwohl Südtirol immer noch mehr teste als die meisten anderen Regionen, sei die Inzidenz niedrig, betonte Sanitätslandesrat Thomas Widmann. 330.000 Dosen seien bereits verimpft worden, viele hätten den Impfzyklus schon abgeschlossen. Man liege etwas im italienischen Ranking zurück, weil man Impfstoff für die zweite Dosis mit demselben Impfstoff beiseitegelegt habe. Für die Herdenimmunität brauche es eine Impfrate von 65 Prozent. Wichtig sei es, weiterhin die Regeln einzuhalten, damit man nicht wieder eine böse Überraschung erlebe. Von allen Regionen sei Südtirol die am meisten fremdinfizierte, das sei nicht nur dem Tourismus oder den Saisonarbeitern geschuldet, sondern dem starken Austausch mit anderen Regionen.

Auf Nachfrage der Abgeordneten stellte der LH klar, dass der europäische Green Pass als einheitlicher Standard gedacht sei, der von allen anerkannt werde. Das würde bedeuten, dass die Tests nur 48 Stunden gelten. Europa verlange auch den vollständigen Impfzyklus für den Pass, während in Italien derzeit eine Impfung genüge. Zu den Formularen an der Grenze habe er einen regen Austausch mit Gesundheitsminister Roberto Speranza und Außenminister Luigi Di Maio, denn damit generiere man nur einen zusätzlichen „Datenfriedhof“. Die Regionenkonferenz habe den Staat aufgefordert, diese Auflage sofort zu streichen, die mit dem Green Pass sowieso obsolet werde.

Im Hinblick auf einen möglichen erneuten Anstieg der Infektionszahlen im Herbst kündigte der Sanitätslandesrat an, die Selbsttests breit einsetzen zu wollen, insbesondere in den Schulen, um Infektionsherde eingrenzen zu können. „Die Situation heute ist ganz anders als vor einem Jahr und wird in drei Monaten vielleicht wieder ganz anders sein“, sagte Widmann. Bei weniger schweren Verläufen hätten die Inzidenzzahlen nicht dieselbe Bedeutung, aber da müssten die Wissenschaftler sagen, was notwendig sei. Wenn der Druck auf die Krankenhäuser wieder hoch werde, müsse man auf jeden Fall etwas tun. Einen neuerlichen Lockdown im Herbst wollte der Landesrat nicht ausschließen, denn: „Bei nationalen Vorgaben ist der Spielraum des Landes begrenzt.“

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