Kurt Weill und Olga Neuwirth
Am 1. Juni um 20.00 Uhr eröffnet die Stiftung Haydn von Bozen und Trient das Opernprogramm mit einem Konzert und bringt dabei einen herausragenden Komponisten des 20. Jahrhunderts mit einer renommierten Komponistin unserer Zeit und einem Pionier des Elektro-Pop auf die Bühne.
Once upon a time lautet der Titel, den der Künstlerische Leiter Matthias Lošek für die neue Opernsaison der Stiftung Haydn von Bozen und Trient gewählt hat. Ein Konzert und zwei Opern erzählen Geschichten, die uns in verschiedenste Geisteswelten entführen und uns, wie Lošek selbst es beschreibt, „der Vergangenheit, der Gegenwart und sogar der Zukunft näherbringen. Diese Geschichten nähren unsere Hoffnungen und Überzeugungen, erlauben uns, aus Raum und Zeit auszubrechen, bieten Erklärungen, die uns helfen, unser Dasein zu verstehen.“
Die neue Saison beginnt am 1. Juni im Konzerthaus Bozen (20 Uhr) mit einem Konzert, das zwei auf den ersten Blick völlig gegensätzliche Persönlichkeiten nebeneinanderstellt: Kurt Weill, einen Meisterkomponisten des 20. Jahrhunderts, und Klaus Nomi, Ende der 1970er und Anfang der 80er ein Vorreiter des Elektro-Pop. Im ersten Teil des Konzerts spielt das Haydn Orchester unter der Leitung von Timothy Redmond die Song-Suite des deutschen Komponisten. Nach der Pause wird die Hommage à Klaus Nomi der österreichischen Komponistin Olga Neuwirth in italienischer Erstaufführung zu hören sein. Solisten: Marco Mandolini (Violine in Song-Suite), Andrew Watts (Countertenor in Hommage à Klaus Nomi). Verbindendes Element des Konzerts ist das Lied als Spiegel großer, oft gegensätzlicher Emotionen wie Liebe und Begehren, Freude und Schmerz. So gelingt die Überleitung zur Oper.
Song-Suite lässt einige der bekanntesten Stücke aus der Feder von Kurt Weill wieder aufleben, von „Havanna Song“ (aus der Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny), über „September Song“ (aus dem Musical Knickerbocker Holiday) und „Kanonensong“ (aus der Dreigroschenoper) bis hin zu „My Ship“ (aus der Musikkomödie Lady In The Dark), „Speak Low“ (aus One Touch of Venus) und „Mackie Messer“ (aus der Dreigroschenoper). Song-Suite vereint einige der vielen künstlerischen Aspekte aus dem Werk Kurt Weills, einer der wandelbarsten Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts.
Mit ihrer Hommage à Klaus Nomi lenkt Olga Neuwirth die Aufmerksamkeit des Publikums auf eine der herausragenden Figuren des europäischen Elektro-Pops, deren Einfluss sich sogar ein David Bowie nicht entziehen konnte. Klaus Nomi, der mit bürgerlichem Namen Klaus Sperber hieß, in Immenstadt im Allgäu geboren wurde und 1983 in New York viel zu früh verstarb, gelang ein Brückenschlag zwischen Pop und Oper. Die Bühnenbilder seiner Live-Aufritte waren an die künstlerische Avantgarde der 1920er-Jahre angelehnt, er selbst trug einen gewagten, kubistisch anmutenden Look, mit weiß geschminktem Gesicht und schwarzen Lippen, die an japanisches Kabuki-Theater erinnerten. Auf seinen Studioalben, Klaus Nomi aus 1981 und Simple Man aus 1982, sind neben Coverversionen von Elvis Presley oder Chubby Checker auch Arien von Henry Purcell, Camille Saint-Saens und John Dowland zu finden. Bei ihrer Annäherung an das Werk Nomis beschränkt sich Olga Neuwirth nicht auf eine schlichte Retrospektive. Durch die Verbindung mit eigenen Kompositionen aus den Jahren 1998 und 2010 erschafft sie ein eigenständiges Stück Neuer Musik, in dem der Geist des bayerischen Künstlers mit den Quellen, an denen er sich inspirierte, zusammengeführt wird.
Olga Neuwirth wandte sich bereits mit sieben Jahren der Musik zu. Sie lernte Trompete und ging später zum Kompositionsstudium nach Wien, das sie in San Francisco am Conservatory of Music abschloss. Nebenbei studierte sie Malerei und Film am San Francisco Art College. Am Beginn ihrer Karriere bekam sie die Chance, den Komponisten Luigi Nono kennenzulernen, was, wie sie selbst sagt, großen Einfluss auf ihren künstlerischen Werdegang hatte. Im Jahr 2000 wurde sie vom Antwerp Symphony Orchestra zum Composer-in-Residence ernannt, 2002 übernahm sie diese Position gemeinsam mit Pierre Boulez für das Lucerne Festival. Sie komponierte zahlreiche Stücke für Kammerensemble und Orchester. 2003 brachte sie eine Theaterfassung des Films Lost Highway von David Lynch auf die Bühne, für die sie vorab aufgenommene Audio- und Videofeeds, Liveaufnahmen und andere elektronische Soundeffekte kombinierte. Olga Neuwirth wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Heidelberger Künstlerinnenpreis, der Große Österreichische Staatspreis, der Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik und der Wolf-Preis in der Kunst.
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