Die Tirol-Pendler
Südtirolerinnen und Südtiroler, die täglich oder wöchentlich ins österreichische Bundesland Tirol zur Arbeit pendeln, österreichische Arbeitnehmende die das in die Gegenrichtung tun: Entstehen zwischen diesen beiden Ländern der Europaregion grenzüberschreitende Arbeitsmärkte? Dieser Frage widmet sich die aktuelle Ausgabe der Arbeitsmarkt-News 5/2021 der Landesabteilung Arbeit.
Etwa ein Viertel der in Südtirol tätigen rund 940 Arbeitnehmenden und arbeitnehmerähnlich beschäftigten Einpendler aus dem Bundesland Tirol verfügen über keinen Wohnsitz in Südtirol. Sie pendeln im Tages- oder Wochenrhythmus ein: Besonders viele in das obere Wipptal und das Oberpustertal, manche auch nach Bozen.
Mehr Auspendler als Einpendler
Während die Anzahl der aus Tirol nach Südtirol pendelnden Arbeitnehmenden 2008 mit durchschnittlich etwas über 400 Personen einen Höchststand erreicht hat, liegt dieser Wert nunmehr (2020) bei etwa 210 Personen. „Aus Südtiroler Sicht ist bemerkenswert, dass seit dem Jahr 2014 die Anzahl der Auspendler in das Bundesland Tirol höher liegt als die der Tiroler Einpendler nach Südtirol. Die auspendelnden Südtiroler nehmen zu; derzeit sind es etwa 650 Personen, 2019 hatten wir einen Höchstwert von etwa 700“, macht Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit, auf ein bemerkenswertes Phänomen aufmerksam. Und: „Knapp die Hälfte der Einpendler aus dem Bundesland Tirol sind italienische Staatsbürger. Es handelt sich in der Regel um Südtiroler, die aus unterschiedlichen Gründen in Österreich wohnhaft sind, aber in Südtirol erwerbstätig bleiben.“
Viele Südtiroler im Tiroler Gesundheitswesen
Die auspendelnden Arbeitskräfte sind in diversen Sektoren tätig. Der Öffentliche Sektor nimmt den größten Anteil (27,1%) auf, wobei der überwiegende Teil der Südtiroler Auspendler im Gesundheitswesen tätig ist. Zudem sind Arbeitnehmer aus Südtirol im verarbeitenden Gewerbe, dem Bauwesen, der Personenbeförderung (inklusive Seilbahnen und Skilifte) und in größerer Anzahl auch im Gastgewerbe und dem Handel sowie in anderen privaten Dienstleistungen tätig.
Tiroler vor allem in Südtirols öffentlichem Dienst
Von den 210 österreichischen Einpendlern war der Großteil im Vorpandemiejahr 2019 im öffentlichen Sektor beschäftigt (60 Personen; 28%), gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe (50; 25%). Es folgen das Gastgewerbe (30; 13%), Handel (30; 13%) sowie Land- und Personenverkehr inklusive der Seilbahnen und Skilifte (20; 10%), während die Sektoren Bau, Landwirtschaft und die anderen privaten Dienstleistungen keine besondere Rolle spielen. Regionale Besonderheiten stechen hervor: In der grenznahen funktionalen Kleinregion Sterzing mit rund 60 Tiroler Einpendlern sind diese hauptsächlich als Lehrer, Verkäufer und technische Angestellte tätig. Weiteres ziehen die Stadt Bozen sowie die Kleinregionen Bruneck, Brixen und auch Mals eine nennenswerte Anzahl Pendler aus dem Bundesland Tirol an.
Auch grenzüberschreitend sind kurze Wege zur Arbeit die Regel. Ein großer Teil der Einpendler aus Österreich stammt aus den grenznahen Gebieten und arbeitet in den grenznahen Gemeinden Südtirols. So kommen die in Sterzing und Umgebung beschäftigten Einpendler fast ausschließlich aus Gemeinden von der österreichischen Seite des Brenners inklusive der Stadt Innsbruck und Umgebung. Ähnliches gilt für Innichen und Umgebung: Von den 60 Einpendlern im Jahr 2019 stammen circa 40 aus grenznahen Gemeinden Osttirols, der überwiegende Teil aus Sillian und Heinfels.
Nähe zwischen Wohn- und Arbeitsort von Bedeutung
„Was das Pendeln zwischen dem Bundesland Tirol und Südtirol betrifft, so spielt die Nähe zwischen Wohnort und Arbeitsort auch über die Grenze hinweg eine Rolle. Zudem gibt es Betriebe, die traditionell grenzüberschreitend Arbeitsstellen anbieten. Als dritten Grund können spezifische Arbeitsstellen mit besonderen Anforderungen genannt werden, etwa im Gesundheits- oder Hochschulbereich, die von Berufspendlern besetzt werden“, erklärt Direktor Luther.
„Gemeinsam als attraktiver Arbeitsstandort auftreten“
Und der zuständige Landesrat Philipp Achammer verweist darauf, dass „für gar manche Südtiroler und manche Betriebe des Bundeslandes Tirol Arbeitskräfte aus dem jeweiligen anderen Landesteil eine wichtige Rolle spielen“. „Ich kann mir gut vorstellen, dass in Zukunft verstärkt gemeinsame Initiativen gestartet werden, um innerhalb wie außerhalb der Europaregion Fach- und Arbeitskräfte zu rekrutieren“, betont Landesrat Achammer, „nicht nur als Zeichen der Verbundenheit, sondern auch, um gemeinsam als attraktiver Wirtschafts- und Arbeitsstandort aufzutreten. Auch deshalb mein Bemühen, die Südtiroler Arbeitsmarktverwaltung entscheidend zu stärken.“
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