Zivilpartei Leitner
Der Sterzinger Seilbahnbauer Leitner kündigt an, sich Nebenkläger in das Strafverfahren zum Absturz der Seilbahn Stresa-Mottarone einlassen zu wollen.
von Thomas Vikoler
Die Leitner AG aus Sterzing geht in die Offensive: „Wir werden uns als Zivilpartei in das Strafverfahren einlassen“, kündigte Firmenchef Anton Seeber am Donnerstag an.
Während die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Verbania auf Hochtouren laufen (am Donnerstag wurde ein Gutachter mit der Klärung der Ursache des Seilrisses beauftragt), stellt sich die Firma, die für die ordentliche und außerordentliche Instandhaltung der Absturz-Bahn zuständig ist, auf die Seite der Geschädigten.
„Die Manipulation der Sicherheitssysteme, die zum tragischen Tod von 14 Menschen geführt hat, ist eine schwerwiegende Straftat,“ so Anton Seeber, Vorstandsvorsitzender der Leitner AG. „Die Verwendung der sogenannten Klammer zur mechanischen Verriegelung der Tragseilbremsen ist ausschließlich bei ganz speziellen Wartungsarbeiten erlaubt und bei Personentransporten sowie im Normalbetrieb ausdrücklich verboten. Um die Reputation unseres Unternehmens, unserer Mitarbeiter und der gesamten Branche zu wahren haben wir daher beschlossen, im Rahmen dieses Verfahrens uns als Nebenkläger einbringen. Ein eventueller zu erzielender Schadensersatz wird jedenfalls den Familien der Opfer dieser Tragödie zukommen.“
Ein unerwarteter Schritt, nachdem Leitner gleich nach dem Absturz am Pfingstsonntag ins Visier der Ermittler geraten war. Am Mittwoch wurde zudem ein Mitarbeiter, der Seilbahn-Ingenieur Enrico Perocchio, auf freiberuflicher Basis technischer Direktor der Seilbahn Stresa-Mottarone, unter dem Verdacht festgenommen, von der ausgeschalteten Notbremse gewusst zu haben. Perocchio bestreitet den diesbezüglich vom (ebenfalls festgenommenen) Betriebsleiter Gabriele Tardini erhobenen Vorwurf.
Tardini habe ihn am Sonntag um 12.09 Uhr angerufen und erklärt: „Ho una fune a terra e ho i ceppi su“, was man mit „Ich habe eine Gondel am Boden und die Klötze oben“ übersetzen kann. Perocchio verstand offenbar gleich: Die Klammer („forchettone“).
Ohne auf die Vorwürfe gegen den Ingenieur einzugehen, betont Seeber: „Die umfangreiche Dokumentation über die Instandhaltungsarbeiten von Leitner an der Seilbahn Stresa-Mottarone, bestätigt, dass unsere Arbeiten stets mit Sorgfalt und mit Bedacht auf die Sicherheit ausgeführt wurden.“
Verwiesen wird auf zwei jüngere Einsätze: Am 30. April führte eine von Leitner beauftragte spezialisierte Firma eine Überprüfung der Hydraulikzentrale der Fahrzeugbremsen durch. Ohne Auffälligkeiten festzustellen. Am 22. Mai folgte eine Serviceanfrage des Betreibers wegen einer Abnutzung an einem Rollengummi einer Seilrolle auf einer Stütze. Das Problem, das nichts mit dem Absturz zu tun habe, sei am selben Tag erledigt worden, sagt Seeber.
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Kommentare (16)
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andreas
Verstehe nicht ganz, gegen wen und wegen was Leitner klagt.
Die Bremsen zu blockieren war fatal, warum das Zugseil gerissen ist, muss aber erst ermittelt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zugseil reißt, ist äußerst gering, hier aber eingetreten, was eigentlich bedeutet, dass mit Bahn oder Seil, etwas nicht in Ordnung war.
Es scheint aber üblich zu sein, ab und zu mit blockierten Bremsen zu fahren, da ein Seilriss anscheinend nicht mal annähernd in Betracht gezogen wurde.
prof
Da hier einige laut ihren Kommentaren zu wissen glauben wie es zum Unglück kam,wird sich die Staasanwaltschaft wohl bei euch melden um eure Meinung dazu einholen.