„Studiofloor and Diamond Paintings“
Die Stiftung Dalle Nogare zeigt die erste italienische Einzelausstellung des Malers Michael Krebber.
Die erste Einzelausstellung von Michael Krebber in Italien zeigt die beiden titelgebenden Serien Studiofloor und Diamond Paintings, welche in aller Deutlichkeit die Absicht des Künstlers veranschaulichen, den Diskurs der Malerei als Performance über die Leinwand und den traditionell der Malerei zugeschriebenen Raum hinaus zu erweitern. Kuratiert wird die Ausstellung von Vincenzo de Bellis und organisiert in Zusammenarbeit mit der Greene Naftali Gallery in New York.
Seit Jahrzehnten sind Werk und Recherche von Michael Krebber von einem konzeptuellen Zugang zur Malerei gekennzeichnet, welcher auf der Überzeugung beruht, dass es unmöglich sei, in der Kunst Neues zu erfinden, da alles schon erfunden sei. Mehr als eine simple „Neu-Erfindung“ bieten diese minimalen und scheinbar ungelösten Eingriffe des Künstlers dem Publikum eine offene Leinwand voller Möglichkeiten: Ähnlich einem unvollendeten Satz lassen seine Werke die Betrachterinnen und Betrachter nur erahnen, was geschehen könnte.
Das Verständnis von Malerei ist für Michael Krebber fast schon ein performatives. In der Kunstszene wurde Krebbers Zugang als ein regelrechtes „System des Zögerns, in dem sich gegensätzliche Kräfte gleichzeitig motivieren und gegenseitig blockieren“ definiert, wobei er die Malerei über die konventionelle Vorstellung des Bildes als Objekt hinaus erweitert. Krebbers unfertige Ästhetik ist jedoch nicht das Ergebnis eines Versuchs, das Medium zu sabotieren, sondern vielmehr das Resultat eines präzisen Wunsches, den Diskurs über die Leinwand und den traditionell der Malerei zugeschriebenen Raum hinaus zu erweitern. Die beiden in der Ausstellung gezeigten Serien verdeutlichen diese Absicht besonders.
Studiofloor und Diamond Painting
Die Serie „studiofloor MK/P MK19/087/1-8“ (2000) wurde 2005 mit einem rätselhaften Bild auf dem Cover des Kunstmagazins Artforum abgebildet. Einige Jahre zuvor borgte sich Krebber von Sammlern eine Reihe eigener Bilder aus, die er auf einem großen Tisch in der Mitte eines Raumes anordnete. Die leeren Wände – auf denen die Gemälde installiert werden sollten – wurden mit großen Holzfaserplatten aus Teilen des Atelierbodens des Künstlers bedeckt, die ausgeschnitten und an der Wand platziert wurden, als ob es sich um Gemälde handelte, wobei die Bilder kopfüber aufgehängt wurden.
Auch in der zweiten Serie, die in der Ausstellung zu sehen ist, werden traditionelle Maltechniken durch die Verwendung von Readymades – also von Alltagsgegenständen, die zu Kunstwerken gemacht werden – ersetzt. In den vierzehn Leinwänden von „Diamond Painting“ (2003) dekonstruiert Krebber systematisch, wie der Titel der Serie suggeriert, die Zentralität von Subjekt und Technik in der Malerei und schafft stattdessen einen Raum, der offen für Suspension und Unvollständigkeit ist. Im Handel erworbene Stoffe, die mit vorgedruckten Mustern versehen sind, ersetzen die traditionelle Leinwand und werden zur Oberfläche, auf der Krebber einfache geometrische Formen weißer Rauten malt. Wie so oft in seinem Werk verrät der Bezug zu einflussreichen deutschen Künstlern, in diesem Fall zu jenen, die ebenfalls mit Stoffen gearbeitet haben, wie Rosemarie Trockel und Sigmar Polke, das tiefe Wissen des Künstlers über Kunstgeschichte und zeitgenössische Malerei.
Michael Krebber wurde 1954 in Köln geboren und studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Karslruhe. Seit 2016 lebt und arbeitet er in New York. Krebber war Assistent der beiden renommierten deutschen Künstler Martin Kippenberger und Georg Baselitz. Von 2002 bis 2016 war er Professor an der Städelschule in Frankfurt, wo er mit seiner Lehre eine Generation von jungen Künstlerinnen und Künstlern beeinflusste. Seine letzten Einzelausstellungen fanden unter anderem im Museum Brandhorst in München (2019), in der Galerie Buchholz in Berlin (2019), in der Greene Naftali Gallery in New York (2018) sowie in der Kunsthalle Bern (2017) statt.
Termin: Eröffnung am 29. Mai um 11.00 Uhr in der Stiftung Antonio Dalle Nogare, Rafensteinerweg 19, Bozen. Für die Eröffnungsrede ist eine Voranmeldung nötig. Der Kurator Vincenzo de Bellis ist anwesend. Der Besuch der Ausstellung ist am Tag der Eröffnung von 14:00 – 18:00 Uhr ohne Voranmeldung und ohne Coronapass möglich. Bis 8. 1. 2022.
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