„Sind Teil der Lösung“
Zum Tag der Biodiversität fand am Samstag in Langtaufers ein Austausch zwischen Experten der UNESCO, den Bürgermeistern des Obervinschgau und Landesrätin Kuenzer statt.
Zum Nachdenken über den Wert der Landschaft und über eine ausgewogene Beziehung zwischen Mensch und Natur anregen: Darauf zielte der grenzübergreifende Dialog zur Biodiversität ab, der am Samstag in der Erlebnisschule Langtaufers in der Gemeinde Graun in Vinschgau stattfand. Zum Austausch mit zwei internationalen Experten der UNESCO waren die Bürgermeister und Vertreter des Oberen Vinschgau gekommen.
„In den letzten Jahren stand immer diese Frage im Raum: Ja zu neuen Aufstiegsanlagen oder ja zu neuen Ideen und Perspektiven? Am Ende hat sich eine Gruppe von Personen eingesetzt, die den Mut für das Neue hat“, unterstrich Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer in ihrer Einführung. „Wir sind heute hier, um gemeinsam auf grenzüberschreitender Ebene zu diskutieren und um die lokale Bevölkerung auf ihrem zukunftsfähigen Weg zu begleiten.“ Es gehe darum, Entwicklungschancen zu erkennen und den Einsatz von internationalen Instrumenten zur Förderung des Gleichgewichts zwischen der Natur und den menschlichen Aktivitäten zu unterstützen.
Anlass für die Veranstaltung war der „Internationale Tag der Biodiversität“, der 2021 unter dem Thema „Wir sind Teil der Lösung“ steht und damit unterstreichen will, dass der Mensch als Teil der Natur im Einklang mit dieser auf eine nachhaltige Entwicklung gemäß den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNESCO bis 2030 setzen muss.
Nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten
„Darauf Lust gemacht, die eigene Zukunft noch stärker in die Hand zu nehmen“, hat die Veranstaltung laut dem gastgebenden Bürgermeister der Gemeinde Graun im Vinschgau, Franz Alfred Prieth. Die unberührte Natur und die vielfältigen Ressourcen des Langtauferer Tals, aber auch des gesamten Oberen Vinschgaus, würden Entwicklungschancen bergen, die es in anderen Talschaften nicht gebe und die die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen.
Dass der Erhalt der Biodiversität unerlässlich ist, betonte Enrico Vicenti, Generalsekretär der italienischen UNESCO Kommission: „Innovative Entwicklungsmodelle, die von der Begrenztheit der Ressourcen auf unserem Planeten ausgehen, sind unverzichtbar und der Klimawandel und die Klimakrise lassen auch nichts anderes zu.“ Der Experte ermutigte die Anwesenden, den Weg der Aufwertung der lokalen Ressourcen im Oberen Vinschgau fortzusetzen und die Beziehung zwischen der Bevölkerung und der sie umgebenden Umwelt zu stärken: Dazu gehöre ein Tourismus, der auf kulturelle und landschaftliche Besonderheiten, auf lokale bäuerliche und handwerkliche Produkte, setze. Dazu gehörten aber auch Wirtschaftsformen, die mit der alpinen Kulturlandschaft im Einklang stehen, die wiederum die Grundlage für einen nachhaltigen Tourismus darstelle.
Biosphärenreservat als Chance
Vicenti ging in seinem Vortrag auch auf die verschiedenen Initiativen der UNESCO in diesem Bereich ein: „Neben den Welterbegebieten und den Geoparks sind die Biosphärenreservate zu nennen, die besonders im alpinen Raum verankert sind“, erklärte Vicenti und nannte das Beispiel der grenzübergreifenden Riserva del Monviso an der italienisch-französischen Grenze.
Wie ein Biosphärenreservat in der Praxis funktioniert, berichtete Angelika Abderhalden von der Geschäftsstelle UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair. Biosphärenreservate werden im Rahmen des UNESCO-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) eingerichtet. „Dort stehen der Schutz der biologischen Vielfalt und der natürlichen Ressourcen im Einklang mit deren nachhaltigen Nutzung“, erklärte Abderhalten und brachte einige Best Practices aus dem Engadin-Val Müstair, das sich seit Juni 2017 Biosphärenreservat nennen darf.
Nach einer Mittagspause mit regionalen Produkten wurde die Veranstaltung zur Biodiversität am Nachmittag mit einer Erlebniswanderung durch das Tal in Begleitung von Wolfgang Thöni, Koordinator der Erlebnisschule Langtaufers, fortgesetzt.
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Kommentare (4)
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bernhart
Der Obervinschgau ist ein Juwel was die Biodiversität betrifft, wir sind noch verschont geblieben von den Monokulturen, wir pflegen unsere Almem Wiesen und Weiden, mir kommt es vor als werden wir als Zerstörer dagestempelt, uns ist es wichtig, dass unsere Landschaft erhalten bleibt.
Leider ist es heute so, dass es in Tallagen nur noch Obstbau gibt ,leider hätte die Politik schon früher eingreifen sollen um die Biodiversität auch in diesen Gebieten zu erhalten. Jetzt 5 vor 12 kommt man in den unberührten Obervinschgau und versucht den Bürgern zur Biodiversität zu bewegen. Der Obervinschgau ein Struktur armes Gebiet war immer schon ein Sorgenkind des Landes, der Obervinschgau ist etwas besonderes.
Ich hoffe , dass die Bevölkerung früh genug in das Projekt einbezogen wird und auf die Vor und Nachteile aufmerksam gemacht wird, denn es gibt viele Fragen. ZB, Bauen, Pflegen ,instandhalten der Flächen, Bewässerung, düngen und die Erzeugung von Lebensmittel.
Ich als Imker stehe hinter diesem Projekt und ich hoffe es gibt viele welche mitarbeiten, es braucht sicher viel Überzeugungsarbeit, es darf keine Bevormundung geben.
Leider ist es bei uns im Land , dass es immer wieder zu übertriebenen .Vorschriften und Strafen
kommt und das muss vermieden werden.
bernhart
Sorgenkind heißt= der Obere-Vinschgau wurde immer finanziell benachteiligt.
bernhart
Biodiversität= Magerwiese Ernteausfall= Wertverlust, wer ist der Leidtragende???
Die ganze Umstellung muss auf freiwilliger Basis aufgebaut werden, niemand darf gezwungen werden mit zu machen, am ende muss der Bauer entschädigt werden für seinen Ernteausfall.