DRY RUN
Martina Steckholzer stellt in der Galleria Doris Ghetta neue Malerei und Arbeiten auf Papier aus.
DRY RUN ist die erste Einzelausstellung der1974 in Sterzing geborenen Künstlerin Martina Steckholzer. Die Ausstellung umfasst Arbeiten aus ihrer neuesten Recherche und zeigt neun neue Serien von Gemälden auf Leinwand und Papier, die in den letzten Monaten entstanden sind. In DRY RUN thematisiert Steckholzer erstmals die Darstellung von Tieren in der bildenden Kunst. Es ist anfänglich die Pandemie, die die Beziehungen zwischen Mensch und Tier in neues Licht rückt. Ungewöhnlich viele Haus- und Wildtiere begegnen der Künstlerin sowohl auf frühmorgendlichen Wegen in der Natur als auch bei der Recherchearbeit in der Kunstwelt und den zeitgenössischen Diskursen. Warum und wie stellen wir Tiere dar? Steckholzer stellt diese Frage in ihrem Feld, der Malerei.
Im vergangenen Jahr ist das Kunsthistorische Museum – KHM – für die in Wien lebende Künstlerin zu einem besonderer Ort geworden. An den gezählten Öffnungstagen sind die Räume des KHM verwaist und die Begegnungen mit der Kunst intimer als sonst. In den kunsthistorischen Werken tummeln sich Tiere und andere Wesen: sie beobachten, beschützen, bedrohen, begleiten oder blicken geradewegs aus dem Bildraum hinaus auf die Betrachter. Es entstehen mehrere Werkgruppen auf Leinwand und Papier. In Scenes of the KHM (2021) etwa, gibt Steckholzer Jagdszenen und mythische Allegorien wieder. Tiere sind hier fraglicher Teil eines humanistischen Repräsentationssystems.
Die Künstlerin bemerkt die „Zuschauerhunde“ auf mittelalterlichen Altarbildern und einen Balanceakt von Tiere an den Wänden der Badestube des Renaissanceschlosses Runkelstein bei Bozen. In der Folge stösst ihre offene Recherche auf Tierfiguren als Grabbeigaben in einer ägyptisch- orientalischen Sammlung und auf Cayenne Pepper, Donna Haraways Hund, der im Film „Storytelling for an Earthly Surviving“ ein Geschicklichkeitstraining absolviert. Die Werkgruppe auf Papier Libri Antichi Stampe / The Bookends (2020) wiederum, ist von Tierstatuetten inspiriert, die in einem italienischen Antiquariat als Buchstützen dienen. Steckholzer malt die Figurinen als stille Wächter, die das Wissen der Bücher sowohl „halten“ als auch in Frage stellen.
DRY RUN zeigt auch einige minimalistisch – grafische Malereien. Sie verstärken die offene Frage, wer im Mittelpunkt der Betrachtung steht. In welchen Räumen und unter welchen Umständen entstehen die visuellen Darstellungen, die unsere Gegenwart prägen? Wer ist derjenige, der beobachtet wird, der Betrachter, das Kunstwerk oder der Raum?
DRY RUN steht im Lexikon für den Probelauf einer Performance oder eines Prozesses vor dem eigentlichen Ereignis. In diesem Sinn hinterfragen hier Tier und Malerei gewohnte Regimes, indem sie Perspektiven umlenken. Vulnerabilität und Prozesshaftigkeit sind dabei maßgeblich.
Termin: 20. Mai – 26. August
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