Avantgarde Jazz und Lasershow
Am 20. Mai ist der Wiener Jazzschlagzeuger Koenig in der Dekadenz zu Gast und zeigt sein aktuelles Projekt „Messing“. Ihn begleitet Laser-Künstler Bernhard Rasinger. Zu sehen ist eine einmalige Sound- und Licht-Show.
Wenn “Messing” von Koenig anläuft, glaubt man sich zunächst in einer Mischung aus Maschinenraum und Werkstatt angekommen. Der Auftakt zum neuesten Album von Avantgardeschlagzeuger Lukas König scheppert, vibriert und brutzelt, dass es nur so eine Freude ist. “Dieses Blech klingt super speziell”, erzählte König im APA-Interview mit Christoph Griessner. “Das ist das billigste Messingbecken, das man bekommt. Normalerweise ist das bei Kinderschlagzeugen dabei. Diese Bleche sind sehr dünn und extrem biegsam, die reißen eigentlich gleich mal. Aber letztlich klingt das auch ziemlich gut.” Wobei er es natürlich nicht nur mit konventionellen Mitteln wie Drumsticks, sondern auch Essstäbchen oder diversen Metallvibratoren bearbeitet hat.
Wieso sich aber so extrem reduzieren auf einen Aspekt des eigenen Instruments? Das hatte für König ganz banale Gründe. “Ich habe lange einen neuen Proberaum bei mir ums Eck gesucht”, erklärte der Jungvater. Kurze Wege seien ihm mit kleinem Kind zuhause wichtig. Als er zunächst nicht fündig wurde, bot ihm der befreundete Filmemacher Serafin Spitzer ein Lager an. “Dort durfte man aber nicht laut sein”, schmunzelte König. Was also tun als Schlagzeuger? “Ich habe begonnen, mit verschiedenen Dingen auf einem Becken zu kratzen.” Was dabei an Sounds herauskam, fand König so spannend, dass er sich dem intensiver widmen wollte. “Ich habe dann aufgenommen, aufgenommen, aufgenommen. Irgendwie war das lässig, weil dieses Becken gar nicht nach einem Becken klingt. Man kann es nicht zuordnen. Mit dem gesammelten Material bin ich dann zum Produzenten und Elektroniker Nik Hummer. Er hat nicht nur ein tolles Studio, sondern ist auch sehr radikal.” Schließlich galt es, aus der Fülle an Sounds und Ideen Tracks zu formen, was auch mit intensivem Editieren zu tun hatte. “Und ich bin sehr entscheidungsunfreudig”, lachte König. “Manchmal verliere ich mich im Lager.”
Das Endergebnis ist trotz der Limitierung so vielseitig wie anspruchsvoll, wenn nicht gar herausfordernd. Für Anhänger seines 2017 erschienen Albums “Best of 28”, das zumindest im Ansatz mit einer elektronischen Spielform des Hip-Hop liebäugelte, wohl ein ziemlicher Brocken. “Es gab diese Zuschreibung als Alleinunterhalter mit komödiantischen Elementen. ‘Schaut, der spielt Schlagzeug, Synthie und rappt, das ist doch lustig!’ So habe ich mich nie gesehen”, sinnierte König. “Meine ganze Musikästhetik hat sich verändert. Gab es vorher noch ein Harmoniebedürfnis, ist ‘Messing’ jetzt anders: spröde, metallisch, einfach eine andere Zeit.” Als Risiko würde er die zehn neuen Tracks allerdings nicht bezeichnen. “Von einem popkulturellen Standpunkt wäre dieses Album vielleicht ein Fehler. Aber nein, ich mache ja einfach das, was mir gefällt. Es folgt meinem eigenen Hörverhalten und ist wohl deshalb ein Zwischending, eine Gratwanderung.”
Speziell ist “Messing” in jedem Fall und ein spezielles Erlebnis sind auch die Livekonzerte. Die Konzerte begleitet Bernhard Rasinger. Er ist bekannt für seine unglaublichen Lasershows. Rasinger präsentierte seine Arbeiten rund um den Globus und begleitet Koenig visuell auf Tour. Mit einem speziellen System, das einen modularen Synthesizer und modernste Lasertechnologie kombiniert, schafft er ein leuchtend hypnotisches audiovisuelles Erlebnis. Zu sehen sind neurotische Lichtblitze die sich zu Koenigs Musik Formen und Umformen, wirbeln, zwirbeln, verschwinden und wieder aufblitzen. Mit seinen Lasern schafft Rasinger ein ästhetisch hochgradig verdichtete Übersetzung von Koenigs Musik in Laserkunst. Es ist eine Kitsch-befreite Lichtshow, wie sie Brixen noch nicht gesehen hat.
Das Konzert ist Teil einer Jazz-Trilogie, die im Mai in der Dekadenz auf die Bühne kommt. Diese beschließt Manu Delago am 31. Mai.
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