„Kein einfaches Jahr“
Ein halbes Jahr lang war das Haus der Familie am Ritten pandemiebedingt geschlossen, es wurden aber zukunftsorientierte Projekte entwickelt.
Präsident Heiner Oberrauch hat bei der Vollversammlung am Samstag im Rittner „Haus der Familie“ vor allem den kreativen MitarbeiterInnen gedankt. Sie seien in der Pandemie nie stillgestanden, sondern hätten zukunftsorientierte Projekte entwickelt. So sind in den vergangenen Monaten unter anderem die Themenboxen To-Go entstanden: Eine Box mit Gute-Nacht-Geschichten wurde für kleine Kinder konzipiert, die Zauber-Box und die Planeten-Box richten sich an Grund-, Mittel- und OberschülerInnen und die Box mit Hand-Lettering an Erwachsene. Dazu kam die „Schatzkiste“ vor dem Valentinstag: ein Karton gefüllt mit Inspirationen, Denkanstößen, Spielen und Gewürzen, die Paare zu qualitätsvoller Zeit anregt.
Alle Bildungsboxen wurden Bildungsinteressierten direkt nach Hause geliefert und beinhalten verschiedenste Materialien für Experimente, dazu Anleitungen und Links zu Erklärvideos. Das Haus der Familie vertiefte die Themen mit fachkundigen ReferentInnen bei Webinaren und jetzt wieder bei Kursen mit physischer Anwesenheit. Mehr als 600 Bildungspakete „Bildung to go“ sind so in den vergangenen Monaten zu den Südtiroler Familien gekommen, erklärt Heiner Oberrauch: von Innichen bis Mals, vom Brenner bis nach Salurn. Der geistliche Leiter des Hauses der Familie Toni Fiung hat in der Advents- und Weihnachtszeit, am Valentinstag und in der Karwoche mit spirituellen Feiern auf der Facebookseite des Rittner Bildungshauses mehr als 70.000 Menschen erreicht. „Die Menschen haben unsere hoffnungsspendenden Beiträge sehr geschätzt“, betont auch Bildungshaus-Direktor Elmar Vigl.
Bei der Sensibilisierungsarbeit hob Heiner Oberrauch bei der Vollversammlung vor allem die beiden Kampagnen zur MutterNacht im Mai 2020 und die soeben abgeschlossene Kampagne 2021 hervor. Während es in der Woche vor dem Muttertag 2020 um ungewollte Kinderlosigkeit ging, stand in der heurigen Vor-Muttagszeit die Krankheit eines Elternteils im Mittelpunkt. „In einem ständig wachsenden Netzwerk schaffen wir es, jedes Jahr wichtige Themen für Familien zu enttabuisieren“, erklärte Heiner Oberrauch. Mit einer 150 Quadratmeter großen Kunstinstallation – einem Irrgarten mit Kinderstimmen und Graffitis von Jugendlichen – in verschiedenen Südtiroler Ortschaften sei es dem 25 Organisationen umfassenden Netzwerk gelungen, hunderte Menschen mit einem Thema zu befassen, das herausfordert. In die Zukunft schauend präsentierte der Präsident des Rittner Bildungshauses die Vision 2040. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich das Haus der Familie mit Fachleuten und Interessierten in einer Denkfabrik intensiv damit auseinandersetzen, was Südtirols Familien besonders nach der Pandemie brauchen. Das Bildungsangebot wird entsprechend ausgerichtet.
Heiner Oberrauch steht dem Rittner Verein seit 2015 vor. Er präsentierte am Samstag auch die wichtigsten Zahlen zum Jahr 2020: 4.910 Bildungsgäste haben an 236 Eigenveranstaltungen (minus 44 Prozent verglichen mit 2019) und 1.929 Bildungsgäste haben an 89 Gastveranstaltungen (minus 52 Prozent verglichen mit 2019) teilgenommen. Das sei im Vergleich zum Jahr 2019 zwar ein Rückgang an Teilnehmenden um mehr als die Hälfte. „Wenn wir aber bedenken, dass die Zahl der TeilnehmerInnen aufgrund der Corona-Regeln im Sommer und Herbst 2020 enorm zurückgeschraubt werden musste, verbuchen wir das dennoch als Erfolg“, sagte Heiner Oberrauch. Auch bei den Erlebniswochen hat der letztjährige Corona-Sommer einschneidende Veränderungen gebracht: Waren die Plätze im Frühjahr innerhalb weniger Tage bis auf den letzten Platz ausgebucht, mussten die Sommerwochen im Mai zur Gänze abgesagt werden. Weil die Verantwortlichen des Hauses der Familie gemeinsam mit anderen Südtiroler Jugendeinrichtungen und dem Amt für Jugendarbeit politisch aktiv geworden sind und PCR-Tests für alle möglich gemacht wurden, konnten die Erlebniswochen ab 5. Juli 2020 in eingeschränkter Form dennoch stattfinden.
Einfach sei das Jahr 2020 nicht gewesen, betont auch Direktor Elmar Vigl. Das ständige Warten und Umbuchen, die Sorge der MitarbeiterInnen um ihre Arbeitsplätze, die finanzielle Unsicherheit und Fragen, wohin sich Bildung entwickelt und ob die Gäste wiederkommen, habe die Verantwortlichen des Hauses 2020, aber auch in den ersten Monaten des heurigen Jahres umgetrieben. Doch jetzt sehen die Verantwortlichen des Rittner Bildungszentrum nicht nur Licht am Ende des Tunnels, sondern das Tunnelende. „Wir haben seit dem Neustart am 30. April coronabedingt kaum Absagen“, sagt Elmar Vigl. Die Menschen seien froh, sich im geschützten und getesteten Rahmen mit anderen auszutauschen und weiterzubilden. Abends gebe es zwar nicht mehr das quirlige Miteinander im Bildungshaus. Die Gäste ziehen sich schneller in ihre Zimmer zurück. Auch bei den Kindern fällt dem Direktor eine bisher nicht gekannte Zurückhaltung auf. „Wir hoffen sehr, dass wir bald wieder menschennäher miteinander umgehen können“, betonen Heiner Oberrauch und Elmar Vigl abschließend.
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