„Kleinkinder nicht plagen“
Entrüstete Eltern: Ab Mitte Mai – so hat es Ministerpräsident Mario Draghi angekündigt – erlangen Genesene, Geimpfte und Getestete mithilfe des nationalen „Grünen Passes“ mehr Freiheiten. Der Grund der Empörung: Nur Kleinkinder unter zwei Jahren sind von der Testpflicht ausgenommen.
„Ist das wirklich notwendig?“, fragen sich Eltern. Sie sprechen von einer unnötigen Qual der Kleinkinder und sträuben sich gegen das geplante Reglement.
Worum geht es? Ab 15. Mai will Italien für Touristen öffnen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das Reisen soll mithilfe des „Grünen Passes“ wieder erlaubt werden. Dies teilte Ministerpräsident Mario Draghi nach dem virtuellen G20-Treffen der Tourismusminister am Dienstagnachmittag, 4. Mai mit.
Der nationale „Grüne Pass“ soll eine Übergangslösung sein, bis der europäische „Green Pass“ Mitte Juni folgt.
Nur Genesene, vollständig Geimpfte oder jene, die einen negativen Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist, erhalten den „Grünen Pass“.
Ausgenommen von diesen Regelungen sind einzig Kinder unter zwei Jahren.
Und gerade das irritiert Eltern von Kleinkindern – und führt zu Besorgnis. Ob impfbereit oder nicht: Eine Corona-Impfung für Kleinkinder ab zwei Jahren ist nicht zugelassen – bisher galt die Zulassung nur ab 16 Jahren.
Das heißt, dass nun auch Kleinkinder regelmäßig getestet werden müssen, sofern die Familie in den Urlaub fahren will. Das Unverständnis ist groß –, gerade weil bei Kindern nachweislich eine geringere Virenlast auftritt und sie deswegen weniger infektiös sind.
Bisher waren nur Kinder ab dem Volksschulalter einer Testpflicht unterworfen, ihnen kann man die Notwendigkeit der Testreihe erklären.
Allein die Vorstellung, dass nun Kleinkinder regelmäßig zum Test geschleppt werden sollen, versetzt Eltern in Rage – es herrscht eine Abwehrhaltung. Sie stellen die Sinnhaftigkeit dieser Pläne infrage.
Was sagen Kinderärzte zu den Plänen Draghis? Markus Markart, Primar der Pädiatrie im Sanitätsbezirk Brixen, zur Testpflicht bei Kindern ab zwei Jahren.
Tageszeitung: Herr Markart, was halten Sie von der Maßnahme?
Markus Markart: Kinder tragen das Virus weiter: Das beweist auch die Tatsache, dass in der Vergangenheit die Infektionszahlen sofort gestiegen sind, als die Schulen wieder geöffnet wurden. Ich finde den Kompromiss der Testpflicht bei Kindern ab sechs Jahren gut: Kinder können den Nasenflügeltest beispielsweise selbst durchführen, dieser hat sich bewährt. Es ist kein großer Eingriff und die Kinder machen den Test mit Spaß.
Und Kinder unter sechs Jahren?
Diese Kinder würde ich nicht plagen. Testen ab sechs Jahre ist ausreichend.
Können Sie die Reaktion der Eltern verstehen?
Diese ist nachvollziehbar. Wenn man Zwei- bis Vierjährige testen muss, kann dies zu einem schwierigen Unterfangen werden: Einige befinden sich in dieser Zeit gerade in der Trotzphase, dann wird es zu einem Gerangel. Als Kinderarzt kann ich sagen, dass einige Kinder in diesem Alter bei einer Untersuchung problemlos mitmachen, andere jedoch nicht dazu zu bewegen sind. Ab vier Jahren ist ein Testen durchführbar, ab sechs Jahren ist es ein guter Kompromiss.
Besteht bei Kleinkindern aufgrund ihrer kleinen Nasenlöcher Verletzungsgefahr?
Man kann Speichel- oder Mundschleimhauttests machen, jedoch jene, die in der Nase durchgeführt werden, sind viel sensibler. Jene, die im Mund durchgeführt werden, sind nicht so zuverlässig. Rein die Größe und Anatomie betreffend, stehen Wattestäbchen zur Verfügung, die man auch bei einem Neugeborenen einsetzen könnte. Also die Größe der Nasenlöcher ist kein Thema. Aber wie gesagt: Es ist davon abhängig, wie bereitwillig ein Kind mitmacht.
Einem Zweijährigen ist Notwendigkeit eines Tests schwer zu erklären…
Wie gesagt: Es gibt Kleinkinder, die sträuben sich gegen alles, weil sie in der Trotzphase sind. Es hängt davon ab, wie man es ihnen vermittelt: Wenn beispielsweise in einem Kindergarten getestet würde und die Kindergartentante würde diesen Test mit einem Spiel oder Lied verbinden, dann würden auch die meisten Kinder mit Begeisterung mitmachen. Davon bin ich überzeugt. Wenn man jedoch mit Zwang etwas erreichen will, dann ist dies schlecht.
Das Unverständnis der Eltern von Kleinkindern basiert auch darauf, dass diese weniger infektiös sind…
Definitiv kann man dies noch nicht sagen. Sie sind sicherlich Virusträger, wie größere Kinder auch. Allerdings weiß man, dass sie nicht so ansteckend sind, weil sie nicht so viele Viren auf der Schleimhaut produzieren, wie größere Kinder. Größere Kinder sind gleichzusetzen mit Erwachsenen. Kinder unter sechs Jahren produzieren eine weitaus geringere Virenlast. Deswegen sind sie wohl auch weniger ansteckend.
Interview: Erna Egger
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Kommentare (17)
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sigo70
Es gibt keine Belege, dass Kinder das Virus in den Bildungseinrichtung en übertragen. Die Kindergartenkinder waren bis heute ohne Maske und Abstand kein Problem. Die bisherigen Testergebnisse an den Schulen mit 0,04% positiv, widerlegen auch eindeutig die propagierte Gefahr in Verzug.
Es wird leider vergessen, dass soche Maßnahmen nur mit begründeter Gefahr in Verzug, zulässig wären!
Aber wen interessiert das noch, was damals nach dem 2. Weltkrieg verfasst worden ist?