„Das ist Unsinn“
Der Rettungshubschrauber Pelikan 2 soll vom Krankenhaus Brixen nach Terenten verlegt werden. Aber ist das tatsächlich die richtige Entscheidung? Franz Ploner, Arzt und Abgeordneter, über die Wichtigkeit des Standortes am Krankenhaus und wertvolle Flugminuten.
von Silke Hinterwaldner
Sobald der Pelikan 2 in Brixen startet, fühlen sich manche Anrainer durch den Lärm belästigt. Außerdem muss das Krankenhaus dort ohnehin umgebaut werden. Und nicht zuletzt: Mit der Verlegung des Rettungshubschraubers nach Terenten würden vor allem Patienten im oberen Pustertal und im Wipptal wertvolle Minuten gewinnen.
Mit diesen Argumenten wurde in den vergangenen Wochen für eine Entkoppelung des Pelikan 2 vom Brixner Spital geworben. Aber für Franz Ploner ist das alles nicht stichhaltig. Immerhin: Ploner war früher selbst Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin an den Krankenhäusern von Brixen und Sterzing und kennt den Sanitätsbetrieb und speziell die Notfallrettung aus eigener Erfahrung. Er sagt: „Die Verlegung des Rettungshubschraubers von Brixen nach Terenten ist unsinnig.“
Mittlerweile ist Franz Ploner auch Politiker. Er vertritt das Team K im Landtag und hat nun gemeinsam mit Parteikollegin Maria Elisabeth Rieder zur geplanten Verlegung der Basis eine Anfrage eingereicht. Darin heißt es zur Erklärung: In Südtirol sind drei Rettungshubschrauber an den Stützpunkten Bozen, Brixen, Laas im Einsatz. Zweitweise steht ein vierter Hubschrauber des Aiut Alpin in Pontives zur Verfügung.
Und außerdem: An den Provinzgrenzen zu Österreich, der Schweiz und zum Trentino gibt es Abkommen mit den Rettungsdiensten, um die Flugzeiten verkürzen zu können. Der Dreierlandtag hat sich für diese Zusammenarbeit stark gemacht. Auch muss man wissen: Mit den Rettungshubschraubern wird nicht nur im medizinischen Notfall geflogen, es werden also nicht nur so genannte Primärtransporte durchgeführt. Dazu kommen auch noch Verlegungen von Patienten in andere Strukturen, das mache rund die Hälfte der Flüge aus, sagt Ploner.
TAGESZEITUNG: Herr Ploner, was spricht denn gegen eine Verlegung nach Terenten?
Franz Ploner: Die Pläne zur Verlegung des Rettungshubschraubers Pelikan 2 nach Terenten sollen nun schon sehr weit fortgeschritten zu sein. Dabei scheint man aber auch zu vergessen, dass man selbst im Krankenhaus in Brixen gegen diese Maßnahme ist. Die Bedenken sind bereits deponiert worden. Eine Verlegung ist unsinnig. Wenn man etwa Patienten von einem Krankenhaus in ein anderes verlegen muss, scheint es naheliegend dies ohne Umwege abwickeln zu können.
Welche Bedenken hegt man im Krankenhaus?
Man stelle sich nur vor: Wenn der Hubschrauber in Terenten gedeckt werden muss, brauche ich dort ständig ein Team, im Turnus, dann muss ich zwei Ärzte dafür abstellen. Das ist massiv problematisch, vor allem wenn man bedenkt, dass es ohnehin an Personal fehlt und dass der Hubschrauber nicht ständig im Einsatz ist. Wir sollten mit bestehenden Ressourcen umsichtig umgehen.
Aber man spart sich doch wertvolle Flugminuten, etwa wenn es um einen Rettungseinsatz im oberen Pustertal geht. Nicht?
Das ist der falsche Ansatz. Wir haben im Dreierlandtag vereinbart, auch mit den Stimmen der SVP, dass man in den Grenzgebieten die Tiroler Rettungshubschrauber oder jene aus Belluno einbinden kann. Diese wären in diesem Fall ohnehin schneller vor Ort. Die europäische Gesellschaft für Notfallmedizin empfiehlt, dass ein Rettungshubschrauber einen Umkreis von rund 80 Kilometern abdecken sollte, insofern stimmt die Distanz zwischen Brixen und Innichen. Und nicht zu vergessen: Ein Hubschrauber sollte immer angedockt an einem Krankenhaus sein.
Warum?
Der Notarzt ist nicht ständig im Rettungshubschrauber im Einsatz. In der Zwischenzeit kann er Dienste und Arbeiten erledigen, die er in einer externen Rettungsstelle nicht leisten kann. Wir müssen doch Ressourcen bündeln, dürfen diese nicht vergeuden. Der Rettungssanitäter und der Notarzt müssen an das Haus gebunden sein, sie müssen vor Ort sein, können Visiten machen oder administrative Tätigkeiten erledigen. Ganz besonders in einer so schwierigen Zeit, wo überall Personal fehl, können wir uns etwas anderes nicht leisten.
Und die Lärmbelästigung durch die Hubschrauberflüge?
Der Hubschrauber ist heutzutage nicht mehr so laut wie früher. Das ist kein Argument.
Müsste man insofern den Pelikan 2 in Brixen lassen, oder sollte man den Standort an das Krankenhaus Bruneck verlegen?
Das ist ein schwieriges Thema. Solche Entscheidungen sind mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Ich will gar nicht daran denken, was allein die Errichtung eines Hangars kostet. In Brixen haben wir die Strukturen bereits. Diese strategische Entscheidung hat man vor vielen Jahren getroffen, es wäre aus heutiger Sicht sicher sinnvoll, wenn einer der Rettungshubschrauber in Bruneck stationiert wäre. Die Standorte Bozen, Pontives und Brixen sind doch geografisch sehr nahe.
Dann sollte man die Hubschrauber lassen, wo sie sind?
Wir haben nicht genügend finanzielle Mittel für andere Entscheidungen. In schwierigen Zeiten würde ich eher mit privaten Hubschrauberfirmen eine Vereinbarung treffen, um Spitzenzeiten abdecken zu können. Oder man bindet die benachbarten Hubschrauber besser in ein Netzwerk ein, um das gesamte Gebiet besser abdecken zu können.
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