Wider das Vergessen
Die bewegendsten Augenblicke des AlpFrontTrail werden in den kommenden Monaten im Rahmen einer Wanderausstellung präsentiert,
Vor etwas mehr als einem halben Jahr ist ein internationales Team von zehn Top-Trail-Läufen die ehemalige Front-Linie während des Ersten Weltkriegs zwischen Italien und dem Habsburgerreich abgelaufen.
Der von Harald Wisthaler und Philipp Reiter konzipierte AlpFrontTrail mit einer Länge von 850 Kilometern und 55.000 Metern Höhenunterschied im Gedenken an die 100-jährige Annexion Südtirols durch Italien stand damals unter dem Motto „Laufen gegen das Vergessen“, damit sich auch die nachkommenden Generationen an die Grauen und das schreckliche Leid dieser dunklen Epoche erinnern.
Die bewegendsten Augenblicke des achttägigen Abenteuers in der phantastischen Bergwelt Norditaliens werden in den kommenden Monaten im Rahmen einer Wanderausstellung präsentiert, die am Donnerstag, 13. Mai in Innichen in der Dolomitenregion 3 Zinnen eröffnet wird.
Am 6. Oktober 2020 sind Daniel Jung, Eva Sperger, Jakob Hermann, Martina Valmassoi, Hannes Perkmann, Marco De Gasperi, Ina Forchthammer, Hannes Namberger, Tom Wagner und Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier in Grado zu einem einmaligen Abenteuer aufgebrochen. Der AlpFrontTrail führte sie in den folgenden Tagen über den Rifugio Solaris in Drenchia, Pontebba, Sexten, den Passo San Pellegrino, Asiago, Riva del Garda und den Passo Tonale hinauf zum Ziel am Stilfser Joch. Während ihres 850 Kilometer langen Trails entlang der ehemaligen Frontlinie wurden die Spitzenathleten aus Südtirol, Italien, Österreich und Deutschland Zeugen des Ersten Weltkriegs. Etwa beim Passieren von Schlachtfeldern. Beim Besuch von Grabstätten. Bei der Besichtigung von Festungsanlagen oder Museen. Im Gespräch mit Expertinnen und Experten.
Dabei wurde immer wieder deutlich, dass die einfache Bevölkerung den Krieg nicht wollte. In fast allen Gebieten sollten sich vor einem Jahrhundert Nachbarn bekämpfen, die sich bis dato freundschaftlich verbunden waren und die friedlich nebeneinander gelebt hatten. Nur, weil sie vielleicht eine andere Sprache sprachen. Oder wenige Meter hinter einem Fluß oder einer Bergkuppe wohnten, die über Nacht zur Grenze geworden waren. Eine weitere Erkenntnis war, dass auf den Gipfeln mehr Soldaten dem Weißen Tod, also Lawinen zum Opfer fielen, als den Kampfhandlungen selbst. Kälte, Hunger, Dunkelheit, die Enge in den Stollen: Die Krieger im Gebirge mussten unglaubliche Entbehrungen hinnehmen.
Elf Säulen gegen das Vergessen
All diese Erfahrungen werden in den kommenden Wochen im Rahmen einer Wanderausstellung dokumentiert. Auf insgesamt elf imposanten Säulen mit einer Höhe von 2,10 Metern, die vom Projektpartner Longo bedruckt wurden, sind die sehr ansprechenden und aussagekräftigen Fotos in der phantastischen Bergwelt der ehemaligen Weltkriegsfront zugänglich. Die Bilder stammen direkt von den Ideatoren des AlpFrontTrails: dem aus Innichen stammenden Fotografen Harald Wisthaler, sowie von Philipp Reiter, Trail-Läufer und Videograph aus Bad Reichenhall. Die dazu passenden Texte stammen hingegen aus der Feder von Verena Wisthaler und Gabriel Fauster. Sie wurden auch ins Italienische und Englische übersetzt, damit sie von einem möglichst breiten Publikum gelesen werden können.
Die Wanderausstellung AlpFrontTrail macht ab Donnerstag, 13. Mai in Innichen in der Dolomitenregion 3 Zinnen Station und ist dann in den folgenden Monaten in Riva del Garda, im Lumen am Kronplatz, in Brixen, Innsbruck und schließlich am Helm – wo heute die Grenze zwischen Österreich und Italien/Südtirol verläuft – für die Öffentlichkeit zugänglich.
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