Die Verwerfung
Am Mittwoch öffnet im Waltherhaus in Bozen die Ausstellung „Die Verwerfung“ von Carlos Spottorno und Guillermo Abril. Anstelle einer feierlichen Eröffnung in Präsenz wird es eine virtuelle Einführung auf der Webseite des Südtiroler Kulturinstitutes geben.
Die beiden spanischen Journalisten und Künstler Carlos Spottorno und Guillermo Abril haben ihr Projekt Tirol auch als eine europäische „Fallstudie über das friedliche Zusammenleben zwischen Nachbarn“ bezeichnet. Europa und die EU liegen ihnen am Herzen, ebenso wie die Themen Demokratie, Menschenrechte und Minderheitenschutz. Populismus und Nationalismus widerstreben ihnen.
Wenn zwei Spanier in Innsbruck landen und von dort über den Brenner Richtung Süden fahren, kommt am Ende eine packende Geschichte heraus. Carlos Spottorno und Guillermo Abril verknüpfen journalistische Recherche, Fotografie und Zeichnung – sie verarbeiten diese zu einer Graphic Novel, die sich umgezeichneter Fotografien bedient: „Wir sind zwei spanische Reporter, die seit Jahren versuchen, Europas Grundmechanismen anhand seiner Grenzen zu verstehen. Diesmal wollen wir die Grenze zwischen Österreich und Italien bereisen. Es heißt, die Region sei heute ein Vorbild für ein friedliches Zusammenleben. Wir wollen wissen, weshalb.“
„Was verbindet uns? Was trennt uns?“ Diese zwei Fragen und das majestätische Bild des Alpenhauptkammes stehen am Beginn der Geschichte. Sie beginnt in Innsbruck, führt die Besucher*innen zum Sarkophag Kaiser Maximilians in der Hofkirche, dann über die Brennergrenze nach Südtirol, weiter nach Asiago – und wieder zurück – in den Brenner-Basis-Tunnel, der nach seiner Fertigstellung Tulfes (Innsbruck) und Franzensfeste verbinden wird. Dreizehn großformatige Kapitel des Comicstrips ziehen sich durch das obere Foyer des Waltherhauses.
Die beiden Spanier bereisen die Europaregion Tirol, vor allem Südtirol – Brenner, Seiser Alm, Bozen, Graun, Schnals, Franzensfeste –, begegnen Menschen, weben Geschichten und erzählen Geschichte, von den Anfängen, aber vor allem jene des 20. Jahrhunderts, der Nationalismen und deren Auswirkungen, sie weisen auch auf die jetzigen Entwicklungen hin, zeichnen ein Bild der heutigen Gesellschaft: packende Bilder, pointierte Texte! Die Bildergeschichte weckt Neugier.
So wie die Geschichte mit einem Blick über den Alpenhauptkann begann, so endet sie auch, mit einem Blick aus dem Brenner-Basis-Tunnel bei Franzensfeste. Hier stoßen die beiden Spanier auf die Verwerfung, zwei tektonische Platten. Aber hier werden Barrieren überwunden, von Norden und von Süden aus. Für Spottorno und Abril ein Sinnbild dafür, die Grenze zwischen den Ländern aufzuheben: „Wir sind auf der Suche nach der Grenze hergekommen. Vielleicht liegen die Grenzen heute, mehr denn je, in uns – in unserem Kopf.“ Mit dieser Überlegung endet der spannende Rundgang, kurzweilig, kreativ. Ein kritischer Blick von außen. „Was verbindet uns? Was trennt uns?“
Die Ausstellung bleibt bis 10. Juni, von Montag bis Freitag von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr frei zugänglich, an Feiertagen und Wochenenden geschlossen, Besuch nur mit „grüner Bescheinigung“ (CoronaPass) sowie Mund- und Nasenschutz.
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