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Der Schwan fliegt wieder

(v.l.) Emanuele Masi, Matteo Franceschini, Daniele Spini, Valeria Told und Matthias Lošek

Mit einem vielseitigen Programm, darunter Auftragsarbeiten und Koproduktionen, und insgesamt über 50 Veranstaltungen startet die Stiftung Haydn von Bozen und Trient zum Neustart der Kulturbranche erstmals gebündelt in die Spielzeit 2021.

„Zum ersten Mal stellen wir das Programm von Oper, Konzerte und Tanz zeitgleich vor,“ erklärt Paul Gasser, Präsident der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, „damit wollen wir auch ein Zeichen setzen und der krisengeschüttelten Kulturbranche auch über die Grenzen Südtirols hinaus Gehör verschaffen. Die musikalische Brücke zwischen den Sparten schlägt unser Associated Artist, der Trientner Komponist Matteo Franceschini. Von seiner Heimatstadt aus hat er sich auf eine Reise begeben und die Musik mit anderen Disziplinen in einen Dialog gebracht. Für diesen Austausch zwischen den künstlerischen Disziplinen stehen auch wir als Stiftung. Diesen gilt es weiter zu fördern.“

„Neustart bedeutet, auf Erfahrungen aufbauen und sie gleichzeitig sicher in die Zukunft zu tragen,“ erklärt die Generaldirektorin der Stiftung Valeria Told, „damit meine ich auch digitale Kanäle zu nutzen. So zeigen wir mit zwei Videopoduktionen Clown Time der Compagnia Abbondanza/Bertoni und Das Buch der hängenden Gärten der englischen Regisseurin Daisy Evans erstmals zwei Stücke, die eigens fürs Streaming adaptiert wurden,“ so Told. „Wir haben in den vergangenen 15 Monaten versucht, unsere Arbeit im digitalen Bereich zu verstärken und uns neues Knowhow in diesem Bereich anzueignen. Wir arbeiten am Relaunch und Ausbau unserer Websites. Jetzt freuen wir uns aber erst einmal wieder darauf, unser Publikum erneut live im Konzertsaal begrüßen zu dürfen,“ so Told abschließend.

Oper 2021: Once upon a time

Olga Neuwirth: Hommage à Klaus Nomi (Foto: Harald Hoffmann)

Den Auftakt des Opernprogramms macht am 1. Juni ein Musikabend mit Stücken von Kurt Weill und Olga Neuwirth auf dem Programm. In Hommage à Klaus Nomi – Ein Songplay drückt die österreichische Komponistin ihre Bewunderung für den Crossover-Vokalisten Nomi aus. Er war mit seinem breitgefächerten Repertoire im New York der 1970er Jahre berühmt geworden. Elektronisch kunstreich verbeult aber ohne falsches Pathos beleuchtet Neuwirth in ihrer „Hommage“ die verschiedenen Facetten des exzentrischen Sängers.

Basierend auf Lewis Carrolls Alice im Wunderland erzählt Alice (5. und 6. Juni) von Matteo Franceschini ein schauriges Märchen: Das geistige Chaos und die Verschmelzung aus realer Welt und Wunderwelt werden zu einem spannenden Experimentierfeld. Carlotas Zimmer (11. und 12. Juni) des Austro-Mexikaners Arturo Fuentes gibt tiefe Einblicke in die seelischen Innenwelten der unglücklichen belgischen Prinzessin Charlotte.

„Das Geschichtenerzählen ist eines jener Rituale, das uns Menschen die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft näherbringt, das Verbindung schafft, das uns glauben und hoffen lässt,“ erklärt Matthias Lošek, künstlerischer Leiter des Opernprogramms der Stiftung Haydn die diesjährige Spielzeit, „Geschichten lassen uns Dinge, jenseits von Zeit, Raum erleben, erklären uns unser Dasein. Deshalb ist das Geschichtenerzählen gerade heute so wichtig: weil eben Geschichten zu erzählen, eine zutiefst menschliche Art ist, auch schwierigen Situationen Sinn zu verleihen. Und nirgends werden Geschichten so gut erzählt wie in der Oper.“

Neben den Live-Produktionen sind erstmals auch zwei Produktionen als Adaption für ein Videostreaming zu sehen: In Clown Time der Compagnia Abbondanza Bertoni trifft der musikalische Gedanke Arnold Schönbergs auf das visionäre Filmschaffen David Lynchs und Das Buch der hängenden Gärten der Engländerin Daisy Evans siedelt die Musik Schönbergs in der britischen Landschaft an. Die Filme bleiben bis Ende Juni auf den Videoplattformen der Stiftung Haydn abrufbar.

Haydn’s Summer: Music in motion

Das Haydn Orchester tourt im Sommer mit einem abwechslungsreichen Programm und verschiedenen Dirigenten am Pult durch Südtirol und das Trentino. „Mit Marco Pierobon und Stücken von Louis Armstrong, Dizzy Gillespie, Miles Davis, Ella Fitzgerald und Aretha Franklin, wollen wir bei Freiluftkonzerten wie jedes Jahr neue Zielgruppen begeistern“, erklärt Daniele Spini, der künstlerische Leiter des Orchesters. Auf Schloss Sigmundskron (13. August) und in Gardone Riviera (14. August) findet ein Filmkonzert statt: Mit Musik von Paul Hindemith begleitet das Orchester den Stummfilm Im Kampf mit den Bergen, der 1921 von Arnold Fanck in Meran gedreht wurde.

Unter der Leitung von Marco Mandolini geben die Streicher des Orchesters Vivaldis Vier Jahreszeiten und Mozarts Serenade Eine kleine Nachtmusik an mehreren Abenden Zum Besten, darunter in Verona im Giardino Giusti.

In Bozen (24. August) und Trient (28. August) stehen unter der Leitung von Juraj Valčuha zwei der populärsten Meisterwerke von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky am Programm: Capriccio Italien, op. 45 und die Sinfonie Nr. 5 in e-moll, op. 64. Auch in diesem Jahr ist das Orchester wieder bei Tanz Bozen vertreten, und zwar im Rahmen der Uraufführung des Requiems (Sià Karà) am 28. Juli. Matteo Franceschini hat Mozarts unvollendetes Werk anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums des Orchesters für Live-Elektronik und Orchester für die Tanzaufführung neu interpretiert.

Come Out von Olivier Dubois : Ein Stück über Steve Reich. (Foto: Laurent Philippe)

Tanz Bozen: Swan

Vom 16. bis 30. Juli 2021 findet unter dem Titel Swan die 37. Ausgabe des Festivals Tanz Bozen statt. Nach dem großen Erfolg der Ausgabe 2020 – EDEN wurde von der nationalen Kritik für seine Originalität ausgezeichnet – setzt auch die diesjährige Ausgabe ausgehend von einem Archetypus auf Struktur und Essenz.  Swan steht für den Inbegriff des Balletts und zielt darauf ab, die Klassiker des Ballett- und Musikrepertoires der letzten drei Jahrhunderte neu zu interpretieren. So versteht sich Tanz Bozen 2021 als abwechslungsreiches Kaleidoskop aus neuen Schwanenseen, neuen Schwanentoden, einer neuen Giselle, einem neuen Requiem und einem feurigen Rite of Spring, fünfzig Jahre nach dem Tod von Igor Strawinsky. Auf dem Programm stehen Reenactments – wörtlich: „wieder in Szene gesetzt“ – von Themen und Archetypen namhafter internationaler und nationaler Choreografen als Premieren, Auftragsarbeiten und Koproduktionen.

Swan ist ein Festival der Neuinterpretationen und Neudefinitionen“, erklärt der künstlerische Leiter Emanuele Masi, „den fulminanten Auftakt macht am 16. Juli unsere ‚Associate Company‘ aus Stuttgart Gauthier Dance mit zeitgenössischen Schwanensee Neuinterpretationen aus der Feder von Hofesh Shechter, Marie Chouinard, Cayetano Soto und Marco Goecke. Ein weiteres Highlight ist das Remake von Dying Swan (20. Juli) von Mikhail Fokin und Camille Saint-Saëns, eine Auftragsarbeit für Tanz Bozen. Olivier Dubois, der bereits mehrfach in Bozen zu Gast war, bringt mit Come Out (20. Juli) ein Stück über Steve Reich auf die Bühne. Ebenso erneut zu sehen sind das Ballet de Lorraine und Alessandro Sciarroni. Als Schlüsselwerke von Maguy Marin und Lucinda Childs, zwei Tanzikonen des 20. Jahrhunderts, werden von der italienischen MMContemporary Dance Company (Duo D’Eden am 18. Juli) und dem Ballet de Marseille (22. Juli) wiederaufgeführt. Ein weiterer Höhepunkt ist Mozarts Requiem (28. Juli) in der Neufassung für Orchester und Live-Elektronik von Matteo Franceschini. Für die Choreografie zeichnet der französisch-tunesische Choreograf Radhouane El Meddeb verantwortlich. Es tanzt die kubanische Micompañia zusammen mit einer Gruppe lokaler Amateure; das Haydn-Orchester spielt unter der Leitung des Franzosen Jean Deroyer.“

www.haydn.it

www.bolzanodanzait

Karten und Abonnements

Stadttheater Bozen

+39 0471 053800 /  [email protected]

 Oper: Verkauf ab 11. Mai

Tanz Bozen: Abonnements ab 11. Mai, Einzelkarten ab 25. Mai

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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