„Schwer zu unterscheiden“
Husten und Fieber treten häufig bei einer Corona-Erkrankung auf, aber auch bei einer Kehlkopfentzündung. Wo die Unterschiede liegen und warum es gerade jetzt so viele Fälle gibt.
von Markus Rufin
Grippale Infekte beziehungsweise leichte Erkältungen gab es in diesem Jahr kaum. Grund dafür sind die rigorosen Corona-Schutzmaßnahmen. Maske, Abstand und Desinfektionsmittel haben dafür gesorgt, dass es zu keiner richtigen Grippewelle wie in den vergangenen Jahren kam.
Ganz besonders aufgefallen ist das bei Kindern. In den Kindergärten und Schulklassen wurden Infektionen schnell weitergegeben, heuer war das aber nicht der Fall.
In den letzten Wochen haben vor allem kleine Kinder einen Husten oder gar Fieber bekommen. Das bestätigt auch der Kinderarzt Franz Rottensteiner: „Es handelt sich dabei primär um Kehlkopfentzündungen. Diese treten immer dann auf, wenn es Temperaturschwankungen gibt, es ist also völlig normal, dass Kinder in dieser Jahreszeit daran erkranken, weil der kindliche Kehlkopf dadurch besonders empfindlich ist.“
Da die letzten Tage von Temperaturschwankungen geprägt waren, sei eine Kehlkopfentzündung also nichts Ungewöhnliches. Doch Rottensteiner ist aufgefallen, dass es mehr Fälle als in den vergangenen Jahren gab. Er spricht jedoch nicht von einer Welle Viel eher seien die Kehlkopfentzündungen darauf zurückzuführen, dass die üblichen grippalen Infekte ausgeblieben sind: „Ich glaube nicht, dass man von einer Welle sprechen kann. Es ist eher so, dass die üblichen Atemwegsinfektionen ausfallen und die Kehlkopfentzündungen daher mehr auffallen.“
Da die saisonalen Atemwegsinfektionen bei Personen aller Altersgruppen auftreten, während eine Kehlkopfentzündung vor allem Kinder im Alter zwischen eins und fünf Jahren betrifft, falle es auf, dass nur diese erkranken, meint Rottensteiner: „Es gab kaum Kinder, die irgendwelche Atemwegsinfektionen hatten, weil Maske und Abstand davor schützen. Kleine Kinder, die in dieser Zeit häufig an einer Kehlkopfentzündung erkranken, tragen dagegen keine Maske.“
Ausgelöst werde eine Kehlkopfentzündung durch Keime, die bei Erwachsenen nur zu einem leichten Schnupfen führen. Die Symptome sind ein bellender Husten, häufig kommt es auch zu Fieber. Es gibt also einige Parallelen zu einer Covid-Erkrankung, weshalb es immer wieder zu Verwechslungen kommt.
Kinderarzt Rottensteiner betont, dass man die beiden Krankheiten nur schwer unterscheiden könne, gibt aber auch Entwarnung: „Corona fängt nicht anders an als eine normale Grippe, daher ist es verständlich, dass Eltern sofort an Corona denken, sobald ein Kind ein Infekt oder eben eine Kehlkopfentzündung hat. Eine Kehlkopfentzündung hat aber nichts mit Corona zu tun.“
Behandeln könne man eine Kehlkopfentzündung auch deutlich einfacher als eine Corona-Infektion. „Normalerweise reicht der Griff zum Inhalationsgerät und zu Kortison“, erklärt Rottensteiner. „Wenn es eine schlimme Entzündung ist, muss man das Kortison schlucken, aber die meisten Eltern, die die Kehlkopfentzündung kennen, wissen bereits, was sie zu tun haben. Unerfahrene Eltern kommen dagegen häufig zum Kinderarzt.“
Präventiv gilt es vor allem auf die Temperaturen im Kinderzimmer zu achten. „Die Kinder sollten nicht bei zu hohen Temperaturen – maximal bei 18 Grad – schlafen. Außerdem sollte die Luft nicht zu trocken sein“; so Rottensteiner.
Noch ist die Zeit der Kehlkopfentzündungen nicht dabei, da es auch in den nächsten Tagen voraussichtlich zu Temperaturschwankungen kommen wird. Sobald die Temperaturen aber etwas wärmer werden, sollte die Zahl der Fälle wieder abnehmen, meint Rottensteiner.
Sollte ein Kind in den kommenden Wochen also an Husten oder Fieber erkranken, muss dies nicht zwingend auf eine Corona-Infektion zurückzuführen sein.
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kritiker
Fachärztin und Epidemiologin Kirke hat gesprochen