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„Schwacher Trost“

Foto: Salewa Cube

Die Corona-Pandemie hat die Kletterhallen im Land hart getroffen. Jetzt hofft man auf einen baldigen Neustart – die Hauptsaison hat man aber trotzdem schon verloren.

von Lisi Lang

Seit Ende Oktober sind die Kletterhallen in Südtirol geschlossen. Jetzt dürfen sie aber voraussichtlich am 1. Juni wieder aufsperren. Für einige Kletterhallen ist das ein kleiner Lichtblick für andere hingegen nur ein schwacher Trost, schließlich waren sie im Vorjahr insgesamt fünfeinhalb Monate lang geschlossen und auch heuer waren die Hallen noch keinen einzigen Tag geöffnet. „Die Situation ist klarerweise schwierig, weil wir seit 26. Oktober geschlossen sind und damit unsere Hauptsaison verloren haben“, sagt Marin Knapp, Geschäftsführer der Kletterhalle Salewa Cube in Bozen. Gerade die Wintermonate sind laut Knapp die wichtigste Zeit für die mittlerweile rund 40 kleineren und größeren Kletterhallen im ganzen Land, aber genau während dieser Monate waren die Hallen bis auf wenige Ausnahmen für eingetragene Athleten geschlossen. „Im Sommer gehen viele lieber im Freien klettern und dass wir jetzt genau diese wichtigen Monate verloren haben, ist umsatzmäßig eine herbe Enttäuschung“, sagt Martin Knapp.

Viele Kletterhallen im Land hatten sich deswegen genauso wie die Fitnessstudios im Land erhofft, dank des Grünen-Passes in Südtirol wieder früher aufsperren zu dürfen. „Ich glaube, es wäre wirklich machbar und auch vernünftig gewesen, dass man mit einem negativen Test, als Geimpfter oder Genesener wie Restaurants auch Sportzentren wieder besuchen kann“, erklärt Martin Knapp. Immerhin würden ja auch in den Kletterhallen oder Fitnessanlagen strenge Regeln gelten und es wurden eigene Sicherheitskonzepte mit Maskenpflicht am Boden, Abstandsregeln, Registrierungen, eingeschränkten Kapazitäten, geschlossenen Duschen und Umkleideräume usw. erarbeitet. „Kletterhallen wurden wie die Fitnessstudios hier aber leider nicht berücksichtigt“, bedauert der Geschäftsführer der Salewa-Kletterhalle in Bozen.

Etwas optimistischer zeigt man sich im Kletterzentrum Brixen-Bruneck. „Seit wir wissen, dass wir voraussichtlich am 1. Juni wieder aufsperren dürfen, ist die Stimmung wieder gut“, sagt Ralf Preindl, Mitglied des Führungstrios des Kletterzentrums Brixen-Bruneck. Vor allem für die 13 Mitarbeiter, die sich seit Herbst im Lohnausgleich befinden, sei diese Ankündigung ein Lichtblick. „Diese paar Wochen werden wir auch noch irgendwie überstehen, aber unsere Mitarbeiter sind einfach nur froh, wenn sie dann endlich wieder arbeiten dürfen.“

Allerdings unterstreicht auch Preindl, dass man die wichtigsten Monate im Herbst und Winter verloren habe. „Wir hängen immer mit den Fitnessstudios zusammen und deswegen gehören wir zu den ersten Bereichen, die zusperren müssen und zu den letzten, die wieder öffnen dürfen“, schüttelt Ralf Preindl den Kopf. „Wir müssen jetzt schauen im Sommer aus den roten Zahlen raus zu kommen und werden versuchen die Verluste, die wir sicher auch heuer haben werden, irgendwie in Grenzen zu halten“, sagt Ralf Preindl.

Das letzte Corona-Jahr hat den Kletterhallen in Südtirol stark zugesetzt – das zeigt auch die Bilanz des Kletterzentrums Brixen-Bruneck ganz eindeutig: Bei den Besucherzahlen verzeichnete man in Brixen ein Minus von 44 Prozent, in Bruneck waren es 56 Prozent. „In beiden Hallen hatten wir ein Umsatzminus von 50 Prozent“, erklärt Ralf Preindl.

Ähnlich sieht es im Salewa Cube in Bozen aus. „Der Umsatz hat sich wegen Corona im letzten Jahr sicher halbiert – mit allen Konsequenzen“, sagt Martin Knapp und meint damit, dass weniger investiert oder gemacht werden konnte. Man habe zwar versucht, Fixspesen wie Wasser und Strom auf ein Minimum zu reduzieren, dennoch konnte man Spesen nicht komplett vermeiden. Der heurige Winter sei zudem einfach ein Totalausfall. „Und wenn wir jetzt am 1. Juni wieder aufsperren dürfen, ist das natürlich ein schwacher Trost für uns“, erklärt Martin Knapp.

Was die Kletterhallen aber zuversichtlich stimmt ist, dass das Interesse am Klettersport in den letzten Jahren wirklich stark gewachsen ist und auch nach der Pandemie bleiben bzw. zurückkehren wird. „Das Interesse ist nach wie vor ungebrochen, Sportklettern ist ein Breitensport geworden“, weiß der Geschäftsführer der Salewa-Kletterhalle in Bozen. „Viele warten wirklich nur darauf, dass wir endlich wieder aufsperren und kommen dann sicher gerne wieder in die Hallen zurück“, ergänzt Ralf Preindl.

Der große Wunsch der Kletterhallen ist aber klar: „Wenn es möglich sein sollte, würden wir gerne schon vor dem 1. Juni wieder aufsperren“, betont Martin Knapp. Zudem hoffen die Kletterhallen, dass die Saison im kommenden Herbst wieder gut gestartet werden kann. „Es wird sicher weiterhin Auflagen geben, aber wir hoffen wirklich, dass es im Herbst wieder besser wird“, sagt Ralf Preindl.

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