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Der beste Standort

Das Enel-Areal nahe der Drususbrücke eignet sich am besten als neuer Museumsstandort. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Land in Auftrag gegebene Standortanalyse. Nun entscheidet die Landesregierung.

Das Südtiroler Archäologiemuseum in der Bozner Museumstraße wurde im Jahr 1998 eröffnet.

Das Land Südtirol hatte das ehemalige Banca-d’Italia-Gebäude umgebaut, um den Mann aus dem Eis und seine Beifunde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Interesse an Ötzi ist seitdem ungebrochen.

Das Museum zählt jährlich 300.000 Besuchende aus aller Welt bei weiterem Entwicklungspotential. Allerdings sind die Räumlichkeiten begrenzt, so dass ein Wachstum derzeit ausgeschlossen ist und bereits die Dauerausstellung der Südtiroler Geschichte von der Alt- und Mittelsteinzeit bis zur Karolingerzeit keinen Platz mehr findet. Zudem lässt es der Altbaubestand kaum zu, die technische Ausstattung auf internationale Standards zu heben.

Aus diesem Grund hat das Land Südtirol eine breite Suche nach dem bestmöglichen Museumsstandort eingeleitet. Um die Diskussion über den geeignetsten Standort zu versachlichen, hat die Landesregierung eine Standortanalyse in Auftrag gegeben.

Die Ergebnisse dieser beratenden Studie sind am Montag in Bozen Landeshauptmann Arno Kompatscher, Bürgermeister Renzo Caramaschi und Vize-Bürgermeister Luis Walcher vorgestellt worden. Das von der Landesregierung mit dem Verfahren beauftragte Unternehmen Sinloc im zeitweiligen Zusammenschluss mit dem Architekturbüro „Weber + Winterle“ erläuterte dabei im Detail auch das komplexe Verfahren mit den drei Verfahrensphasen und den vielfältigen Bewertungskriterien, das acht Monate in Anspruch genommen hat. Die Studie wird, sobald sie in beiden Sprachen vorliegt, auf den Landeswebseiten veröffentlicht.

Umfassendes Bewertungsverfahren mit Beteiligungsprozess

Unter die Lupe genommen wurden zehn Standorte, für einen Teil davon lagen auch Projektvorschläge oder Projektideen vor. Fünf davon wurden als mögliche Standorte eingestuft.

Auf der Grundlage des umfassenden Bewertungsverfahrens sind dies der ehemalige Enel-Sitz in der Dantestraße nahe der Drususbrücke, das Gefängnisareal in der Dantestraße, das ehemalige Ina-Gebäude an der Ecke Museum- und Rosministraße, der Virgl und der Sparkassen-Hauptsitz. Die weiteren fünf Möglichkeiten wurden ausgeschlossen, da bereits andere Vorhaben an diesen Standorten in die Wege geleitet wurden oder weil sie die Mindestanforderungen nicht erfüllen. Es sind dies die Standorte Athesia in der Museumstraße, die ehemaligen FS-Werkstätten auf dem Bahnhofsareal, die Sparkassen-Akademie in der Sparkassenstraße, Schloss Maretsch und der Schulkomplex „Giovanni Pascoli“.

Die meisten Punkte für das ehemalige Enel-Gelände

Die Standortanalyse reiht das ehemalige Enel-Gelände zwischen Dante- und Marconistraße mit 83,3 von hundert möglichen Punkten als ersten. Sichtbarkeit, Erreichbarkeit, Lage und Entwicklungsmöglichkeiten sind die wichtigsten Faktoren, die diesen Standort auszeichnen, der auch wegen seiner Nähe zu anderen Museen, dem Auditorium, dem Theater und dem Sitz der Eurac punktet. „Längs der Talfer könnte sich eine Kultur- und Wissenschaftsmeile entwickeln“, heißt es in der Analyse. Als wichtigen Pluspunkt werten die Standortprüfer die große Fläche des Grundstücks, die gestalterischen Freiraum biete. Entwicklungsspielräume ergäben sich zudem aus der Nähe zum Gefängnisareal, das nach dem Bau der neuen Haftanstalt im Süden Bozens frei werde und sich im Besitz der öffentlichen Hand befinde.

Ähnliche Merkmale in Bezug auf Lage und Erreichbarkeit sprechen für das zweitgereihte Gefängnisareal (77,7 Punkte), dessen Sichtbarkeit allerdings hinter der des ehemaligen Enel-Geländes zurückliege. Gegen den Standort spricht – laut Studie – der unsichere Zeitplan, der vom Bau des neuen Gefängnisses abhänge.

Eine gute Lage wird auch dem Standort „Ex-Ina“ (69,7 Punkte) bescheinigt, der als dritter gelistet ist. Gründe dafür sind die Nähe zu anderen Museen und die Zugänglichkeit. Allerdings sind die architektonischen Gestaltungsfreiräume und die Erweiterungsmöglichkeiten nicht zuletzt auch wegen der Denkmalschutzbindungen begrenzt.

Viele Vorteile aus städtebaulicher Sicht werden einem Museumsstandort am Bozner Hausberg Virgl (68,6) zugeschrieben. Architektonische Möglichkeiten, eine relativ freie Raumnutzung und die große Sichtbarkeit sprechen für diesen Standort, während die Lage außerhalb des historischen Zentrums und die Entfernung zu anderen Museumsstandorten gegen eine Verlegung des Museumssitzes sprechen. Der Standort Virgl schaffe einen neuen Attraktionspunkt außerhalb der städtischen Viertel.

Dem an fünfter Stelle gereihten Standort „Sparkasse“ (53,5) wird schließlich eine gute Lage zuerkannt. Die fehlenden oder begrenzten Außenflächen und Außenräume und die auch durch den Denkmalschutz beschränkten Umgestaltungsmöglichkeiten machten es jedoch nur schwer möglich, die Anforderungen eines Museums dieses Ranges bedienen zu können.

Die Landesregierung entscheidet

Landeshauptmann und Museumslandesrat Arno Kompatscher wird die nun fertiggestellte Standortanalyse der Landesregierung vorlegen. Diese werde sich voraussichtlich schon Anfang Mai mit dem Thema befassen und nach nochmaliger Beratung mit den Vertretern der Gemeinde über die weiteren Verfahrensschritte befinden. Die nun abgeschlossene und nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte Standortanalyse werde dabei eine wertvolle Entscheidungshilfe darstellen, so der Landeshauptmann.

Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi verweist darauf, dass der heute vorgestellte Analyse ein umfassendes Beteiligungsverfahren vorangegangen sei: „Neben der Bewertung nach Kriterien gab es auch einen breiten Beteiligungsdialog mit über 30 Vertretenden von Interessensgruppen. Dabei wurden die Bürgerschaft, die Kreativszene, die Welt der Wissenschaft und Forschung, die Wirtschaftssektoren Handel, Gastgewerbe und Tourismus angehört.“ Zudem wurden 1000 internationale Museumsbesuchende befragt und analoge Fallstudien nationaler und internationaler Museen analysiert und einbezogen. Gemeinsam mit Vizebürgermeister Luis Walcher werde er nun den Stadtrat über die Ergebnisse informieren.

Fünf Hauptkriterien für die Bewertung

Die Standortprüfer schilderten bei der Vorstellung der Ergebnisse ihre Vorgehensweise und bezeichneten die Definition der Auswahlkriterien als wesentlichen Teil ihrer Arbeit. Auf der Grundlage des Beteiligungsprozesses, der Befragungen und der Vergleichsstudien seien fünf Hauptkriterienfestgelegt worden, und zwar Erreichbarkeit und Zugänglichkeit, städtebaulicher Mehrwert, Größe und Entwicklungsmöglichkeit des Standorts sowie die zeitliche Umsetzung.

Bei der Bewertung der Lage spielte die die Nähe zur Altstadt und zu anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen ebenso eine Rolle wie die stärkere Vernetzung von Stadtteilen. Was die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit angeht, so wurden die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Nähe zum Bahnhof, zum Radwegenetz und zu Parkplätzen bewertet, die keine zusätzlichen Kosten mit sich bringen.

Der städtebauliche Wert wurde vor allem aufgrund des Vorhandenseins von relevanten Außenräumen und Freiflächen, der Möglichkeit einer öffentlichen Nutzung, der Entwicklungsmöglichkeiten bewertet. Was die Größe angeht, wurden die Fläche und die Bebauungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit den Bedürfnissen des Museums herangezogen. Für die zeitliche Umsetzung waren hingegen eine einfache Umsetzung und möglichst einfache Verfahren ohne große Einschränkungen und zeitliche Berechenbarkeit ausschlaggebend.

Um die Analyse objektiv und vergleichbar zu gestalten, haben die Standortprüfer von Sinloc für jeden Standort Abmessungsnachweise und Entwurfshypothesen entwickelt und für jedes Kriterium eine Vergleichsanalyse durchgeführt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (33)

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  • besserwisser

    theoretiker am werk. zuerst machen sie die ganze stadt unerreichbar und dann wird mitten drin ein tempel für die massen errichtet. siehe museion.

  • pantone

    Mit diesem Ergebnis des Bewertungsverfahrens werden die Kaufleute wohl nicht zufrieden sein. Für diese wäre wohl Ex-Ina von Tosolini die beste Lösung gewesen. Die meisten Besucher hätten wohl durch die Lauben und die Museumsstraße ziehen müssen, bevor sie den neuen Standord erreichen. Ähnlich wie bisher.
    Die meisten Besucher zieht ohne Zweifel die Lösung am Virgl an. Schon wegen der Architektur. Davon könnten auch die Hotels am meisten profitieren.
    Mit Besuchern, die auch ein verlängertes Wochenende bleiben würden, mit dem Besuch des Archeologiemuseums und dann auch aller weiterer Attraktionen inklusive Shoppingmeilen.
    Ich hoffe, die Entscheidungsträger sind so vorausschauend.

  • hallihallo

    das wird wohl nur an das museum gedacht und nicht an die attraktivität der stadt.
    wenn in der vielbefahrenen drususstraße jetzt noch massenweise fußgänger dazukommen , ist das wohl da ko für den bozner verkehr.
    massen von fußgängern , welche von den tiefgaragen und vom busbahnhof zum ötzimuseum schlendern.
    das wären ex-ina, welches man von verkehrsfreien straßen erreicht oder der virgl die viel bessere wahl. viele geld ausgegeben für sogenannte fachleute.

    • besserwisser

      @hallihallo: nein, das museum interessiert niemanden. es interessiert nur der ötzi selber und €€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€€
      der wahnsinn an der ganzen angelegenheit ist ja dass sich hier private (bozner kaufleute, immobiliengurus, banker usw….) anmassen die politiker vor sich herzutreiben und die beste lösung für sich selber zu betreiben.
      der gute ötzi gehört immer noch dem volke und keinem privaten unternehmer!

      • andreas

        Aber du als Gastwirt arbeitest für die Ehre?
        Und der HGV ist ein Sozialverein?

      • hallihallo

        besserwisser, ich habe ja ötzimuseum geschrieben, weil ein archilogiemuseum würde genau so wenig gäste und einheimische interessieren wie das naturmuseum oder das museion.
        der ötzi gehört sicher dem volk, aber wenn keine kommerziellen interessen bestünden ( gratulation jenen die es geschafft haben ihn so bekannt zu machen) , läge er seit jahrzehnten im letzten eck des schnalser friedhofs.

        • gorgo

          Also euch täte ein Museumsbesuch dringend gut.
          Ötzi braucht endlich ein neues Heim, seit er dort alles okkupiert, liegen die restlichen archäologischen Artefakte der letzten 5.000 Jahren leider in irgendwelchen Schubladen. Was sehr sehr schade ist.
          Egal wo er hinkommt, Besucher wird er genug haben.

  • andreas

    So wird alles ober dem Walterplatz ausgestorben sein, incl. die Lauben, da die dortigen Geschäfte wohl ins Benkokaufhaus übersiedeln.

  • george

    Der „Ötzi“ gehörte eigentlich ganz einfach in ein Grab oder eingeäschert, anstatt ihn dauernd für Geschäftemacherei und waghalsige Theorien und archeologische Spekulationen zu missbrauchen.

  • guyfawkes

    Zu den Standorten „Ex-Ina“ und „Sparkasse“:
    Dass die Denkmalschutzbindung als negativ in die Beurteilung eingeflossen ist, ist ein Witz um nicht zu sagen eine Frechheit. Wenn ein denkmalgeschütztes Gebäude nicht geeignet ist um als Museum genützt zu werden – als was dann? Das ist wie eine Ohrfeige für alle Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden. Nicht dass mir diese besonders Leid tun, aber zusätzlich zu den bestehenden Einschränkungen sehen sie sich jetzt auch noch in dieser Form benachteiligt.

    • gorgo

      Museen arbeiten heute ganz anders als damals als ihr in der Mittelschule gelangweilt vor irgendwelchen verstaubten Vitrinen gestanden seid.
      Um attraktiv zu arbeiten müssen Ausstellungen laufend umgebaut werden, Tonnen von Material bewegt werden und auch Besucherströme gut reguliert werden. Wenn an einem denkmalgeschützten Gebäude zuviel Umbauarbeiten dafür erforderlich sind, eignet es sich nun Mal nicht. Gibt einen Grund warum es unter Denkmalschutz ist.

      • guyfawkes

        Danke für die Unterstellung, dass ich (bzw ihr/wir – wer auch immer diese sind) noch nie ein modernes Museum besucht habe.
        Ihre Argumente sind natürlich prinzipiell zutreffend, allerdings:
        Vermutlich sind nicht wenige der weltweit bekanntesten Museen in denkmalgeschützten Gebäuden untergebracht. Wird schon nur in Bozen nicht gehen…

        • gorgo

          Entschuldige bitte, war nicht so gemeint, mir wird immer ganz schwummrig beim lesen dieser Krämerseelen hier.
          Zum Glück bringt Ötzi tatsächlich Geld und wird noch mehr Besucher bringen, wenn er angemessen wohnt und die Ausstellung erweitert wird. Sonst hätte sie ihn vermutlich längst achtlos in die Etsch geschmissen oder als Deko für ihre Speckstände verwendet.
          Zum Glück ist er sogar aussreichend interessant, dass es nicht nötig ist auch noch den Virgl so obszön zu verbauen.
          Freu mich schon auf interessante Sonderausstellungen mit Mumien und Moorleichen aus aller Welt. Dann haben die Krämer auch ihren Städtetourismus.
          Wie sie die Lauben aufhübschen sollen sie selbst überlegen.

  • florianegger

    Denkmalgeschützte Häuser taugen also nicht für die Archäologie? Das ist, als würde ein Biertresen nicht ins Gasthaus passen.

  • netzexperte

    Lasst das Museum wo es ist und gut ist. Wenn bis dato 300.000 Besucher pro Jahr gekommen sind, dann sollte das wohl ausreichen. Was will man denn da ausbauen? Hier gehts wohl nur um den Immobiliendeal und um all jene, die daran mehr als gut mitverdienen.

    Das eingesparte Geld (wohl x Millionen) kann anderweitig besser investiert werden.

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