Sichere Impfung

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In der vergangenen Woche haben sich mehrere Geimpfte mit dem Coronavirus infiziert. Warum das kein Grund zur Beunruhigung ist.
von Markus Rufin
Geimpft und trotzdem Corona-positiv? Es gibt bereits zahlreiche Studien, die darauf hinweisen, dass dies möglich ist, doch seit einigen Tagen gibt es in Südtirol den Beweis.
Zum einen wäre da die Fälle im Seniorenwohnheim von Partschins. Dort wurden 14 Personen, die bereits zweimal geimpft wurden, positiv getestet. Am Mittwoch kamen auch noch 23 Infektionen an der Neurorehabilitation in Sterzing dazu. Auch dort war ein Großteil der Infizierten bereits geimpft.
Beim Sanitätsbetrieb sorgen diese Fälle für Stirnrunzeln, allerdings nicht für Verunsicherung. Silvia Spertini vom Hygienedienst erklärt: „Dass es so viele Infektionen von Geimpften in Gemeinschaftseinrichtungen gibt, kam jetzt in Südtirol meines Wissens das erste Mal vor, aber grundsätzlich gibt es immer wieder Positive, die bereits geimpft waren.“ Auch Generaldirektor Florian Zerzer bestätigt, dass es immer wieder Einzelfälle gab, die aber bisher nicht allzu häufig vorkamen.
Spertini erinnert diesbezüglich daran, dass „die Zulassung der Impfstoffe aufgrund der Prävention vor schweren Verläufen erfolgte“ und das sei auch bei den Fällen in Partschins der Fall. Den Patienten gehe es bisher gut.
Diese beiden Aussagen stimmen mit jener des Immunologen Bernd Gänsbacher überein, die er im TAGESZEITUNG-Interview getätigt hatte: „Pfizer und Moderna versprechen einen 94-prozentigen Impfschutz gegen symptomatische und schwere Covid-Verläufe. Das bedeutet, dass man zwar einen Schutz gegen symptomatische und schwere Covid-Verläufe hat, aber nicht gegen leichte kurzzeitige Infektionen im Nasen-Rachenraum, die in wenigen Fällen vorkomme können.“
Wie häufig es vorkommt, dass Personen sich trotz Impfung anstecken, könne man nur schwer sagen. Doch insbesondere im Jänner, nach der ersten Impfung sei es öfter dazu gekommen, berichtet Spertini. Auch bei doppelt geimpften sei das ab und zu vorgekommen, eine genaue Zahl könne sie aber nicht nennen.
Dass es nun zu so vielen Infektionen auf einen Schlag gekommen ist, sei nicht besorgniserregend: „Mit einem PCR-Test scheint jeder als positiv aus, der auch nur eine kleine Menge Virus in sich trägt. Positiv ist aber nicht gleichbedeutend mit ansteckend.“
Ebenso betont Spertini, dass eine Ansteckung trotz der Impfung kein Normalfall ist: „Es gab jetzt einige Studien, die belegen, dass die Impfung auch gut vor der Übertragung schützt, aber insbesondere bei Altersheiminsassen handelt es sich um Personen, bei denen andere Impfungen weniger gut wirken, weil das Immunsystem schwächer ist.“
Ob die nun positiv getesteten Personen auch ansteckend sind, könne man nicht mit Sicherheit sagen, da es keine Möglichkeit gibt, dies irgendwie nachzuweisen. Dementsprechend werden alle positiv getesteten Personen – unabhängig davon, ob sie bereits geimpft sind oder nicht – so behandelt als wären sie ansteckend. Sprich, sie werden isoliert.
Die Frage, ob die Positiven auch ansteckend sind, soll anhand weiterer Tests geklärt werden. Die Proben der Personen wurden bereits zur Sequenzierung ins Labor geschickt. Dort hat sich laut Generaldirektor Florian Zerzer herausgestellt, dass es sich um die englische Variante handelt. Die Ergebnisse einer genaueren Genom-Sequenzierung, bei der untersucht wird, ob weitere Varianten eine Rolle spielen, stehen derzeit noch aus. Auch auf Antikörper wurden die Betroffenen getestet, diese Ergebnisse sollen spätestens am Samstag eintreffen. Anhand dieser Ergebnisse könnte man dann feststellen, ob die Geimpften, das Virus übertragen können.
Doch auch wenn die nun aufgetretenen Infektionsfälle bei Geimpften einige Fragen aufwerfen, so liegt die „Hauptmassage“ laut Spertini, dass es allen Geimpften nach wie vor gut geht: „Die Impfung schützt trotzdem. Würde es so viele Fälle in einem Seniorenwohnheim oder in einer Krankenhausabteilung ohne Impfung geben, würde es einige Betroffene auch schwerer treffen. Also können wir aufgrund unserer Erfahrungswerte sagen, dass die Impfung vor schweren Verläufen schützt.“
Kommentare (7)
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